Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
sprach.
Yeicurpilals Antennen zuckten vielsagend. »Ich mag sie nicht.«
Der Gesandte des Großen Rats machte eine ernste Geste. »Crriükk, das nenne ich knapp formuliert. Warum mögen Sie sie nicht?«
Yeicurpilal wandte den Blick ab. »Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt, und die gründet sich nicht auf bekannte Fakten. Es ist einfach nur meine Meinung.«
»Närrisch!«, sagte Nilwengerex. »Xenologisch betrachtet sogar eine Unverschämtheit. Eine Meinung muss auf der Grundlage von Wissen gebildet werden.« Er neigte beide Antennen in Joshumabads Richtung. »Ich fürchte mich weder vor diesen Pitar, noch mag ich sie übermäßig. Ich empfinde für sie das Gleiche wie für die Menschen. Mein Verhalten ihnen gegenüber und meine Meinung über sie fußen auf Tatsachen.«
»Uns bleibt kein Spielraum für taktische Manöver.« Im Geiste verfasste Joshumabad bereits den Bericht, den er dem Großen Rat vorlegen würde. »Wir werden unser Verhältnis zu den Menschen weiterhin verbessern, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Unsere Beziehungen zu ihnen müssen sich von selbst entwickeln. Was die Pitar anbelangt, so werden Sie mit deren Repräsentanten hier auf der Erde in Kontakt bleiben, bis wir es arrangieren können, eine eigene Delegation der Pitar auf Hivehom zu empfangen. Wenn keine Menschen in der Nähe sind, werden die Beziehungen zwischen den Pitar und uns in einem akzeptablen Tempo reifen.«
Eine Möwe erledigte in der Nähe ihr Geschäft, und Joshumabad beobachtete sie interessiert dabei. »Denn das Tempo, in dem sich unsere diplomatischen Beziehungen momentan entwickeln, ist völlig inakzeptabel.«
Yeicurpilal sah ihn scharf an. »Aber wir haben Ihnen doch gerade erklärt, dass …«
»Das spielt keine Rolle.« Dass Joshumabad sie unterbrach, betonte die Bedeutung dessen, was er sagen wollte, weit stärker, als bloße Worte und Gesten es vermocht hätten. »Der Rat ist unzufrieden.« Er gestikulierte unterstreichend mit allen vier Händen. »Wenn Sie es nicht schaffen, die Verhandlungen mit der Menschheit zu beschleunigen, wird der Rat nicht zögern, Ihre gegenwärtigen Posten neu zu besetzen, in der Hoffnung, dass Ihre Nachfolger sich geschickter anstellen. Das ist keine Drohung, sondern bloß ein Hinweis, über den Sie nachdenken sollten.«
»Ach, ich bin so froh, dass das keine Drohung ist!« Nilwengerex, der seine beiden Begleiter bisher zu ignorieren schien, hörte in Wahrheit ganz genau zu. »Es spielt keine Rolle. Ihren Äußerungen nach zu urteilen, will der Rat, dass wir unseren Kurs weiterverfolgen, ohne die Verhandlungen mit aller Gewalt zu beschleunigen. Es tut mir Leid, dass Sie das nicht sofort als Widerspruch erkennen.«
»Es spielt keine Rolle, was ich denke.« Joshumabad, der eine hochgradig zugängliche und gelassene Persönlichkeit hatte, mochte es offenbar gar nicht, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt hatte. Nicht dass er eine andere Wahl gehabt hätte. Sein Mandat verlangte von ihm, die Erde zu besuchen, zu ermitteln, zu berichten und Anweisungen zu geben. Das hatte er getan und würde er auch weiterhin tun, ganz gleich, wie unfreundlich man ihn aufnahm.
Yeicurpilal ging rasch zwischen die beiden, sowohl körperlich als auch verbal. »Nilwengerex hat Recht. Wir geben hier unser Bestes. Kein Wunsch des Großen Rats wird die Menschen dazu bewegen, das Verhandlungstempo zu erhöhen.«
»Nicht einmal bis auf das Tempo dieser Larve dort.« Mit einer Fußhand wies Nilwengerex nach links.
Das Mädchen, das aus einer Gruppe von Palmen, die den Strand säumten, auf das Meer zulief, konnte nicht älter sein als acht oder neun. Selbst wenn die drei Thranx ihre aufrechte Haltung aufgegeben und sich auf ihre sechs Gliedmaßen niedergelassen hätten, hätten sie auf das Mädchen hinabblicken können. So, nur auf die Echtbeine gestützt, überragten sie das Kind ein gutes Stück. Das Mädchen war so braun gebrannt wie das Treibholz, das das Meer in großer Menge an den Strand gespült hatte, hatte dunkles, glattes Haar und lebhafte Augen, die wie kleine schwarze Muscheln wirkten. Lachend und kichernd hob sie einen Stock auf und warf ihn dem Sulawesi entgegen. Kurz vor dem Ufer fiel der Stock wieder zu Boden.
Auf der Suche nach einem weiteren Wurfgeschoss beugte sich das Mädchen vor, drehte sich ein wenig zur Seite und erblickte in diesem Moment die drei Thranx. Bei dem unerwarteten Auftauchen des kleinen Menschen waren die Außerirdischen stehen geblieben und hatten ihn
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