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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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niemand Antworten liefern konnte, gingen alle recht freizügig mit gezielten Anschuldigungen um. Unausweichlich wurden viele Unschuldige zu Sündenböcken. In den Medien und in der Bevölkerung zeigte man mit Fingern auf die angeblich Verantwortlichen, und es kam zu Aufruhr und Aufständen, während zuhauf Verleumdungen gemacht und Gerichtsverfahren angestrengt wurden. Das Einzige, woran Mangel herrschte, waren Antworten.
    Es kam der Tag, da schlossen die einander abwechselnden Teams aus Militär- und Zivilpathologen ihre Arbeit auf Treetrunk ab. Ein Kontingent nach dem anderen wurde von dem Planeten abgezogen, und die bewohnbare Welt mit ihren rauschenden Wasserfällen, reißenden Strömen und den weltumgürtenden Wäldern gehörte wieder ganz den einheimischen Lebensformen. Man hatte keine potenzielle Erklärung übersehen, nicht einmal die entfernte Möglichkeit, dass eine fortschrittliche einheimische Zivilisation es geschafft hatte, sich versteckt zu halten, während ihr Planet besiedelt wurde, nur um eines Tages aufzutauchen und die unvorsichtigen, unvorbereiteten Siedler zu ermorden. Die am höchsten entwickelte Lebensform auf Argus V war eine Echse, die einen Bau bewohnte, Schlitzaugen hatte und anklagende Jaullaute ausstieß. Obwohl sie sogar zu rudimentärem Werkzeuggebrauch fähig war, hatte sie keine Chance gegenüber den größeren, weniger intelligenten Raubtieren, die sie jagten, von einer Hand voll gut bewaffneter Menschen ganz zu schweigen.
    Reldmuurtinjak gehörte zu den verschiedenen Thranx-Teams, die ihre Hilfe bei der Lösung des beängstigenden Rätsels angeboten hatten. Gemeinsam mit Spezialisten von den Pitar- und Quillp-Welten machten sich die Teams über die spärlichen Beweise her, und brachten nur sehr wenig Licht in die Dunkelheit, die nun den Planeten zu umgeben schien.
    Die hervorragend organisierten Thranx waren noch frustrierter als ihre menschlichen Kollegen - wenn das überhaupt möglich war. Solche Katastrophen wie auf Treetrunk durften sich einfach nicht in einem Teil der Galaxis ereignen, der von Vernunft und Fortschritt geprägt war. Natürlich gab es nach wie vor Gewalttaten und Tod, aber auch wenn man diese Dinge nicht rechtfertigen konnte, ließen sie sich doch wenigstens erklären. In Abwesenheit von Vernunft, gab es trotzdem ›vernünftige‹ Begründungen.
    Reldmuurtinjak arbeitete gerade in der Ruine eines der wenigen nicht vollständig zerstörten Verwaltungsgebäude in Weald, als er den Blick hob und sah, dass sich ihm ein großer Mensch näherte. Bevor Reldmuurtinjak sich für diesen harten Einsatz gemeldet hatte, war er noch nie einem Menschen begegnet. Die Trümmer nach Hinweisen zu durchkämmen fiel ihm schon schwer genug: Er konnte sich nur ausmalen, wie es für die ersten Menschen gewesen sein musste, die hier inmitten der Zerstörung mit tausenden von Leichen konfrontiert worden waren.
    Wie alle Thranx hatte er viel über die Menschen gehört. Anhand von Bildmaterial hatte er festgestellt, dass einige der ungeheuerlichen Geschichten über die Menschen maßlos übertrieben waren. Beispielsweise waren sie im Vergleich zu den Thranx gar keine Riesen, sondern einfach nur groß. Und die meisten von ihnen konnten ihre Körper auch gar nicht zu gummiartigen Klumpen verknoten, sondern waren einfach nur gelenkig. Und obwohl sie keinen Schwanz hatten, mit dem sie ihren lächerlich aufrechten Gang ausbalancieren konnten, kippten sie nicht um. Jedenfalls nicht sehr oft. Auch wenn sie reizbar und nervös waren, konnten sie sich doch entspannen und freundlich sein. Reldmuurtinjak indes hielt es für zweifelhaft, ob die Menschen sich wirklich zu entspannen vermochten. Während seines Aufenthalts auf Treetrunk hatte der Forscher nicht einen einzigen entspannten Menschen gesehen.
    Der Mensch, der sich ihm nun näherte, wirkte besorgt, aber nicht nervös. Sein Name war Lee, und Reldmuurtinjak hatte sich hin und wieder mit ihm unterhalten, während ihre beiden Gruppen Seite an Seite nach Antworten in den Ruinen der Hauptstadt von Argus V gesucht hatten. Der selbst für einen Menschen ungewöhnlich leidenschaftliche Lee verbrachte mehr Zeit in der Gesellschaft der Thranx als jeder andere seiner Kollegen. Darüber wunderte sich Reldmuurtinjak. Schon bald würde er herausfinden, warum der Mensch die Nähe der Thranx suchte.
    Lee blickte in die Mulde im Boden hinab, in welcher der Thranx arbeitete. Der Raum hatte irgendwie den Einsturz der oberen beiden Stockwerke überstanden. In der

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