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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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beugte sich vor und starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe. »Ich sehe nichts.«
    Natürlich, sie hatte ja nur ein Auge. Donaldson zeigte in dieRichtung. »Dort drüben neben dem Müllcontainer.« Erst jetzt fiel ihm auf, dass er schon einmal daran vorbeigefahren war. Der Nissan Juke war ein kleines Auto, und ein Chevy Astro hatte die Sicht auf ihn versperrt, während sie ihre Runde gedreht hatten.
    »Und wie finden wir jetzt raus, in welchem Reihenhaus sie sind?«, sagte Lucy. »Da gibt’s mindestens vierzig davon.«
    »Wir behalten die Karre im Auge.«
    Donaldson fuhr auf die andere Seite des Parkplatzes und stellte den Wagen so ab, dass man ihn nicht sehen konnte. Der Platz war ideal. Sie waren weit genug von Jacks Auto entfernt, um nicht aufzufallen. Gleichzeitig hatten sie einen ungehinderten Blick auf fast jedes Haus in der Siedlung.
    »Wir dürfen sie nicht verpassen, wenn sie wieder rauskommen«, sagte Donaldson. »Also, Lucy?«
    »Was?«
    »Halte dein Auge offen.«

Jack
31. März, 16:55 Uhr
Fünf Minuten vorher
    Ich schleppte mich keuchend über den Parkplatz und hielt auf ein etwas abseits stehendes Reihenhaus zu. Es war auf der Fensterseite mit Sträuchern und Büschen zugewachsen.
    Auf dem Briefkasten stand kein Name, nur die Nummer, die Cynthia Mathis mir gegeben hatte – 813.
    Als ich auf den Klingelknopf drückte, sagte ich zu Harry: »Mach bloß keine blöden oder beleidigenden Bemerkungen. Oder weißt du was … sag am besten gar nichts. Wenn dir eine Frage einfällt, schreib sie auf einen Zettel, und ich entscheide dann, ob ich sie stelle.«
    »Klar doch, Mama. Hast du auch Buntstifte für mich, damit ich mich in eine Ecke setzen und beschäftigen kann?«
    »Mit Buntstiften stellst du doch nur Unheil an.«
    Die Klingel funktionierte nicht. Ich hämmerte mit der Faust an die Glastür. Beinahe hätte ich aus alter Gewohnheit »Aufmachen, Polizei!« gesagt.
    Aus einem Fernsehgerät drang Lärm durch die Tür. Inzwischen regnete es wieder stärker. Ich verspürte auf einmal ein starkes Verlangen nach einer Portion Ben-&-Jerry’s-Vanilleeis mit Schokochips-Plätzchenstücken und, völlig unpassend dazu, sauren Gurken. Vielleicht sollte ich an Ben & Jerry’s schreiben und sie darum bitten, diese Geschmackskombination anzubieten.
    »Hab ich gerade deinen Magen knurren gehört?«, fragte McGlade.
    »Tu so, als wärst du immer noch bei der Polizei. Benimm dich wie ein richtiger Polizist.«
    Die Tür ging langsam und mit einem Knarren auf.
    Ehe ich ihr Gesicht sah, roch ich den Zigarettenqualm und das Nikotin.
    Ich lächelte sie an. »Violet King?«
    Durch den etwa zehn Zentimeter breiten Türspalt sah ich nur einen schmalen Ausschnitt ihres Gesichts.
    »Wer möchte das wissen?« Sie sprach mit einem leichten, aber unverwechselbaren Südstaatenakzent und roch nach Bier und Zigaretten.
    »Ich bin Jack Daniels und das hier ist mein Partner, Harry McGlade. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen über Andrew Z. Thomas stellen.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Danke, kein Interesse.«
    Sie wollte schon die Tür zumachen, hielt dann aber inne. Ihr Blick glitt von meinem Schwangerschaftsbauch zu meinem Gesicht und ihre Miene hellte sich auf. »Wissen Sie was … kommen Sie doch kurz rein.«
    Als sie die Tür öffnete, fiel für einen Augenblick das graue Dämmerlicht von draußen in den Vorraum ihres Reihenhauses. Überall waberten Dunstschleier wie Nebelschwaden über einem See. Am anderen Ende des Zimmers drang Lärm aus einem altmodischen Röhrenfernseher. Irgendeine Seifenoper, in der die Darsteller sich in einem Krankenhauszimmer anschrien und darüber stritten, ob man bei dem Patienten den Stecker rausziehen sollte.
    Violet war knapp einen Meter fünfzig groß, wog aber bestimmt um die hundertdreißig Kilo. Sie trug ein verwaschenes und weites Kleid. Es kostete sie mehr Anstrengung, durch das Zimmer zu watscheln, als ich aufwenden musste, um einzutreten.
    »Ist sie das wirklich?«, sagte McGlade aus dem Mundwinkel heraus. »Oder ist das das Tier, das sie gefressen hat?«
    »Benimm dich gefälligst, McGlade.«
    Das Wohnzimmer war klein, eng und dunkel. Abgesehen von dem Fernsehgerät gab es nur eine Lichtquelle – eine schwache Lampe auf einem Beistelltisch mit Marmorplatte, der neben der Couch stand. Aus einem Aschenbecher, in dem eine brennende Zigarette lag, kräuselte sich blauer Rauch nach oben in das schummrige Licht.
    Der Zigarettenqualm, der einem Tränen in die Augen

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