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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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die Menschen wesentlich mehr mit den Thranx interagieren müssen. Bedauerlicherweise kam es dazu nicht unmittelbar.

3
    Hathvupredek stand inmitten der sorgsam gepflegten Dschungelpflanzen, die in der fruchtbaren Erde über der unterirdischen Kolonie gediehen, und sann über die fremde Welt ringsum nach. Sie fürchtete sich nicht davor, gesehen zu werden. Schon seit die Existenz der Kolonie vor etwa zwanzig Menschenjahren offenbart worden war, verfrüht, aber glücklicherweise mit versöhnlichem Ausgang, konnten die Bewohner des unterirdischen Thranx-Stocks sich frei in dem Dschungel über der Kolonie bewegen - auf jener Welt, die der Menschheit gehörte und die von ihr egozentrisch auf den Namen ›Erde‹ getauft worden war. Natürlich unterlag die Bewegungsfreiheit der Thranx exakt definierten Parametern. Hathvupredek nutzte die Möglichkeit, den Stock zu verlassen, so oft es ging -
    Die Menschenwelt war zwar kein Hivehom oder Willow-Wane, aber trotzdem war sie schön, und ihre dicht bewaldeten, unberührt gebliebenen Tropenregionen glichen denen auf Hathvupredeks Heimat. Ihre Legeröhren zuckten, als sie sich auf einem Ruhesattel niederließ, der als umgestürzter Baumstamm getarnt war, und alle sechs Beine von sich streckte.
    Links von sich nahm sie ein kleines, sich ihr verstohlen näherndes Wesen wahr, das sich durch einen scharfen, alles überlagernden Geruch bemerkbar machte. Noch bevor Hathvupredek den Margay sah, neigte sie die Antennen in seine Richtung. Die scheue Dschungelkatze senkte den Kopf und musterte die Thranx mit großen Augen; das Rieseninsekt erschien ihr als zu groß und zu fremdartig, als dass es als Futter getaugt hätte. Wie ein gelb-schwarz gesprenkelter Blitz verschwand die Katze im Dschungel.
    Hathvupredek drehte sich nicht um, als sie hinter sich das immer lauter werdende Knacken, Knistern und Rascheln von trockenem Laub und dürren Asten auf dem Boden wahrnahm. Die Stimme des Neuankömmlings klang vertraut, genau wie sein sanfter, nachdenklicher Tonfall. Adjami, der neuste Besucher der Kolonie, war ein Vertreter der Weltregierung und stammte aus Nordafrika. Von den Thranx fasziniert, hatte er sich entschieden, länger bei ihnen zu verweilen, als ursprünglich vorgesehen. Während seines Aufenthalts hatten er und Hathvupredek, ein ranghohes Ratsmitglied der Thranx, mehr als nur eine rein professionelle Beziehung zueinander aufgebaut.
    Jede Förmlichkeit vermeidend, nahm er neben ihr Platz und schlug die Beine übereinander, ohne darauf zu achten, dass das, was da am Boden verrottete, seine kühlende Kleidung beschmutzen könnte. Hitze machte ihm an sich nichts aus, doch war er dankbar für die thermosensitive Kleidung, die ihm die Bürde der drückenden Dschungelschwüle ein wenig erleichterte.
    So saßen sie, Mensch und Thranx, eine Zeit lang da: ruhten sich aus, genossen das unausgesprochene Vergnügen, einander Gesellschaft zu leisten, während sie gemeinsam den unberührten Regenwald ringsum betrachteten. Dann erst vollführte Hathvupredek eine Geste, erzeugte mit ihren Mundwerkzeugen einen klickenden Grußlaut, wandte sich um und sah auf ihren Gefährten hinab. Sie brauchte nicht zögerlich nach Worten oder Lauten zu suchen, denn mit Stolz konnte sie behaupten, recht flüssig Terranglo zu sprechen.
    »Gibt es Neuigkeiten von Bali?«
    Adjami strich sich über den ordentlich gestutzten schwarzen Bart. Er würzte seine Antwort mit Klick- und Pfeiflauten, die er sich beim intensiven Studium des Hoch-Thranx angeeignet hatte. Viele Menschen im diplomatischen Dienst verwendeten solche Thranx-Laute, mit denen sich spezielle Phrasen und Absichten kurz und knapp ausdrücken ließen. Unerforscht und größtenteils unbemerkt, entwickelte sich eine gemeinsame Sprache zwischen den beiden Spezies, oder zumindest zwischen jenen Individuen, die von Berufs wegen in engem Kontakt miteinander standen. Ein menschlicher Diplomat, dessen Hobby die Linguistik war, hatte sogar einen Namen dafür vorgeschlagen: Symbosprache. Was als Spiel, als Zeitvertreib begonnen hatte, reifte allmählich zu etwas weit Bedeutenderem heran. Indes war sich in beiden Spezies der Großteil der Bevölkerung dieser Entwicklung nicht bewusst.
    Schon gar nicht seit der Ankunft der Pitar.
    »Der Vorschlag für den Handelsvertrag wird noch diskutiert, wobei die üblichen Befürworter vor Ungeduld fast platzen und die typischen Nein-Sager jede Einzelheit kritisieren.« Er schnippte sich eine mehr als zwei Zentimeter große Ameise

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