Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
Planet im elektronischen Koma liegt.«
Beim Landeanflug des Shuttles gab es keinerlei Schwierigkeiten. Durch die kleinen, dicken Sichtfenster war nichts Ungewöhnliches zu sehen, die Oberfläche des Planeten ein wasserfarbenes Gemisch aus Weiß, Braun und Grün. Trohanov und das halbe Dutzend Crewmitglieder, das er zu seiner Begleitung ausgesucht hatte, sprachen kaum miteinander, während der Shuttle in die Atmosphäre eintrat und zu vibrieren begann. In solchen Momenten war jeder Mann und jede Frau genug mit sich selbst beschäftigt. Auf Anweisung des Kapitäns trugen alle Waffen. Routinemaßnahme, dachte er. Wenn man nicht wusste, womit man es zu tun hatte, war es immer beruhigend, sich an vorgeschriebene Verfahrensweisen halten zu können.
Indes hatten ihn weder die Handbücher und Vorschriften noch seine Erfahrung darauf vorbereiten können, was er und seine Crew schließlich vorfanden.
Als der Shuttle unter die dicke Wolkendecke absank, in ruhigere Luftzonen, meldete der Pilot, dass er keinerlei Signale vom Shuttlehafen der Hauptstadt empfange. Der Himmel war stark bewölkt, doch fiel weder Regen noch Schnee, und in der Luft war es ebenso unheimlich still wie auf der Oberfläche. Da der Datenstrom ausblieb, der normalerweise die Kontrolle über die Shuttleinstrumente übernommen und es zum Hafen geleitet hätte, mussten die Piloten die Landebahn selbst ausfindig machen. »Gehen in Landeanflug«, meldete einer der Piloten, und Trohanov und seine Leute wurden ein wenig tiefer in ihre Sitze gedrückt. Abwärts, abwärts …
Der Shuttle beschleunigte heftig und ohne Vorwarnung. Trohanov wurde zu Seite gerissen, dann wieder in den Sitz gedrückt. Mehrere Crewmitglieder keuchten, doch niemand schrie oder geriet in Panik. Sie waren noch immer in der Luft, und die Shuttlemotoren jaulten auf, als sie wieder Energie bekamen. Augenblicke später hallte die Stimme des Piloten durch die Passagierabteilung.
»Entschuldigung für das Manöver, Leute! Wie ihr sicher gemerkt habt, haben wir den Shuttle in letzter Sekunde hochgezogen. Wir müssen ein Landefeld oder dergleichen suchen. Die beiden Landebahnen im Shuttlehafen von Weald können wir nicht mehr benutzen.« Eine kurze Pause folgte, als der Shuttle eine enge Kurve flog, diejedoch kaum beklemmender wirkte als die Stimme des Piloten: »Sie wurden zerstört.«
Es dauerte eine Weile, bis die Piloten einen geeigneten Landeplatz fanden. In der Hoffnung, dass die Landekufen des Shuttles keinen Schaden nehmen würden, setzten sie auf und vollzogen eine holprige, aber erfolgreiche Landung. Ehe das kleine Schiff völlig zum Süllstand kam, hatte Trohanov schon seine Gurte geöffnet, war aus dem Sitz gesprungen und rannte nach vorn.
Die Aussicht aus dem breiten Doppelsichtfenster des Cockpits war nervenaufreibend nichtssagend: große, immergrüne Bäume, waldbedeckte Hügel in der Ferne, ein nahe gelegener Teich, an den nun wieder die Tiere zurückkehrten, die bei der lautstarken Landung des Shutties das Weite gesucht hatten. Alles wirkte friedlich und heiter.
»Wo sind wir?« Solnhofen, der Kopilot, wies auf eine Anzeige. »Ungefähr zwei Kilometer südwestlich der Süd-Landebahn. Das hier scheint eine natürliche Wiese zu sein.«
Trohanov beugte sich vor und blickte durch das Fenster, dann nickte er einmal. »Keinerlei Anzeichen auf eine Katastrophe zu erkennen. Sie sagten, die Landebahnen seien zerstört?«
»Ja, Sir.« Das Gesicht des Piloten war aschfahl. »Wir haben keinen genauen Blick auf die Stadt werfen können - zu beschäftigt mit der Landung. Weder Lühe noch ich haben seit unserer Zeit in der Flugschule eine manuelle Landung durchführen müssen.«
»Vergessen Sie’s! Sie haben das großartig hinbekommen.
Konnten Sie erkennen, was den Schaden an den Landebahnen verursacht hat?«
Die beiden Piloten tauschten einen Blick. »Nein, Captain«, erwiderte Solnhofen ihm. »Es ist, wie Dick gesagt hat. Wir waren zu sehr damit beschäftigt, den Shuttle heil zu landen.«
»Stimmt.« Trohanov wandte sich um und legte die wenigen Schritte bis zur Passagierabteilung zurück. Alle hatten sich losgeschnallt, waren nervös und gespannt. »Wir machen einen Spaziergang. Überprüfen Sie die Waffen und vergewissern Sie sich, dass sie nicht nur dekorativ aussehen! Ich will, dass jeder seine Waffe und Kommunikationsgeräte auf volle Leistung stellt.« Sie starrten ihn erwartungsvoll an, und er begriff, dass sie auf eine Erklärung warteten. Da er ihnen keine bieten konnte,
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