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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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antwortete nicht und ließ mich auch nicht los, bis wir den Steg erreicht hatten.
    »Steig ins Boot, ich rudere dich zurück zum Haus.« Kjell fing an die Vertäuung zu lösen. Ich stand weiterhin auf dem Steg und rührte mich nicht. »Ich will wissen, was das alles zu bedeuten hat.«
    Kjell sah kurz zu mir auf. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn so finster an, wie es mir nur möglich war.
    »Sofie, ich habe jetzt keine Zeit für lange Erklärungen. Mir ist nur etwas eingefallen, was ich erledigen muss. Es duldet keinen Aufschub!«
    »Und warum bist du eben im Wald so ausgeflippt? Du hast mir Angst gemacht.«
    »Es tut mir leid. Wirklich, Sofie. Wir reden später darüber, okay? Jetzt kommt und steig ins Boot. Ich bring dich zurück.«
    »Ich kann allein zurückrudern.«
    Kjell richtete sich auf und kam auf mich zu. Er hatte wieder diesen zornigen dunklen Blick. »Nein! Ich werde rudern!«
    Erschrocken wich ich von ihm zurück. Er wirkte ebenso bedrohlich wie zuvor im Wald und mich überlief eine Gänsehaut. Kjell schien zu merken, dass er mich ängstigte. Sofort wurde seine Stimme weicher. »Ich muss sowieso in diese Richtung und nachdem du so verwirrt warst, weil du glaubst eine Hand im See gesehen zu haben, mache ich mir Sorgen um dich. Ich möchte doch nur, dass du sicher nach Hause kommst.«
    Kjell kam nun näher und zog mich erneut in seine Arme. Er streichelte mir beruhigend über den Rücken.
    »Bitte, vertrau mir. Wir reden später.«
    Ich lehnte mich an ihn. Das war alles so verwirrend. Der Junge, der mein Herz zum Klopfen brachte, war so voller Rätsel. Er irritierte mich und nun machte er mir mit seinem aggressiven Verhalten auch noch Angst. Ich versuchte einen klaren Kopf zu behalten. Mein Verstand sagte mir, dass Kjell mir nicht gut tat. Vielleicht war es besser, wenn ich ihn nicht wiedersah. Doch ich traute mich nicht, ihm das zu sagen. Nicht in dieser Situation. Außerdem hatte mein dummes Herz da auch noch ein Wörtchen mitzureden. So nickte ich nur und wand mich dann aus seiner Umarmung, um ins Boot zu steigen.
    Kjell ruderte uns zügig über den See, wobei er dem Ufer fernblieb. Keiner von uns sprach während der Fahrt. Ich hing meinen Gedanken nach und musterte ihn heimlich aus den Augenwinkeln. Er blickte verbissen drein und sein Gesichtsmuskel zuckte vor Anspannung. Die dunkle Haarsträhne, die ihm immer wieder ins Gesicht fiel und die er normalerweise mit einer lässigen Handbewegung wegstrich, ignorierte er.
    Als wir beim Sommerhaus anlegten, band er das Boot fest und folgte mir zur Haustür.
    Zögernd stand ich mit dem Schlüssel in der Hand da. Kjell blieb vor mir stehen und sagte: »Entschuldige, dass wir unseren Ausflug abbrechen mussten. Wir holen das nach, versprochen.«
    Der Ausflug war mir längst nicht mehr wichtig und so schüttelte ich nur den Kopf. Meine Angst war verflogen, aber meine Neugier war erwacht. Ich wollte Antworten für sein seltsames Verhalten haben. Vermutlich wäre es besser gewesen, ich hätte unsere seltsame Beziehung in diesem Moment beendet, aber ich konnte es einfach nicht.
    So hörte ich mich fragen: »Wie kann ich dich erreichen? Diese Botschaften am Ruderboot sind ja nicht wetterfest.« Ich versuchte zu lächeln, was mir nicht richtig gelingen wollte. »Wie wäre es, wenn du mir deine Handynummer gibst?«
    »Das ist nicht nötig«, entgegnete Kjell. »Ich hole dich heute Abend ab. Dann können wir reden. Bis dahin, pass auf dich auf.«
    Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging zur Holzbrücke in Richtung Wald.
    Den Nachmittag verbrachte ich auf der Veranda. Wieder versuchte ich, mich mit Lesen abzulenken und wieder mit eher mäßigem Erfolg. »Pass auf dich auf!« Seine Worte hatten sich in meinem Kopf eingebrannt. Auch wenn Kjell es nicht explizit gesagt hatte, so hörte es sich an, als wollte er nicht, dass ich noch einmal allein auf dem See ruderte. Nach der seltsamen Vision heute Morgen stand mir allerdings auch gar nicht der Sinn danach. Seine Warnung hatte bedrohlich geklungen. Ob er das Geheimnis des schwarzen Sees kannte? Unsinn! Es gab kein Geheimnis. Mir blieb nur, auf den Abend zu warten und zu hoffen, dass Kjell mir Antworten auf meine Fragen geben würde.
    Um mich auf andere Gedanken zu bringen, versuchte ich Kari anzurufen, aber es ging nur der Anrufbeantworter an. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, legte ich wieder auf. Auch bei Lilja hatte ich keinen Erfolg. Ihr Handy hatte anscheinend keinen

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