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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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verschwand aus meinem Blickfeld. Ich starrte ihm entgeistert hinterher. Wütend beugte ich mich runter, nahm einen Zapfen vom Boden und schmiss ihn in die Richtung in die Kjell gegangen war. Der Kiefernzapfen schlug gegen eine Birke und fiel dann auf den Waldboden.
    »Mehr Lärm als eine Wildschweinsippe!«, schimpfte ich auf dem Rückweg vor mich her. »Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein? Ich finde meinen Elch. Der wird schon sehen!«
    Beim Sommerhaus angekommen, setzte ich Kaffeewasser auf und legte mir einige Kanelbullar auf einen Teller. Ich verputzte die Zimtschnecken restlos und trank dazu mehrere Tassen Milchkaffee. Während ich den cremigen Geschmack auf meiner Zunge spürte, dachte ich an die Begegnung im Wald. Wütend war ich schon längst nicht mehr.
    Später setzte ich mich auf den Rasen hinter dem Haus, um zu lesen. Doch ich konnte mich nicht auf mein Buch konzentrieren. Die ganze Zeit spürte ich so ein Flattern im Bauch, als ob ich einen Schwarm Nachtfalter verschluckt hatte. Zu viel Kaffee, redete ich mir ein. Immer wieder musste ich an Kjell denken. Ich nahm mir fest vor, ihn in Zukunft zu ignorieren. Aber so gern ich mich auch über ihn aufregen wollte, in meiner Erinnerung hörte ich immer wieder, wie er das erste Mal meinen Namen ausgesprochen hatte.
    Am darauffolgenden Freitag schien nach wie vor die Sonne. Ich hatte wirklich Glück mit dem Wetter, was in Småland um diese Jahreszeit durchaus nicht immer der Fall war. Das dachten sich wohl auch die Schweden, denn im Laufe des Tages kamen immer mehr Leute zu ihren Sommerhäusern. Irgendwo in der Ferne dröhnte ein Elektrorasenmäher. Als ich spazieren ging, sah ich überall Nachbarn geschäftig werkeln. In den Gärten wurde Laub geharkt oder Holz gehackt. Auch traf ich im Wald auf andere Spaziergänger. Man grüßte sich freundlich und einige der Leute blieben für ein kurzes Schwätzchen stehen. Ein nettes Ehepaar erkundigte sich bei mir, in welchem der Häuser ich wohnte und wie lange ich noch da wäre. In dieser Gegend gab es nur wenige Ferienhäuser, die an ausländische Touristen vermietet wurden. Die meisten Sommerhäuser gehörten den Einheimischen, die dort seit Jahren selbst ihre Wochenenden oder Ferien verbrachten. So kannte fast jeder jeden und ich fiel den Leuten deshalb gleich als Touristin auf. Aber alle Nachbarn, die ich traf, waren freundlich und zuvorkommend – so wie damals auch.
    Ich überlegte kurz, ob ich eine Frau, die mit ihrem Hund spazieren ging, nach Kjell fragen sollte. Wenn er ebenfalls in der Nähe ein Sommerhaus bewohnte, dann musste ihn jemand kennen. Doch ich wollte nicht neugierig erscheinen und mir fiel auch kein Vorwand ein, um nach ihm zu fragen. So streichelte ich nur den Hund und wechselte mit der Frau ein paar nette, aber belanglose Worte über das Wetter, bevor ich weiter Richtung Halbinsel lief. In der Karibik angekommen, ließ ich mich in den Sand fallen und blickte auf das Wasser. Dort herrschte jetzt ein reges Treiben. Es waren mehrere Boote unterwegs. Auch ein paar Angler konnte ich entdecken. Vom Fängen dröhnte der Motor eines Sportbootes zu mir herüber. Nachdem ich die letzten Tage in völliger Einsamkeit verbracht hatte, kam es mir nun beinahe vor, als würde ich während der Rushhour in einem Café im Stadtzentrum sitzen. Unerwarteter Weise freute ich mich jedoch über die Gegenwart all dieser Menschen. Sie brachten Leben in die Umgebung und ich merkte, wie einsam ich mich vorher gefühlt hatte. Zwischen den Bäumen schienen am Abend die Lichter aus den anderen Sommerhäusern hindurch und manchmal trug der Wind den Geruch von Holzkohle herüber. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich wieder sicher. Der einzige Wermutstropfen für mich war, dass ich Kjell nicht mehr gesehen hatte. Er tauchte während des gesamten Wochenendes nicht auf.
    Am Sonntagnachmittag wurde es langsam wieder stiller am See. Nach und nach brachen die Wochenendgäste auf. Ich hatte einen Großteil des Tages im Boot auf dem Wasser verbracht. Das Angelglück war mir allerdings nicht hold gewesen. Vermutlich verhielten sich die Fische genauso scheu wie die Elche, denn seit am Freitag all die Schweden eingefallen waren, hatte ich keinen Biss mehr gehabt – obwohl ich das ganze Wochenende mit der Angel auf dem See herumruderte.
    Ich hatte mir eine der kleinen Inseln im Fängen ausgesucht, die von einem dichten Schilfgürtel umgeben war. Die Insel war mit Birken und Kiefern bewachsen und lag unweit vom Seeufer. Statt

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