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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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Inseln hindurch auf den offenen See. Ich legte mich ordentlich in die Riemen. Zunächst fuhr ich im wilden Zickzack quer über den Sandsjön ans andere Ufer. Dann ruderte ich in einiger Entfernung immer am Schilfgürtel entlang. Die Ruder glitten gleichmäßig durchs Wasser und das hatte etwas Meditatives. Mein Kopf wurde wieder klarer und die frische Luft vertrieb all die düsteren Gedanken und Ängste. Ich fühlte mich völlig frei.
    Als ich fast um den See herumgerudert war, beschloss ich, eine kleine Pause einzulegen. Ich steuerte das Boot etwas näher an das schilfbewachsene Ufer und ließ mich einfach treiben. Ich griff nach der Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Das Boot trieb weiter in das Schilf hinein. Gerade wollte ich wieder nach den Riemen greifen, um heraus zu rudern, als ich etwas zwischen den hohen Halmen entdeckte. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Augenblicklich ließ ich die Ruder los und schlug die Hände vor den Mund, um nicht loszuschreien. Ich schloss die Augen und öffnete sie erneut, doch der Anblick blieb: Dort trieb ein Körper im flachen Wasser. Es war der Körper eines Menschen. Die Person trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Die leichten Wellen ließen ihn leicht auf und ab schaukeln. Das dunkle Haar wurde durch das Wasser, das den Kopf umspülte, hin und her bewegt. Doch ansonsten regte sich die Gestalt nicht. Soweit ich es beurteilen konnte, handelte es sich um einen Mann. Mein erster Gedanke ließ mein Herzschlag für einen Moment aussetzen. »Kjell, oh mein Gott!«, entfuhr es mir. Nein, das durfte nicht Kjell sein! Was sollte ich nur tun? Ich versuchte mich zu beruhigen und klar zu denken. Mir wurde klar, dass ich die Person aus dem Wasser ziehen musste, denn vielleicht lebte der Mann ja auch noch. Auch wenn ich befürchtete, dass er bereits tot war, wollte ich Gewissheit haben. Ich musste ihm ins Gesicht sehen. Ich nahm ein Ruder und stand auf. Dann schob ich mit Hilfe des hölzernen Ruders den Körper langsam über die Schilfgrashalme hinweg immer näher ans Ufer, bis ich den leblosen Körper fast an Land geschoben hatte. Mein kleines Boot dümpelte ein wenig zurück. Ich benutzte das Ruder jetzt wie ein Gondoliere und stieß mich damit am Untergrund vorwärts, bis der Bug des Ruderbootes über den Boden schabte. Ich sprang an Land und vertäute das Boot an einer Kiefer. Mit zitternden Beinen ging ich zu dem Körper. Er trug ein schwarzes T-Shirt und Jeans. Ich traute mich nicht, ihn anzufassen und so benutzte ich abermals das Ruder, um den Mann vollständig an Land zu schieben. Mit etwas Mühe drehte ich ihn um. Weit aufgerissene Augen starrten mich mit leerem Blick an. Die Iris beider Augen war matt. Ich brauchte nicht auf sein Puls oder sein Herz zu hören. Dieser Mann war mit Sicherheit tot. Ich starrte auf eine Leiche. Für einen Moment drehte sich alles. Ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Taumelnd ging ich mehrere Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken an einer Kiefer stand. Dann rutschte ich an dem Baumstamm gelehnt hinunter und hockte schließlich auf dem Waldboden. Ich umklammerte meine Knie und fing heftig an zu Schluchzen. Es dauerte einige Zeit, bis ich aufhören konnte zu weinen. Auch wenn mir immer noch übel war, so fing mein Kopf doch wieder an zu arbeiten.
    Es war nicht Kjell. Obwohl ich darüber sehr erleichtert war, fragte ich mich, wer dieser Mann dann war? Und wie war er gestorben? Durch einen Unfall? Wie lange hatte er wohl schon so im Wasser gelegen?
    Erneut stand ich auf und ging zu dem Toten. Ich schaute ihn mir noch einmal genau an. Er war recht jung, vermutlich Mitte 20. Sein Kopf hing irgendwie seltsam abgewinkelt am Körper. Ich schlang die Arme um mich, um ein erneutes Schaudern zu vermeiden. Es würde mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Polizei zu verständigen. Schon wieder!
    Ich lief zum Boot und holte mein Handy aus der Windjacke. Während ich die Nummer wählte und wartete, dass sich jemand meldete, machte ich noch eine Entdeckung. In einiger Entfernung hinter mir lagen zwei Sommerhäuser zwischen den Bäumen, die es früher noch nicht gegeben hatte. In meiner Aufregung waren sie mir zunächst gar nicht aufgefallen. Aber nun sah ich sie und etwas fiel mir direkt ins Auge: Bei beiden Häusern war jeweils eine Fensterscheibe zerbrochen.

7. Kapitel
Unter Verdacht

    Nur kurze Zeit später war das Waldstück voller Leben. Unzählige Polizisten liefen um die beiden Sommerhäuser und die Leiche herum und

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