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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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wie sonst immer in einiger Entfernung zu ankern und in
Richtung des Schilfs meine Angel auszuwerfen, probierte ich diesmal
eine andere Taktik aus. Ich hatte mein Boot leise in den Schilfgürtel
treiben lassen und verharrte an einer windgeschützten Ecke. Von
dort aus warf ich meine Angel in Richtung des tieferen Wassers aus.
Kurz vor meinem Boot fiel der Untergrund ziemlich steil ab und ich
vermutete bei dem steinigen Untergrund einen sogenannten Barschberg.
Ich hoffte, dort ein oder sogar zwei Barsche zu fangen. Die Stunden
vergingen, doch außer ein paar Hängern an Steinen oder
Ästen im Wasser tat sich nichts.
    Irgendwann gab ich
es auf und baute die Angel auseinander. Dennoch blieb ich mit meinem
Boot noch für einige Zeit im hohen Schilf. Ich trank einen
Schluck aus meiner Wasserflasche und lauschte dem leisen Plätschern
der Wellen. Ich saß so verborgen, dass sich sogar ein Blässhuhn
in meine Nähe verirrte und mich erst bemerkte, als es direkt vor
meinem Boot war. Irritiert schwamm der Wasservogel weg. Es war ein
wunderschöner Abend. Verträumt blickte ich auf die
Landschaft. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass sich wieder
einmal ein gewisser Jemand in meine Gedanken drängte. Ich hatte
Kjell seit dem Morgen im Wald nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte er
seine Ferien beendet und er war schon wieder weggefahren,? Dieser
Gedanke erschreckte mich. Auch wenn ich eigentlich nichts über
ihn wusste. Nicht einmal, in welchem der Sommerhäuser er wohnte.
Ich kam mir plötzlich sehr einsam vor. Über dem See lag ein
rosa Abendhimmel. Die wenigen Wolken spiegelten sich im Wasser. Es
hätte so friedlich sein können. Doch mit der Abenddämmerung
kamen auch die Mücken. Ihr Surren ließ mich aus meinen
Tagträumen aufwachen und schon stürzten sich die ersten
gefräßigen Monster auf mich.
    Ich wollte gerade
aufbrechen, da hörte ich Stimmen vom Ufer, das hinter der
kleinen Insel lag. Eigentlich hätte mich das nicht weiter
interessiert. Schließlich waren am Wochenende ständig
Leute im Wald oder am See unterwegs gewesen und mehr als einmal hatte
der Wind Fetzen einer Unterhaltung über das Wasser herüber
getragen. Normalerweise wäre ich davon ausgegangen, dass es sich
um Wochenendausflügler handelte, die noch etwas am Seeufer
spazieren gingen, bevor sie fuhren. So hätte ich dem Gespräch
keine Beachtung geschenkt, aber irgendetwas ließ mich
aufhorchen. War es der Klang der einen Stimme? Es waren eindeutig
zwei Männer. Vorsichtig spähte ich durch das Schilf
hindurch in Richtung des Ufers. Dort, im Schatten der Bäume
standen zwei Personen. Ich konnte nur erkennen, dass es sich
anscheinend um einen älteren und einen jüngeren Mann
handelte. Von ihrem Standort aus konnten sie mein Boot nicht sehen.
Die beiden schienen in ein Streitgespräch verwickelt zu sein.
Ohne es zu wollen, versuchte ich zu verstehen, worum sich die
Unterhaltung drehte.
    Gerade sprach der
Ältere. Seine Stimme klang herrisch. Leider konnte ich nur
einige Bruchstücke verstehen. »Es wird langsam Zeit…
worauf… warten. Die anderen… ungeduldig.«
    Ich wusste nicht
worum es ging, doch die Stimme des älteren Mannes verursachte
bei mir eine Gänsehaut. Jetzt fiel ihm der junge Mann ins Wort,
der noch immer mit dem Rücken in meine Richtung stand. Er schien
sehr aufgebracht zu sein. »…noch nicht so weit…
Ich brauche mehr Zeit«, fuhr er sein Gegenüber heftig an.
    Dieser erwiderte
kühl: »Bis Vollmond ist Zeit…«
    Den Rest verstand
ich nicht mehr. Ich verjagte eine besonders hartnäckige Mücke,
die versuchte, mich in meine Nase zu stechen. Dann spähte ich
wieder durch das Schilf zum Ufer. Der alte Mann war verschwunden. Nur
der Junge war am Seeufer stehen geblieben. Er trat einen Schritt vor
und aus dem Schatten heraus. Mir stockte der Atem. Konnte es sein?
Ich glaubte für einen kurzen Augenblick Kjell zu erkennen, aber
da er gerade in diesem Moment direkt in meine Richtung blickte,
duckte ich mich schnell hinter dem Schilf. Ich konnte es mir nicht
genau erklären, aber ich wollte lieber unentdeckt bleiben. Das
Gespräch war irgendwie seltsam gewesen und eine unerklärliche
Furcht breitete sich in mir aus. Wer konnte schon sagen, was dieser
Typ tat, wenn er merkte, dass ich die Unterhaltung belauscht hatte.
Ich wagte nicht, mich zu bewegen. Nach einigen Minuten spähte
ich erneut zum Ufer hinüber. Der Junge war verschwunden. Dennoch
griff ich so leise wie möglich nach den Riemen. Ich stieß
mich möglichst geräuschlos ab

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