Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
das?«
    Sie rutschte auf der Couch hin und her. »Sie sind doch wegen dem Mord hier, oder? Die Frau, die auf der Brücke umgebracht wurde.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich hab Sie in den Nachrichten gesehen. Es kommt ja schließlich nicht oft vor, dass schwangere Frauen an einen Tatort gehen. Sie sind vor laufender Kamera zusammengebrochen.« Violets Augen glänzten. »Ich hoffe, dem Baby ist nichts passiert.«
    »Wissen Sie etwas über diesen Mord, Violet?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann langte sie über den Tisch, angelte die fast abgebrannte Zigarette aus dem Aschenbecher, steckte sie sich zwischen die Lippen und zog lang und gierig daran, bis die Glut wieder zum Leben erwachte.
    »Nur das, was ich in den Nachrichten gesehen habe«, sagte Violet und blies Rauch aus der Nase.
    Ich sah ihr fest in die Augen. »Haben Sie jemals im Internet den Usernamen ALONEAGAIN verwendet?«, fragte ich im Hinblick auf die Beiträge, die ich im Forum von Thomas’ Webseite gesehen hatte.
    »Hä?«
    Ihrer Verwirrung entnahm ich, dass sie keine Ahnung hatte, wovon ich sprach.
    »Kennen Sie einen Mann namens Luther Kite?«
    Violets Miene verfinsterte sich. Sie drehte sich um und spuckte einen Schleimklumpen an die Wand. Dann hob sie die Hände und präsentierte die nackte Haut ihrer schwabbeligen Arme. Sie war von Brandwunden übersät und sah wie gepökelter Schinken aus, fleckig und wie Gummi.
    » Das verdanke ich Luther Kite «, sagte sie.
    »Ich kann mich nicht erinnern, etwas über Ihre Verwicklung mit Kite gelesen zu haben.«
    »Das werden Sie auch nicht.«
    »Ist das nach dem Kinnakeet-Massaker passiert?«
    »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Wir vermuten, dass Kite Jessica Shedd umgebracht hat.«
    »Das würde mich nicht wundern.«
    »Wenn Sie Informationen für uns haben, egal welcher Art, würde uns das sehr helfen. Es könnte Menschenleben retten.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    McGlade beugte sich vor. »Sie sind also mit diesem Schriftsteller in die Kiste gehüpft?«
    »Wie bitte?«
    »Hat er die rosa Vorhänge auseinandergezogen?«
    Violet sah mich fragend an. Ich konnte nur die Augen schließen und den Kopf schütteln.
    »Hat er mit Ihnen Versteck-die-Wurst gespielt? Bei Ihnen ein Rohr verlegt?«
    »Haben Sie mit Andrew Thomas geschlafen?«, übersetzte ich schließlich.
    Sie trank die Bierflasche aus und ließ sie auf den Teppich fallen. »Das geht Sie nichts an.«
    »Das bedeutet ja«, sagte McGlade. »Und da er Ihnen immer noch Geld gibt, könnte ich wetten, dass Sie eine Vorstellung davon haben, wo er sich aufhält.«
    »Ich möchte, dass dieser Kerl auf der Stelle mein Haus verlässt.« Sie deutete auf McGlade. »Sie sind beide nicht mehr bei der Polizei. Ich habe Sie freiwillig hereingebeten.«
    McGlade beugte sich vor und schlug seine Jacke auf, sodass Violet den Griff seines Revolvers sehen konnte. »Vielleicht sehe ich mich trotzdem ein wenig um.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur zu. Sie werden nichts finden.«
    »Wirklich?«, sagte McGlade. Er hatte genauso wenig mit dieser Antwort gerechnet wie ich.
    »Ich habe nichts zu verbergen. Andy und Luther fühlen sich für mich an, als wären sie aus einem längst vergangenen Leben. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich verbrannt wurde. Nur weil ich nicht über einen schrecklichen Aspekt aus meiner Vergangenheit reden will, heißt das noch lange nicht, dass ich jemanden decke. Sie können bei mir herumschnüffeln, wo Sie wollen. Sie verschwenden ja doch nur Ihre Zeit. Aber richten Sie bitte kein Durcheinander in meinem Haus an.«
    McGlade und ich tauschten einen flüchtigen Blick miteinander. Ich fragte mich, ob eine Durchsuchung sich überhaupt lohnte. Er stand jedoch auf und legte sofort los, während ich sitzen blieb. Nicht weil ich dachte, Violet würde plötzlich reden, sondern weil ich sie im Auge behalten wollte. Wahrscheinlich besaß sie Schusswaffen, und ich wollte nicht, dass sie uns oder sich selbst Schaden zufügte.
    McGlade nahm sich als Erstes die Küche vor.
    Ich hörte, wie er den Kühlschrank öffnete und sagte: »Mein Gott, das stinkt ja unerträglich.« Dann schlug er die Tür wieder zu.
    Mir wurde schlagartig klar, dass McGlade nicht der richtige Mann für diese Aufgabe war. Wieso guckte er überhaupt in den Kühlschrank? Welche Hinweise erwartete er dort? Billigen Wurstaufschnitt und Käse-Imitat?
    Er wühlte lautstark in Schränken und Schubladen herum. Als er mit der Küche fertig war, ging er

Weitere Kostenlose Bücher