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Klang des Verbotenen

Klang des Verbotenen

Titel: Klang des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Febel
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Baumstämme auf den roten Fluten dahinschossen. Endlos war die brennende Landschaft und ging bis zum Horizont und noch darüber hinaus.
    Und in der Ferne, aus der schrecklich glühenden Ebene herausragend, erhob sich ein Fels, gewaltiger als der Rücken, auf den die Alhambra gebaut ist, und auf diesem erblickte der Sterbliche die düstere Silhouette einer riesigen Burg, deren Zinnen und Türme aus vollkommenem Schwarz waren wie Lack, sodass es blendete. Dem Einsamen stockte der Atem, er öffnete den Mund und spürte in der Lunge die allgegenwärtige Hitze des Feuersturmes. Flammen schlugen auf und versengten ihm die Brauen; er kniff die Augen zusammen und vermeinte einen Augenblick lang auf der Burg, an der Brüstung über dem Eingangstor, eine Gestalt zu erkennen, riesenhaft, haarig und schwarz.
    So ist es geschehen. Da stand der Mann auf seinem Balkon und durfte einen Blick in die Hölle werfen – und auf des Teufels Wohnstatt und vielleicht sogar auf den Leibhaftigen selbst.«
    Montoya seufzte, nickte und blickte in die Runde.
    »Und all das ist unter der Kathedrale? Genau unter Sevilla? Hier?«, fragte einer der jungen Zuhörer und befühlte mit der Hand den Boden, auf dem er saß.
    »Warm«, flüsterte ein anderer, der dasselbe tat.
    »Aber sicher, was dachtet denn ihr?«, sagte Curro. »Der Himmel, der ist über uns, nicht wahr? Und die Hölle – wo sollte sie schon sein, wenn nicht …«
    »Falls es sie gibt«, mischte sich Escarlati ein, der sich zu den Zuhörern gesellt hatte.
    »Nun ja. Falls«, gab Curro zu, doch diese Frage interessierte die Kinder nicht.
    »Und was ist aus dem Mann geworden?«, fragte der Knirps.
    Montoya zuckte mit den Schultern. »Verbrannt zu Asche? Geschmolzen? Der Hölle schon bei Lebzeiten hinzugesellt? Quién sabe. Er ward nie mehr gesehen.«
    Ehrfürchtige Stille, doch nicht allzu lange.
    »Und woher wollt Ihr das alles eigentlich wissen?«, fragte der vorlaute Knirps.
    »Nun …« Montoya war erstaunt: Hatte er diesmal zu dick aufgetragen oder glaubte einem die Jugend nicht mehr aufs Wort? Die Welt ist schlecht.
    Escarlati kam ihm, gewollt oder ungewollt, zu Hilfe. »Beinahe hast du einen meiner Träume nacherzählt«, sagte er. »Denn im Traum sehe auch ich manchmal die Hölle – und erwache dann schweißgebadet. Als habe mich tatsächlich die Hitze eines gewaltigen Feuers versengt. Einmal sah ich sogar im Wachen den Brand«, murmelte er zu sich.
    »Dann war das also nur ein Traum? Wie langweilig«, beschwerte sich der Kleine.
    »Manche Träume«, sagte Escarlati, »sind schlimmer als alles, was du mit offenen Augen erlebst.«
    »Das stimmt!«, rief ein anderer Junge. »Neulich, da habe ich etwas ganz Schreckliches geträumt, und dann … bin ich aufgewacht und …«
    Curro seufzte, scheuchte die Jungs fort, setzte sich zu Escarlati und legte ihm den Arm um die Schulter. »Wie geht’s?«
    »Geht so.«
    »Ach, ich weiß …«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Hast du Candela in letzter Zeit gesehen?«, fragte Domingo wie beiläufig.
    Montoya schüttelte den Kopf. »Treffen wir uns heute Abend wieder einmal zur Musik? Es wäre an der Zeit, und das Cembalo steht auch …« Er brach ab, hatte sich aber schon verraten. Domingo reagierte nicht darauf, als wäre es ihm egal, und nickte.
    »Schön«, fuhr der Gitano fort. »Grund zum Singen gibt es immer. Also bis dahin. Vorher muss ich noch etwas erledigen.«
    Montoya erhob sich, lächelte seinem Freund zu und ging davon, dabei wie immer die Rechte über seine Schulter werfend, als schleudere er etwas hinter sich – etwas Kostbares (Diamanten vielleicht, stellte Escarlati sich vor), das aber seinen Wert verloren hatte.
    Eine schwermütige Stimmung hatte sich über den Abend gelegt, war in die Ritzen der Mauern gekrochen. Ein laues Lüftchen wehte in die Dämmerung, doch die Landschaft passte nicht recht dazu, als habe man zwei Jahreszeiten übereinandergeschichtet, die warme über die kalte.
    Die Jungs waren zum Fluss gelaufen. Eine Weile hörte Escarlati sie noch rufen und lachen. »Der Sommer kommt, und was ist mit mir?«, murmelte er, erhob sich und ging davon.
    Wie unbeabsichtigt lenkte Escarlati seine Schritte in Richtung der alten Stadt, dorthin, wo er sich zum ersten Mal – und dann oft – mit Candela getroffen hatte. Ein paar Tage schon hatte er sie nicht gesehen, und auf dem Fest hatte man nicht miteinander sprechen, sich also auch nicht verabreden können.
    Escarlati sah den hochgewachsenen Geistlichen vor sich, um den

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