Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
…«
Ihr Handy klingelte, und Lucy schrak zusammen.
»Melde dich«, wies J. T. sie grimmig an. »Er wird uns sagen, was wir tun müssen, um Pepper zurückzubekommen.«
Wilder sah zu, wie Lucy das Handy mit zitternder Hand aus ihrer Handtasche holte. Er war sich nicht sicher, ob sie vor Angst oder vor Wut oder beidem zitterte, aber er wusste, dass sie nicht in der Lage sein würde, dieses Gespräch zu führen. Er streckte die Hand aus, und Lucy reichte ihm das Handy, als es wieder klingelte.
»Sprechen Sie«, bellte er hinein.
Ein kurzes Auflachen war zu hören. »Ist das mein Mann aus dem Sumpf? Ich hab das Mädchen. Sie und Ihre Frau da, die Regisseurin, Sie drehen heute Abend den Stunt. Sie mischen sich nicht ein, dann kriegen Sie die Kleine wieder. Unverletzt. Sonst … na ja, denken Sie an Finnegan. Und seine beiden Leibwächter.«
Wilder zügelte seine Wut. »Beweisen Sie, dass Sie sie haben.«
Wieder das Gelächter, mit einer Spur von Verrücktheit darin, wie Wilder sie schon gehört hatte, aber nur im Nahkampf. »Sicher. Die hält sowieso nie die Klappe. Warten Sie.«
Es herrschte Stille, und Wilder blickte auf und sah, dass Lucy ihn mit Verzweiflung in den Augen fixierte. Er versuchte sein beruhigendes Lächeln, gab es aber wieder auf und formulierte nur lautlos mit den Lippen: Es wird alles wieder gut .
Lucys Gesichtsausdruck blieb unverändert.
»J. T.?«
Wilder erkannte Peppers Stimme. Sie hörte sich wesentlich normaler an als dieser Verrückte, der sie in seinen Händen hatte, und auch ruhiger als die beiden Menschen hier im Zimmer, die eine Todesangst um sie hatten.
»Hey, Süße«, erwiderte Wilder. Lucy streckte die Hand nach dem Telefon aus, aber Wilder wusste, dass das keine gute Idee war. »Bist du in Ordnung?«
»Ich mag diesen Babysitter nicht«, antwortete Pepper.
»Ich mag ihn auch nicht«, stimmte Wilder ihr zu. »Aber sei bitte jetzt erst mal nett zu ihm. Dann kommen wir und holen dich.«
»Ich weiß«, erwiderte Pepper. »Er hat gemeine Sachen gesagt, und ich habe ihm erzählt, dass du sehr gefährlich bist, wenn du mich beschützen musst.«
»Sehr, sehr gefährlich«, sagte Wilder und dachte: Ich bringe dieses Schwein um . »Sei brav, ja? Wir kommen und holen dich.«
»Kommt ihr bald?«, fragte Pepper, und ihre Stimme schraubte sich höher.
»Es dauert noch eine Weile, Pepper«, antwortete Wilder. »Wir müssen noch die letzte Filmszene drehen, dann bringt der Babysitter dich zu uns zurück. Aber wir beeilen uns.«
»Gut«, erwiderte Pepper und klang nicht, als sei es gut.
»Pepper, ich werde so schnell kommen und dich holen, wie ich kann«, versuchte Wilder sie zu beruhigen. Er wäre am liebsten durch das Telefon zu ihr gekrochen. »Ich schwöre dir …«
»Ich weiß«, fiel Pepper ihm ins Wort. »Ich bin dein Ei.«
»Da hast du verdammt Recht«, erwiderte Wilder mit zugeschnürter Kehle, und dann war wieder der Sumpfgeist am Telefon.
»Sie ist am Leben. Tun Sie alles, was ich sage, dann bleibt sie’s auch.«
»Sollten Sie ihr wehtun, dann bringe ich Sie zur Strecke, egal wie lange es dauert.«
»Oooohhh. Da fürcht ich mich aber.« Wieder das Lachen. »Aber ich bin zu schnell und zu gut. Sie waren langsam, da im Sumpf. Und das nächste Mal werden Sie wieder zu langsam sein.«
»Was haben Sie Daisy gegeben?«, wollte Wilder wissen.
»Gar nichts. War nicht mal dort. Ziehen Sie nur den Stunt heute Abend durch, dann kriegen Sie Ihr Ei zurück. Versuchen Sie einen Trick, dann … ha, Eier zerbrechen.«
»Nein«, entgegnete Wilder. »Tun sie nicht. Ich will, dass Sie mir jedes Mal, wenn ich Sie anrufe, einen Lebensbeweis liefern, sonst hören wir sofort mit dem Drehen auf.«
»Wenn Sie aufhören zu drehen, dann …«
»Wenn Sie dem Kind wehtun, sind Sie erledigt. Sorgen Sie dafür, dass sie gesund und munter bleibt, dann drehen wir den Stunt wie geplant.«
Die Verbindung brach ab. Wilder musste sich überwinden, das Handy auszuschalten.
»Wer zum Teufel war das?«, fragte Lucy.
Wilder blickte Lucy an. »Der Sumpfgeist.« Er sah ihren Gesichtsausdruck und wurde sich bewusst, dass er den Vorschlaghammer gebraucht hatte, ohne es zu wollen. »Wenn wir den Stunt drehen, kriegen wir sie zurück.«
Lucy schluckte. »Das ist der Kerl, der Finnegan gefoltert hat.« Sie sah krank aus.
»Wir bekommen sie zurück«, beteuerte Wilder, und in diesem Augenblick klopfte es an der Tür. »Das schwöre ich dir.«
Dann ging er zur Tür und ließ den Arzt ein.
Tyler
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