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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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erkennen.
    »Das isses, Alter.«
    »Ich hab dir über fünfzigtausend Dollar gegeben, du Arschloch.«
    Henry plusterte sich auf. »Die Karre fährt und hat gültige Papiere. Wenn’s dir nicht passt, bring ich euch in die Anstalt zurück.«
    »Ist schon okay«, sagte Lucy und packte Donaldson bei der Hand. »Alles in Ordnung, oder, D?«
    »Hast du nicht noch was vergessen?«, fragte Donaldson.
    »Was denn?«
    »Dass du uns ’ne Knarre und etwas Bargeld besorgen wolltest?«
    »Im Handschuhfach«, sagte Henry. »Eine Beretta. Die Seriennummer ist abgefeilt. Hab sogar noch ’n volles Magazin dazu.«
    »Funktioniert das Ding überhaupt?«
    »Das musst du selbst rausfinden. Die Autoschlüssel sind unter der Fußmatte.«
    »Und wo ist die Kohle?«
    »Ach ja, das. Ich hab heute Morgen vergessen, bei ’nem Geldautomaten vorbeizuschauen.« Henry fischte seine Geldbörse aus der Tasche und gab Donaldson ein paar Scheine.
    »Sechsundzwanzig Dollar?« Donald bebte vor Wut. »Wie lange soll das denn reichen?«
    »Wir werden schon zurechtkommen«, sagte Lucy. Sie fühlte sich genauso hintergangen, aber sie konnten nun mal nichts machen. Wenigstens hatten sie noch das Norco.
    »Ihr werdet erst als vermisst gemeldet, wenn das Licht ausgemacht wird, so in anderthalb Stunden«, sagte Henry. »Wenn man euch schnappt und ihr erwähnt meinen Namen, werde ich euch aufspüren und töten.«
    »Stellst du dir das so einfach vor, jemanden töten?«, sagte Lucy. »Ihm in die Augen sehen, während er abkratzt? Zuhören, wie der letzte Atemzug aus seiner Lunge entweicht? Weißt du, wie dieser letzte Atemzug schmeckt?« Sie lächelte, wohl wissend, dass ihr Gesicht dabei wie ein Totenschädel aussah. »Er schmeckt wie Zuckerwatte.«
    »Fickt euch, alle beide«, sagte Henry. Dann eilte er zu seinem Truck, sprang hinters Steuer und raste davon.
    »Ich brauche etwas Norco«, sagte Donaldson.
    Lucy ging es genauso. Eigentlich sollten sie sparsam mit dem Zeug umgehen, zumal dieses Arschloch sich ihren Vicodin-Vorrat unter den Nagel gerissen hatte. Aber im Augenblick waren die Schmerzen so furchtbar, dass sie nicht klar denken konnte. Behutsam wickelte sie das Klopapier auf. Gott sei Dank war es das Norco. Dass sie das Lorazepam verloren hatten, war Pech, aber der Verlust des Norco wäre weitaus schlimmer gewesen. Sie gab Donaldson zwei Pillen.
    »Drei«, verlangte er von ihr.
    Wut keimte in Lucy auf, verging aber sofort wieder. Sie gab ihm noch eine und nahm ebenfalls drei, wobei sie sie kaute, damit sie schneller wirkten. Das Pulver schmeckte wie Batteriesäure und brannte ihr auf der Zunge.
    »Schau dir nur diese Schrottkiste an.« Donaldson deutete auf das Auto. »Was für ein Arschloch.«
    »Ist schon gut, D. Immerhin sind wir frei.«
    Er brummte etwas Unverständliches. Dann öffnete er die Fahrertür und fand die Schlüssel. Ein kleiner Plastikfrosch diente als Schlüsselanhänger. Wenn man auf seinen Bauch drückte, kam ein winziger Lichtstrahl aus seinem Mund. Donaldson hievte sich stöhnend auf den Sitz. In einem Anflug von Verspieltheit streckte Lucy den Daumen heraus.
    »Können Sie mich ein Stück mitnehmen, Mister?«
    Donaldsons Miene hellte sich auf. »Aber nur, wenn du mir versprichst, keine Titelmelodien von irgendwelchen Shows zu trällern.«
    Lucy hinkte um das Fahrzeug herum zur Tür und stieg ein.
    »Nimm die Knarre aus dem Handschuhfach«, sagte er.
    Lucy machte die Klappe auf und fand die Pistole unter der Betriebsanleitung.
    Sie hielt die Beretta unter die Innenbeleuchtung. »Das Ding sieht ja uralt aus.«
    »Gib sie her«, sagte Donaldson.
    Lucy zögerte einen Augenblick, doch dann händigte sie Donaldson die Waffe aus.
    Er nahm das Magazin heraus.
    »Nur sieben Kugeln, verdammt noch mal. Dieser Geizhals. Na ja, wenigstens ist es ’ne Fünfundvierziger.« Er lud die Waffe durch. »Okay, hier ist noch eine.«
    »Wir brauchen ja auch nur eine«, sagte Lucy.
    Donaldson schob das Magazin wieder in den Griff. Mit beträchtlicher Mühe stieß er die Tür auf und zielte mit der Beretta auf den nächsten Baum. Der Knall hallte im Auto wider und ließ Lucys Ohren klingeln. Es war schon einige Zeit her, seit sie das letzte Mal einen Schuss gehört hatte. Für Feuerwaffen hatte sie noch nie viel übriggehabt. Ihre Waffen waren ihr gutes Aussehen, ihre Intelligenz und ihr sadistischer Einfallsreichtum gewesen.
    Sie sagte: »Du Blödmann hast gerade eine Kugel verschwendet.«
    »Nein, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass dieses

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