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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihren Besuchern so vor, als werde sie immer dünner, dünner und dünner, bis sie drohte, in einer der Nähte des geschmeidigen schwarzen Leders ihres Sessels zu verschwinden. »Schon vor dem Unglück war ich nicht besonders gläubig. Aber danach …« Sie hob den Blick. »Ich bin neugierig. Was für eine Art von gewaltiger Arroganz bewegt Sie zu der Annahme, dass Ihre neue Form von Bekenntnis jemandem wie mir etwas zu bieten hätte?«
    »Das können wir nicht«, erwiderte Pyreau, ohne zu zögern. »Wir können nicht wissen, ob Ihnen überhaupt etwas helfen wird. Doch wer vermag schon vorauszusehen, welche Offenbarungen sich ergeben, wenn sich die Religionen zweier völlig unterschiedlicher Spezies vermischen? Verschiedene Denkweisen, Anschauungen über das Universum, unterschiedliche Methoden, um schwer verständliche Fragen anzugehen und zu beantworten.«
    »Es wird keine Einschränkungen geben, keine einengenden inneren Gesetze, die auf unbeweisbaren Lehrsätzen fußen«, fügte Shanvordesep hinzu. »Unsere Religion wird allen offen stehen. Nicht nur Menschen und Thranx, auch Mitgliedern anderer Spezies, die teilhaben wollen an unserem Glauben. Unsere Religion wird absolut unpolitisch bleiben, was eine bekannte Sorge der Menschen ausräumt und den traditionellen Hierarchieängsten der Thranx vorbeugt, also auch im Interesse meines Volkes ist.«
    Schweigen senkte sich über den Raum. »Was versprechen Sie sich davon?«, fragte Lorengau schließlich. »Macht, Reichtum? Inneren Frieden? Beifall von Ihren Kollegen?«
    Pyreau sah zu seinem Gefährten, der eine ermutigende Geste machte. »Was genau wir uns versprechen, wissen wir gar nicht. Ich meine, wir sind uns nicht ganz sicher. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem jemand, der Not leidet, jemand, der sich von anderen Ideologien nicht getröstet fühlt, Beistand und Hilfe findet. Eine Zuflucht, die mehr als nur Worte zu bieten vermag. Wir wissen, dass jede Kirche, ganz gleich, welchen Glauben sie vertritt, letztlich von weltlichen Mitteln abhängig ist.« Er deutete auf seinen Gefährten. »Shanvordesep hat in derlei Dingen weit mehr Erfahrung als ich.«
    Lorengau schürzte die Lippen. »Also verlangen Sie nicht nur von mir, dieses zweifelhafte, schwammige Unterfangen zu finanzieren, sondern auch, dass ich einem Außerirdischen die Kontrolle über eine hohe Geldsumme gebe. Der noch nicht einmal ein Pitar ist.«
    Der Thranx ignorierte gleichmütig den Affront. »Das wundervolle an der Mathematik ist, dass sie auf jede kunstvolle Manipulation gelassen reagiert.«
    Falls die Geschäftsfrau ihn hatte testen wollen, so hatte er den Test offenbar bestanden. »Das Ganze ist eine Verschwendung von Zeit und Geld. In diesem Punkt denke ich wohl genau wie alle anderen, die Sie um Unterstützung gebeten haben. Allerdings …«
    Ließe sich die göttliche Gnade mit einem Wort ausdrücken, dachte Reverend Pyreau, dann hat diese vor Geld und Macht strotzende Frau da vor uns es gerade ausgesprochen.
    »… habe ich keine Zeit zu vergeuden - aber ich habe sehr viel Geld. Wie Ihnen gewiss auch bekannt sein wird, habe ich nach dem Unfall nicht wieder geheiratet. Mwithi war der beste Mann, dem ich je begegnet bin, und der Einzige, der nie auch nur das geringste Interesse an meinem Geld hatte. Ich habe seit seinem Tod ständig nach jemandem wie ihm Ausschau gehalten. Bis jetzt bin ich schwer enttäuscht worden. Was meine Tochter betrifft…« Lorengaus Stimme klang zwar fest, wie Pyreau bemerkte, doch stockte die Geschäftsfrau kurz, um sich zu sammeln. »Sie haben Ihre Engel; ich habe meinen. Also, Sie wollen mein Geld? Um Ihre numinose Torheit zu finanzieren?«
    »Wir wollen es, crrilkk,«, bestätigte Shanvordesep.
    »Ich nehme an, Sie wollen ein Hauptquartier pachten oder bauen, oder einen Tempel oder was für ein spezielles Gebäude Ihnen auch immer vorschwebt.«
    »Wir wollen unsere Einrichtungen so bescheiden halten wie unsere Ziele«, versicherte Pyreau ihr. »Große Kathedralen, Tempel, Moscheen und dergleichen habe ich schon immer mit Skepsis betrachtet. Wenn Gott in uns ist - oder ein großer Geist oder was immer dieses Etwas ist, dem wir noch keinen Namen geben können -, dann wüsste ich nicht, warum seine außerkörperlichen Behausungen in so riesigem Maßstab gebaut werden müssten. Mein ganzes Leben habe ich mich gefragt, warum manche Priester so brüllen, als ob Gott taub wäre.«
    »Ich weiß nur eins: Als damals das Flugzeug abgestürzt ist, hat er mich nicht

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