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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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auf meiner Brust lag, in die Hand. Ich blickte nach unten.
    »Der Anhänger sieht genauso aus, wie der, den mein Bruder damals getragen hat. Nur hatte er ihn an einem Lederband. Weißt du, mein Bruder ist vor zehn Jahren hier im See ertrunken.« Es war das erste Mal, dass ich es laut aussprechen konnte, ohne in Tränen auszubrechen.
    Kjell schwieg und sah mich an. Ich löste meinen Blick von dem Hornanhänger und blickte ihm in die Augen. Ein dunkles Spiel aus tiefem Blaugrün. Er nickte nur und fragte nicht weiter nach. Das war ungewohnt für mich, da sonst jeder nachfragte, aber ich war ihm in diesem Moment dankbar dafür.
    Die Sonne war mittlerweile hinter den Bäumen gänzlich verschwunden und der Himmel war von zarten Lilatönen überzogen. Wir standen dicht voreinander und ich fühlte mich ganz von seiner Anwesenheit umfangen. Die Mücken summten wie wild und stachen munter in meine Hände und jede andere unbedeckte Körperstelle. Dennoch war dies ein sehr romantischer Moment. Kjell hielt den Anhänger immer noch in der Hand. Er legte ihn zart ab und strich dabei wie zufällig sanft über meine Brust.
    »Perfekt«, sagte er leise.
    In diesem Moment ertönte hinter uns ein lautes Fauchen. Angelockt von dem Fischgeruch war Captain One Ear zum Bootsschuppen gekommen. Er kam immer, wenn ich Fische ausnahm, um die Köpfe zu ergattern. Nun stand er mit einem Buckel und aufgestelltem Fell da und fauchte und knurrte wie von Sinnen. Der Kater wirkte dabei fast doppelt so groß und gebärdete sich wie eine gereizte Wildkatze.
    »One, alter Räuber, was ist denn mit dir los?«, redete ich den Kater freundlich an. Dann machte ich einen Schritt auf ihn zu. Da sprang One mit einem Satz zur Seite und rannte wie vom Teufel gejagt über die Wiese in den Wald hinein.
    »Komisch, so habe ich den Kater noch nie erlebt. Er ist sonst immer ausgeglichen und gutmütig.«
    Kjell zuckte nur mit den Schultern. »Sag mal, hast du dir eigentlich schon mal die Fischadler angesehen?«, lenkte er mich ab.
    »Ich glaube, ich habe heute einen über dem See fliegen sehen.«
    »Ich kann dir ihren Horst zeigen. Dort kann man sie wunderbar beobachten. Würde dir das gefallen?«
    »Das wäre phantastisch«, freute ich mich aufrichtig. Für einen Moment wunderte ich mich, wie er es immer wieder schaffte, dass ich ihm so schnell verzieh.
    »Gut, dann komm morgen früh zum alten Holzsteg gegenüber der kleinen Felseninsel im Sandsjön. Weißt du, wo das ist?«
    Ich nickte. »Wann soll ich dort sein?«
    »So gegen halb zehn.« Damit drehte sich Kjell um und ging zum Waldweg.
    Ich stand noch einen Moment da und ließ mich weiter von den Mücken aussaugen. Mir wurde bewusst, dass Kjell mich wieder nicht geküsst hatte. Ob das in diesem Leben noch mal etwas werden würde?
    Na ja, sagte ich mir, morgen ist auch noch ein Tag. Ich griff mir die Fische und ging ins Haus.

9. Kapitel
Mit einem Wink aus der Tiefe

    Ein Sonnenstrahl weckte mich. Erst glaubte ich, zu träumen. Aber der wolkenlose blaue Himmel war durch das schräge Dachfenster zu sehen. Ich schlug die Bettdecke zur Seite. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich mit Kjell verabredet war! Bei diesem Wetter würde es ein herrlicher Tag werden. Ich fühlte, wie mich eine erwartungsvolle Unruhe erfasste. Mit einem Satz war ich aus dem Bett. Captain One Ear räkelte sich noch am Fußende des Bettes und war über diese plötzliche Hektik gar nicht erfreut. »Miau«, protestierte er. Doch ich ignorierte seinen jammernden Ton und war nur froh, dass der Kater sich nach seinem gestrigen Anfall wieder beruhigt hatte. Jetzt wirkte er so entspannt und faul wie immer. Beschwingt lief ich die Treppe hinunter zur Küche. Der Kater folge mir gemächlich. Er blieb in der Tür sitzen und beobachtete, wie ich geräuschvoll in den Küchenschränken kramte. Heute früh musste es schnell gehen, da ich etwas zu lange geschlafen hatte.
    Eine knappe Stunde später saß ich im Boot und ruderte mit gleichmäßigen Zügen voran. Es war ein herrlicher Morgen. An den Ufern leuchteten die Bäume in ihren herbstlichen Farben, die Luft war klar und trug noch den Geruch des letzten Regens in sich. Trotz der Morgensonne, war es auf dem Wasser ziemlich kühl geworden. Deshalb hielt ich mich dicht am Schilfgürtel und vermied so den frischen Wind in der Mitte des Sees. Im Schilf platsche es. Ein Wasservogelpärchen fühlte sich von mir gestört und schwamm aufgeregt davon. Ich hatte fast den Platz erreicht, an dem ich mich mit Kjell

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