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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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gefallen war, bemerkte ich, wie die Sonne langsam zwischen den Wolken hervorkam. Ausgiebig wischte ich mit dem Lappen die Sitzbank trocken. Ich strich mir mit dem Handrücken über die Stirn. Eine ganz schön schweißtreibende Arbeit. Aber nun war das Boot wieder sauber und da ich nicht sicher war, wie lange es trocken bleiben würde, beschloss ich diesen Umstand zu nutzen, und ein wenig im Fängen herum zu rudern. Es gab einige Buchten, in denen ich in diesem Urlaub noch nicht gewesen war. Das wollte ich jetzt nachholen. Außerdem brauchte ich dringend Bewegung.
    Ich ging zurück zum Haus, holte mir meine Angelausrüstung und meine Regenjacke.
    Den ganzen restlichen Tag verbrachte ich auf dem Wasser. Ich ruderte einmal um den Fängen herum. Ging immer mal wieder in einer der schilfbewachsenen Bucht vor Anker und warf die Angel aus. Ein frecher kleiner Hecht interessierte sich sehr für meinen Gummifisch, doch er war eindeutig zu klein und ich war froh, als er kurz vor dem Boot abdrehte und nicht anbiss, während ich den Köder einholte. Nachmittags ruderte ich zurück, um eine Kaffeepause einzulegen und ein paar Kekse zu essen. Ich saß auf der Terrasse und schaute zum Boot hinunter. One Ear hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen und ließ mich auch jetzt allein. Genau wie ein gewisser Jemand. Auch ein Kater ist schließlich nur ein männliches Wesen, dachte ich mir.
    Das Wetter war im Laufe des Tages besser geworden. Am blauen Himmel trieben jetzt große weiße Wattewolken und die Sonne schien wieder. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Glück ich mit dem Wetter hatte.
    »Es kann ja nicht alles schiefgehen«, sagte ich laut zu mir, während ich wieder auf den Fängen zurückruderte. Ich steuerte zunächst die Karibik an, um eine Runde zu schwimmen. Doch noch bevor ich im Schilfgürtel der Halbinsel ankam sah ich die beiden. Es war ein Pärchen, das im flachen Wasser herumtollte. Ein langbeiniges Mädchen versuchte mit lautem Lachen vor einem großen muskulösen Jungen davonzulaufen. Dabei lief sie tiefer ins Wasser hinein und musste anfangen zu schwimmen. Der Junge hechtete ins Wasser und holte das Mädchen mit ein paar geschmeidigen Kraulzügen schnell ein. Er packte sie und zog sie eng an sich. Sie kreischte und versuchte sich spielerisch aus seiner Umklammerung zu lösen, um sich dann an ihn zu schmiegen und ihre Arme um seinen Hals zu legen. Ich beobachte das scheinbar glückliche Paar einen Moment, dann beschloss ich, dass ich ein anderes Mal schwimmen gehen würde. Ich wollte die beiden Turteltauben nicht durch meine Anwesenheit stören. Ich griff nach den Rudern, um im Bogen am Schilf entlang zurückzurudern, als der weißblonde Junge seinen Blick hob und in meine Richtung blickte. Obwohl er eigentlich viel zu weit weg war, konnte ich genau seine Augen erkennen. Sie waren eisblau. Es war der Junge, der mich beobachtet hatte, als ich mit Lilja im Café gegessen hatte. Eine unerklärliche Angst überfiel mich. Hastig ruderte ich los. Ich sah noch einmal zu ihm herüber und hätte schwören können, dass ein kaltes Lächeln seine Mundwinkel umspielte.
    Ich ruderte möglichst weit weg von dem Paar. Diese Augen hatten mich erschreckt. Dabei war es nicht möglich auf diese Entfernung die Augenfarbe zu erkennen. Doch ich hatte sie gesehen, als hätte er direkt vor mir gestanden. Ich schüttelte den Kopf. Langsam drehe ich durch. Das war nur ein schwedisches Liebespaar, das im See herumtollte. Ich hatte schließlich kein Anrecht darauf, hier völlig allein zu sein. Was war nur los mit mir? Die Vorgänge der letzten Tage, mussten mich doch stärker aus der Bahn geworfen haben, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Nachdem ich solange gerudert war, bis mir meine Gedanken wieder einigermaßen klar erschienen, suchte ich mir eine kleine sonnige Bucht zum Ankern. Dort lauschte ich dem leisen Plätschern der Wellen, die an mein Boot stießen und dem Wind in den Birken. Das Schilf raschelte. Es war friedlich. Ich wäre, trotz der fürchterlichen Gespenster aus der Vergangenheit und der letzten Tage, vermutlich glücklich gewesen, wenn ich die Schönheit der Natur mit jemandem hätte teilen können. Insgeheim beneidete ich das Liebespaar um ihr Glück. Ich fühlte mich schrecklich einsam. Wie würde es wohl sein, wenn ich wieder zu Hause war? Ich hatte mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie es dann weitergehen würde. Ob ich mir einen Studienplatz suchen, oder doch eine Ausbildung anfangen sollte?

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