Klagelied auf einen Dichter
vor –, dann war es meist im Streit, und der Streit mit McLaren war
der schlimmste seit langem. Denn der, in Rage geraten über einen Sixpence oder
einen Shilling, den man ihm vorenthielt, hatte Christine ganz unverhohlen die Tochter
des Gutsherrn genannt, und auch wenn Guthrie sich zu beherrschen wußte und
nichts darauf entgegnete, habe man ihm seine Wut doch angesehen, sagte McLaren,
und Mistress McLaren war überzeugt, daß er von jenem Tage an einen Groll gegen
sie hegte. Ich persönlich glaube nicht, daß Guthrie sich solche Dinge merkte
oder sich groß darum scherte; wenn man sich erst einmal lang genug in das Buch
der menschlichen Natur vertieft hatte, dann sah man, daß er einer von jenen
war, die von etwas getrieben werden, das tief in ihrem Inneren steckt – und so
sehr davon besessen sind, daß sie kaum wahrnehmen, was um sie herum geschieht.
Doch Mistress McLaren war überzeugt, daß er mit seinem bösen Blick ihre
Schweine verhexen würde, wenn er eine Gelegenheit dazu bekam, denn für sie war
Guthrie das Schlimmste, was es zwischen den Highlands und den Engländern
überhaupt gab, und ihre stinkende Schweineherde das Wichtigste, und für ihre
einfältige Seele war es ganz selbstverständlich, daß der eine versuchen würde,
das andere zu verderben. Sie forderte Dr. Jervie auf, daß er und die Pfarrer in
Mervie und Dunwinnie sich absprechen sollten, daß stets einer von ihnen wachte;
von ihrer Großmutter wisse sie, daß dies das beste Mittel sei, die Macht des
bösen Blicks in der ganzen Gegend zu bannen.
Nun, die Säue waren von Rob Yules Eber trächtig, und die Alte war
ganz verrückt wegen ihrer Viecher und stand an dem Verschlag und schnüffelte
den Gestank, wie ein Tourist auf einem Reiseplakat die Meerluft atmet, und so
wie sie sich anstellte, hätte man denken können, es sei ein neuer Prince of
Wales, der da geboren werden sollte. Einmal hatte sie ihnen eine mächtige
Haferbrühe gekocht – jede Sau, erklärte sie, müsse ja schließlich für zwanzig
fressen –, und sie hatte sie gerade hinaus auf den Hof getragen, damit sie ein
wenig abkühlte, als sie im selben Augenblick den Gutsherrn den Weg am Bach
entlang kommen sieht. Mistress McLaren hätte fast der Schlag getroffen; sie war
ja überzeugt, daß Guthrie nur einen einzigen Blick auf ihre Säue zu werfen
bräuchte, und mit den Ferkeln wäre es vorbei. Also goß sie ihre Brühe in aller
Eile in die Tröge hinten im Stall, trieb die Schweine hinein – die ließen es
sich nicht zweimal sagen, als sie den Fraß rochen – und schloß die Tür hinter
ihnen, so daß Guthrie schon sehr neugierig sein mußte, bevor er sie zu sehen
bekam. Doch Guthrie, so gelehrt er auch sein mochte, hatte doch auch die
Instinkte eines Bauern. Er roch den Schweinestall, kam zu Mistress McLaren
herüber und begrüßte sie, und es dauerte nicht lange, da sah er zur Stalltür
hinein und ließ den Blick über die schmutzigen Rücken der Tiere schweifen, wie
sie an ihren Trögen schlürften und schmatzten. Am nächsten Morgen waren
Mistress McLarens Schweine tot. Und auch wenn manch einer versuchte, die Alte
zur Vernunft zu bringen, und sie fragte, was sie denn anderes erwarte, wenn sie
trächtige Säue mit soviel siedendheißer Haferbrühe vollstopfe, doch nichts
konnte sie von ihrer Überzeugung abbringen, daß es die Hexerei des Gutsherrn
gewesen war, eines Mannes, der keinen Sonntag in die Kirche ging und der ganz
offensichtlich mit dem Teufel im Bunde war. Und diese Geschichte mußten wir uns
alle wieder von vorn anhören, als die Gamleys fortgejagt wurden; und von da an
glaubten viele in Kinkeig, daß Luzifer höchstpersönlich auf Castle Erchany
herrschte.
Offenbar wollte Luzifer dort so allein sein, wie man es auf diesem
kargen Felsen nur konnte. Eine Woche verging, und alle waren gespannt, wen er
an Stelle Gamleys auf dem Bauernhof anstellen würde, und als nichts geschah, spekulierte
man, ob er vielleicht niemanden fand, der bereit war, sich für so geringen Lohn
abzurackern, denn die Gamleys hatten schwer gearbeitet, um den zähen Boden dort
oben unter den Pflug zu nehmen, und Guthrie hatte den Gewinn dafür eingesteckt.
Aber keiner hatte etwas davon gehört, daß der Gutsherr sich nach einem neuen
Bauern umsah; je weniger sie erfuhren, desto neugieriger wurden die Leute, und
dann fuhr eines Tages Will Saunders auf den Markt in Dunwinnie und kam mit der
Nachricht zurück, daß Guthrie seine mageren Kühe schon zwei oder drei Tage,
nachdem die
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