Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
versteckt. Sie glauben, Sie können sie finden. Wo müssen wir suchen?«
»Sie würden sie niemals finden. Ich muss sie suchen. Muss meine Schritte zurückverfolgen.« Er lächelte matt und drückte Tse fest die Hand. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
»Wieso?«, hakte Rothenburg nach. »Sagen Sie uns einfach, wo Sie diese Aufzeichnung auf Treetrunk versteckt haben, und innerhalb weniger Tage wird ein Bergungsteam vor Ort sein.«
»Sie ist nicht auf Treetrunk«, hielt er dem Offizier entgegen. »Sie ist auf dem inneren Mond.« Ein entschuldigender Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Unter einem Felsen. Ich wollte sie nicht auf meinem Rettungsboot lassen, für den Fall, dass die Pitar die Emissionen meines Boots bemerkt und mich aufgelesen hätten.«
Rothenburg sah aus wie ein Boxer, der soeben eine Schlagkombination gegen Kopf und Körper eingesteckt hatte. »Nachdem die UnopPatha Sie der Ronin übergeben haben, wurde Ihr Rettungsboot an Bord gebracht und gründlich durchsucht. Natürlich hat man nichts gefunden. Aber wenn das Schiff Ihr Orientierungspunkt für die Stelle war, an der Sie die Aufzeichnung vergraben haben, wie wollen Sie sie dann wiederfinden? Soweit ich weiß, ist Treetrunk Eins zwar ein ziemlich kleiner Mond, aber eben immer noch ein Mond.«
»Ich kann nicht mehr tun, als es versuchen.«
»Wir werden Ihnen helfen.« Rothenburg war mit seinen Gedanken schon in der Zukunft, plante, dirigierte, stellte logistische Überlegungen an. »In was für einem Behälter haben Sie die Aufzeichnung vergraben? War er aus Metall?«, schloss er hoffnungsvoll.
»Tut mir Leid. Ich hab sie in eine kleine Vakuumbox aus Verbundstoff gesteckt. Widersteht extremer Hitze und Kälte, hält zuverlässig das Vakuum aufrecht.«
»Was für einen Datenträger haben Sie darin verstaut?«, erkundigte Nadurovina sich.
»Eine herkömmliche Datenspeichersphäre für Heim-3-Ds. Eine große von einem Zentimeter Durchmesser. Sie ist hochwertig - ich konnte mir Qualitätsprodukte leisten. Natürlich ist sie aus Kompositstoffen.«
»Was für uns bedeutet, dass wir einige mühsame Abtastungen nach allen möglichen Stoffen durchführen müssen - und das auch noch durch Fels!« Der Major trat einen Schritt vom Bett zurück. »Das spielt keine Rolle. Wir werden sie finden, und wenn wir den ganzen Mond Korn für Korn auseinander nehmen müssen.«
»Ich glaube, ich kann Ihnen helfen, eine Menge Zeit zu sparen.« Mallory lehnte sich in die Kissen zurück. »Das hoffe ichjedenfalls.«
»Moment mal«, mischte Chimbu sich ein. »Das halte ich für keine besonders gute Idee. Wenn Sie wieder an den Ort zurückkehren, an dem Sie gefunden wurden, kann niemand vorhersagen, wie Sie reagieren werden. Vielleicht erleiden Sie einen Rückfall und durchleben das Trauma noch einmal, das Sie ursprünglich erlitten haben. Sie könnten wieder ins Koma fallen.«
»Tut mir Leid, Doktor«, widersprach Rothenburg, »aber diese Sache hat absoluten Vorrang und setzt Ihre Autorität außer…«
Mallory unterbrach ihn. »Ganz ruhig, Major! Ich komme ja mit, freiwillig.« Er sah den besorgten Chimbu an. »Ich habe keine Wahl. Ich bin es meinen sechshunderttausend toten Nachbarn schuldig.«
»Falls Sie wieder ins Koma fallen«, warnte der Chefarzt ihn steif, »werden Sie vielleicht nicht wieder nach einem Monat daraus erwachen. Vielleicht wachen Sie nie wieder auf.« Er schaute Rothenburg streng an. »Dann haben Sie weder einen Beweis noch einen Zeugen.«
»Ein Zeuge ohne Beweise ist wertlos«, schoss der Offizier zurück. Dann wurde ihm wieder der Mann im Bett bewusst, und er fügte etwas milder hinzu: »Nicht persönlich gemeint, Mallory ;«
»Sie können mich mal«, entgegnete der Patient prompt und bekräftigte nochmals: »Ich komme mit.«
»Gut. Ich werde die nötigen Vorkehrungen treffen.« Rothenburg warf dem Doktor einen festen Blick zu. »Sie werden uns bescheinigen, dass er reisefähig ist.«
»Da Sie diese Bemerkung nicht als Frage formuliert haben«, antwortete Chimbu zurückhaltend, »ist es wohl ohnehin egal, was ich dazu zu sagen habe.«
»Und Sie kommen mit«, fuhr der Offizier unerbittlich fort, »um seine medizinische Betreuung zu gewährleisten.« Sein Blick wanderte zur Seite des Betts. »Und Sie ebenfalls, Tse!«
»Damit habe ich kein Problem.« Nach wie vor hielt sie Mallory die Hand.
»Eine Komposit-Speichersphäre von einem Zentimeter Durchmesser.« Nadurovina atmete langsam aus und rieb sich dabei müde die Stirn. »Ich hoffe,
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