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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gequält auf. »Was Sie nicht sagen! Meinen Sie, ich habe das geplant? Ich konnte nicht ahnen, dass es so weit kommen würde.«
    »Ich weiß nicht, ob das überhauptjemand ahnen konnte, Liebes.« Die Ärztin seufzte. »Ich werde es für mich behalten. Solange Ihre Gefühle nicht Ihre Pflichten beeinträchtigen, erhebe ich keine Einwände dagegen, dass Sie ihm zugeteilt bleiben.«
    Tse nahm die Hand der anderen Frau in die ihre und schenkte ihr das herzlichste Lächeln, dessen sie fähig war. »Danke.«
    Nadurovina nickte ein letztes Mal, dann wandte sie sich von ihr ab und drängte sich wieder in die Menge. Dieses Mal hielt eine Wache sie auf, doch Chimbu, der im Krankenzimmer war, hatte sie offenbar gesehen, denn er rief dem Wachtposten zu, er möge sie durchlassen.
    Das Krankenzimmer sah tatsächlich so aus, als sei eine Bombe darin explodiert. Vom Patienten war nirgends eine Spur.
    »Wir haben ihn nach gegenüber verlegt, ins Zimmer 52.« Chimbu wirkte müde und ausgelaugt. »Zusammen mit allem, was er noch nicht kaputt gemacht hat. Er schläftjetzt, dank der Beruhigungsmittel.« Ohne näher darauf einzugehen, deutete er auf die Umgebung.
    Das Ausmaß der Zerstörung war beeindruckend, stellte Nadurovina fest. Kaum zu glauben, dass ein kleiner, unterernährter Patient, der sich noch immer erholen musste, dazu imstande gewesen war, in so kurzer Zeit ein derartiges Chaos anzurichten. Chimbu las ihr die Frage am Gesicht ab.
    »Schwester Tse hat sofort das Pflegepersonal gerufen, aber die wollten nicht eingreifen, weil sie befürchteten, er könnte sich ernsthaft verletzen. Erst als der diensthabende Arzt einige Minuten später eintraf, hat er ihnen befohlen einzugreifen. Zu diesem Zeitpunkt wütete der Patient noch immer. Fünf Krankenpfleger waren nötig, um ihn ruhig zu stellen, sodass einer von ihnen ihm ein Sedativum injizieren konnte. Sie haben Mallory in dem Moment angesprungen, als es so aussah, als wolle er zum Fenster laufen.«
    Nadurovina blickte zu dem eigens nachgerüsteten Sicherheitsglas, das sogar eine Granate abhalten würde. Ob es wohl auch dem Amok laufenden Mallory hätte standhalten können? Das Fenster war nach wie vor geschlossen. »Hat er sich selbst verletzt?«
    »Nicht allzu ernst. Kleinere Schnitte und Schrammen. Ich habe mit Tse gesprochen. Der Grund für seinen Ausbruch ist recht eindeutig, finde ich.«
    Die Psychiaterin nickte. »Ich habe auch mit ihr gesprochen.« Während sie mit dem Chefarzt sprach, ließ sie den Blick suchend durch den Raum schweifen. Teure Geräte waren zerschmettert, Kabel aus Wänden und Monitoren gerissen, Möbel demoliert. Verdreht und verbogen lag ein Stuhl in der Ecke wie eine gestrandete Seeanemone. Sogar die Bettbezüge waren zerfetzt. Nadurovina bückte sich und hob eine Kunststofftasse auf; aus dem Tassenrand waren Stücke herausgebissen. Der Tornado, der sich in Alwyn Mallorys Verstand zur Ruhe begeben hatte, war wieder erwacht. Als Nadurovina an die erschütterte, verängstigte Krankenschwester dachte, war sie froh, dass niemand verletzt worden war.
    Was würde Mallory tun, wenn er aus seinem Betäubungsschlaf erwachte? Bis dahin hätte das Klinikpersonal seinen Job sicher ordentlich erledigt und eine neue Überwachungsausrüstung bereitgestellt. Es gab keine Garantie dafür, dass der Patient nicht genau dort weitermachen würde, wo man ihn unterbrochen hatte. Dann würde er erneut nicht nur alle Menschen in seiner Nähe gefährden, sondern auch sich selbst. Nadurovina wusste, wie wichtig Tse für den Patienten war. Sie wappnete sich innerlich und beschloss, noch einmal mit der Schwester zu sprechen.
    Doch sie brauchte ihre bemerkenswerten Überredungskünste nicht anzuwenden. Tse war sehr daran gelegen, gleich wieder an Mallorys Seite zurückzukehren. Sie hörte sich schweigend die Anweisungen der Ärztin an, nahm sich alle Ratschläge zu Herzen, die sie für sinnvoll hielt und ignorierte den Rest. Mittlerweile hatte sie das Gefühl, Alwyn Mallory besser zu kennen als jeder andere Mensch. Letzten Endes würde sie diejenige sein, die die ersten, kritischen Entscheidungen fällen musste, sobald er wieder aus seinem Schlaf erwachte.
    Hinsichtlich der Möbel, sanitären Anlagen und der Raumaufteilung war Zimmer 52 identisch mit dem Krankenzimmer, das Mallory verwüstet hatte. Unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel schlief er den ganzen nächsten Tag hindurch bis in die Nacht. Tse nickte neben ihm auf dem Stuhl ein; das aufblasbare Bett, das man ihr zur

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