Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
so real gewesen. Ich schlang die Arme um mich. Im dichten Wald hing immer noch die feuchte Kühle des Regentages. Ich musste einer großen Pfütze ausweichen. Kjell lief zügig voran. Wieder konnte ich kaum Schritt mit ihm halten. Doch diesmal nahm er nicht meine Hand – was ich ehrlich gesagt sehr bedauerte. Er war noch schweigsamer als sonst und wirkte ziemlich angespannt. Ob er wohl sauer auf mich war, weil ich ihn hatte warten lassen?
Die weichen Moospolster am Boden verschluckten jeden unserer Schritte. Ich räusperte mich.
»Bist du wütend auf mich?«, fragte ich ihn zaghaft.
Kjell zuckte zusammen, als hätte ich ihn einen Stich verpasst. »Was redest du da für einen Unsinn?« Seine Stimme klang gereizt.
»Na ja, du sprichst kein Wort mit mir und läufst so schnell vorweg, dass ich dir kaum folgen kann.« Ich wartete einen Moment, aber Kjell sah mich nur schweigend an. Was stimmte bloß nicht mit ihm? Er durfte sich schlecht benehmen und ich sollte ihm alles sofort verzeihen. Aber wenn ich etwas zu spät kam, machte er gleich ein Drama daraus.
»Okay, ich habe mich verspätet. Es tut mir leid«, lenkte ich ein. »Aber das ist doch kein Grund so sauer zu sein. Ich hatte mir unseren Ausflug zu den Fischadlern ehrlich gesagt etwas vergnügter vorgestellt. So macht mir das wirklich keinen Spaß.«
Kjell strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich bin nicht sauer auf dich. Aber kannst du mir erklären, wieso du dich so leichtsinnig aus dem Boot beugen musst. Es sah aus, als wolltest du dich ins Wasser stürzen. Was war los, Sofie?«
»Du hast dir Sorgen um mich gemacht?« Ich war ehrlich erstaunt.
»Ja, verdammt!« Dann fuhr er mit sanfter eindringlicher Stimme fort: »Mach so etwas nie wieder! Du könntest mit dem Boot umkippen. Versprich mir aufzupassen.«
Ich nickte. Innerlich machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Er sorgte sich um mich und war deswegen sauer gewesen. Das bedeutete, er musste mich gern haben. Ich lächelte Kjell an. Er drehte sich um und wollte weiter gehen. Doch eine Sache wollte ich unbedingt noch wissen.
»Kjell?«
»Hm?«
»Ich weiß es klingt seltsam. Aber hast du zufällig auch etwas bei den Seerosen gesehen?« Kaum hatte ich diese Frage gestellt, wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war.
»Wie bitte?« Ruckartig fuhr er herum. Kjells Augen schienen Funken zu sprühen. »Was hast du gesehen?«
Seine Reaktion verunsicherte mich. Ich hatte das Gefühl einem Raubtier gegenüberzustehen, dass gleich zum Sprung ansetzen wollte.
»Vielleicht habe ich mich auch nur getäuscht.« Ich merkte wie meine Stimme zitterte.
Mit einem Satz war er bei mir und drängte mich gegen den dicken Stamm einer großen Kiefer. Mir blieb fast die Luft weg, während er mich mit seinem ganzen Körper gegen den Baum drückte.
Ein kleiner abgebrochener Ast bohrte sich in meinen Rücken. »Sag mir, was du gesehen hast!«
Kjell fasste mich nun an den Schultern und ich glaubte für einen kurzen Moment, er wolle mich schütteln. Doch er sah mir nur tief in die Augen.
»Ich …«, begann ich zögernd. »Ich glaube, da war eine Hand. Ich dachte, jemand würde ertrinken. Die Hand hat gewinkt.«
Jetzt würde er mich bestimmt für völlig geistesgestört halten. Doch anstatt etwas zu sagen, schlang er seine Arme um mich und zog mich noch fester an sich. Ich spürte seinen Körper so nah an meinem und roch seinen Duft, der mir schon in der Elchnacht aufgefallen war. Ein verführerischer Duft nach Wald, Wasserlilien und etwas Undefinierbarem. Er umhüllte mich. Ich bekam kaum noch Luft.
Eigentlich hatte ich mir so eine leidenschaftliche Umarmung von Kjell gewünscht. In einer anderen Situation hätte ich sie sicherlich genossen, aber jetzt war ich verängstig von seinem Verhalten. Er neigte seinen Kopf und küsste meinen Hals. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Er flüsterte in mein Haar »Nein! Nein, du gehörst mir!« Seine Arme hielten mich so fest wie ein Schraubstock.
Ich fühlte Angst in mir aufsteigen. »Kjell, du tust mir weh!«, rief ich und versuchte mich mit aller Kraft aus seiner Umarmung zu lösen.
Unvermittelt ließ er mich los. »Komm«, forderte er mich auf, »wir müssen zurück.«
Ich war völlig verwirrt. »Warum?«
»Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.« Kjell griff nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her.
»Aua, lass mich los. Verdammt, Kjell, was soll das?«, fluchte ich, während er mich hinter sich her in Richtung des Holzstegs zerrte.
Er
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