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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sechshunderttausend Menschen abschlachten, ohne Spuren zu hinterlassen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Hoffentlich dauert’s nicht mehr lange.« Derwent kletterte in den Gleiter, und nahm in seinem Sitz Platz. Ihr nächster Stopp war eine kleine Gemüsefarm, sechs Kilometer nordwestlich des Gasthofs. Derwent konnte sich recht gut ausmalen, was sie dort finden würden. »Ich hab gehört, dass die Menschen auf der Erde und den Koloniewelten wütend auf die Regierung sind. Das ist nicht überraschend. Sie wollen ihren Feind mit einem Gesicht verbinden können.«
    »Rache ist vielleicht eine primitive Emotion, aber eine, die wir wahrscheinlich nie loswerden können.« Hudson war kleiner als Derwent und musste sich mehr abmühen, in den Gleiter zu klettern. Als die Soldaten sich ebenfalls in den Gleiter drängten und ihre Plätze einnahmen, schnallte Hudson sich neben Derwent an, doch nicht, ohne zuvor ihren kostbaren Rekorder in Sicherheit zu bringen. »Ich würde gern einige von diesen unbekannten Killern ausweiden.«
    Als der Gleiter heulend zum Leben erwachte und vom Boden abhob, sah Derwent sie überrascht an. »Wirklich? Mir ist nie aufgefallen, dass du eine gewalttätige Ader hast.«
    Sie blickte ihn an, ihre zarten Züge nicht weit von den seinen entfernt. Die Optiplantate glitzerten wie Herkimer-Diamanten. »Ich hab auch noch nie zuvor zweihundert tote Kinder auf einem Haufen gesehen.«
    Derwent erinnerte sich an das Klassenzimmer, auf das sie anspielte, und biss die Zähne zusammen. Jeder hatte seine Grenzen. Trotz seiner äußerlich stoischen Miene wollte er ebenso sehr wie alle anderen jemanden finden, den er verantwortlich machen konnte. Er wollte jemanden, den er töten konnte. Sicher, er war in erster Linie Profi und brüstete sich sogar mit seiner professionellen Distanz.
    Aber ganz gleich, wie bemüht er sich den Anschein von Gleichgültigkeit und Reserviertheit gab, letztlich war er auch nur ein Mensch.

9
    Alle bekannten empfmdungsfähigen Spezies teilten die Empörung und die Wut der Menschheit über das schreckliche Massaker, das auf Treetrunk stattgefunden hatte. Die Menschen baten die Schiffskommandanten der Thranx, Pitar, Quillp und anderer Spezies darum, nach jeder unbekannten oder selten gesichteten Spezies Ausschau zu halten, die die technologische Kapazität besaß, um einen planetaren Völkermord wie auf Argus V zu begehen. Alle Spezies kamen dieser Bitte von der Erde bereitwillig, ja, sogar eifrig nach. Zusätzlich entsandten die Thranx und die Pitar aus eigenem Antrieb Schiffe, deren Mission speziell darin bestand, nach Heimatwelten von bislang unbekannten, wahnsinnigen Fremdspezies zu suchen.
    Und auch die Menschen ließen es sich nicht nehmen, in den eigenen Reihen nach potenziellen Tätern zu suchen, Tätern, deren Beweggründe vielleicht in der peinvollen Menschheitsgeschichte verwurzelt waren. Wie bei jeder Koloniewelt hatten auch auf Treetrunk Menschen aus allen erdenklichen ethnischen, religiösen und sozialen Gruppen gelebt. Von daher konnte man nicht vollkommen ausschließen, dass eine mächtige Gruppe, entweder von der Erde oder von einer der anderen Koloniewelten, einen Groll gegen eine bestimmte Bevölkerungsschicht Tree-trunks gehegt hatte. Da sich nach wie vor niemand den Vorfall erklären konnte, tat man keine Theorie, ganz gleich wie empörend, leichtfertig ab. Jede einzelne wurde untersucht, jeder Vorschlag durchdacht, jede Spur verfolgt.
    Doch trotz der unbarmherzigen und hingebungsvollen Beharrlichkeit der Menschen und ihrer außerirdischen Freunde verstrich beinahe ein Jahr, ohne dass sich auch nur ein einziger Hinweis oder Anhaltspunkt auf die Verursacher des Blutbads finden ließ. Die Erschließung und Entwicklung des Raumquadranten, in dem sich die Menschheit ausdehnte, geriet ins Stocken, während sich auf der Erde und deren Kolonien die Zahl der Xenophoben allmählich der Zahl derer annäherte, die die weitere Expansion befürworteten. Nur wenige Menschen waren begierig darauf, neue Welten zu besiedeln, schließlich waren die Schlächter der sechshunderttausend Treetrunk-Kolonisten noch immer irgendwo dort draußen, unerkannt und ungestraft, bereit, den nächsten Schwall von Menschen zu vernichten, der sich übereilt auf einer weiteren einladenden, unbewohnten Welt niederließ.
    Nicht nur auf der Erde beschuldigte sich die beunruhigte und frustrierte Bevölkerung untereinander. Wie habe man so etwas nur geschehen lassen können? Wer war nachlässig gewesen? Da

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