Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
seinem Hosenbein zupfte. »Hallo, P. L.«
»Hallo, J. T.«, antwortete Pepper und strahlte ihn an. »Vielen, vielen Dank für das ganze Wonder-Woman -Zeug. Ich habe das hier für dich als Dankeschön.« Sie hielt die Superman -Schlüsselkette in die Höhe, und er nahm sie feierlich entgegen.
»Ich danke dir«, sagte er. »Genau das habe ich gebraucht.«
Pepper nickte. »Und es macht gar nichts, dass die Puppe keine Barbie ist. Tante Lucy sagt, dass Wonder Woman jeder Barbie einen Tritt in den Arsch verpassen kann.«
»Ich habe ›Hintern‹ gesagt«, korrigierte Lucy.
»War wohl die falsche Puppe, was?«, meinte Wilder zu Lucy.
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte sie. »Pepper liebt sie.«
»Eine Wonder-Woman -Barbie wäre aber trotzdem toll«, seufzte Pepper und blickte niemanden direkt an.
»Pepper!«
Bryce rief: »J. T.!«, quer über den Parkplatz, und Wilder sagte: »Ich muss gehen.« Er nickte zu Pepper hin. »Ich werde aufpassen, aber sie ist diejenige, auf die man achten sollte. Sie ist noch so klein, und da draußen im Wasser ist ein gro ßer alter, einäugiger Alligator, der hin und wieder an Land kommt. Mir scheint, er hat wenig Scheu vor Menschen.«
»›Müßig‹?«, fragte Lucy.
»›Müßig‹?«, echote Wilder.
»So hat Althea den einäugigen Alligator genannt, den sie gestern unter der Brücke gesehen hat. Es wird nicht allzu viele einäugige Alligatoren in der Gegend geben.«
Wilder lächelte. »›Müßig‹. Das gefällt mir.«
Er wirkte fast menschlich, fand Lucy. Dann aber sagte er nur noch: »Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Nachmittag«, nickte Pepper zu und ging fort, um in dem Porsche seines Schauspieler-Kumpels als scharfer Typ in Savannah aufzutauchen und irgendjemanden flachzulegen.
Nun ja, sie hatte ihn vor zu engem Kontakt mit Althea gewarnt und auf seine allgemeine Unbeliebtheit hingewiesen. Sie hatte ihr Möglichstes getan. Der Mistkerl.
»Ich mag J. T. wirklich gern«, erklärte Pepper neben ihr.
Lucy sah zu, wie er in den Wagen kletterte, und fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, ihn umbringen zu wollen, und dem Gefühl, ihn einfach zu wollen. »Ja«, meinte sie, »er ist wirklich ein Herzchen.«
Gloom kam zu ihr heran. »Bist du in Ordnung?«
»Warum sollte ich nicht in Ordnung sein?«, gab sie mit Schärfe zurück.
Gloom seufzte. »Na ja, wenigstens hast du dich diesmal in einen anständigen Kerl verschossen.«
»Ich bin in niemanden verschossen«, widersprach Lucy und ging davon, bevor sie sich noch mehr verraten konnte.
Die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu, da lehnte Wilder noch immer müde den Kopf gegen den Ledersitz, und Bryce nahm wieder einmal eine Kurve etwas zu schnell. Der bisherige Tag war eine Pleite gewesen. Bryce war stundenlang verwirrt herumgekurvt – wortwörtlich, denn in Savannah schien es überall überraschend Parks zu geben, wo eigentlich die Straße hätte entlangführen sollen. Außerdem herrschte das reinste Verkehrschaos. Nicht zum ersten Mal sehnte Wilder sich fast nach seinem Job zurück, bei dem Fortbewegung von A nach B einen Flug mit einer C-130-Hercules-Transportmaschine bedeutete, der mit einem Fallschirmabsprung endete, selbst wenn die Landung immer eine heikle Sache war.
Sie waren nicht die Einzigen, die sich in dem Straßengewirr nicht zurechtfanden. Ein grauer Ford Sedan war den ganzen Nachmittag über immer wieder hinter ihnen aufgetaucht. Wäre Bryce ein Meisterspion gewesen, dann hätte Wilder sich Sorgen gemacht, doch so dachte er sich, dass der Sedan sich einfach genauso verfahren hatte wie Bryce.
Die Bar, für die Bryce sich schließlich entschied, war eine Spelunke, zwei Häuserblocks vom Ufer entfernt, die Wilder nie betreten hätte. Aber er hatte es satt, in endlosen Kreisen herumzufahren und wegen Althea ein schlechtes Gewissen zu haben. Eigentlich wäre es das einzig Richtige gewesen, reinen Tisch zu machen: Hör zu, mein Freund, dein Mädchen lag in meinem Bett, als ich ins Zimmer kam, also hab ich sie gründlich gefickt, aber ich wusste nicht, dass sie zu dir gehört, also vergessen wir’s, es passiert nie wieder, okay? Ja, als ob das die Situation bereinigt hätte.
Also ging er mit Bryce in die Bar.
Es war kein Biker-Treff, sonst hätte er Bryce nicht dort hineingehen lassen. Es war offensichtlich eher eine Spelunke für Ortsansässige, den prüfenden Blicken nach zu schlie ßen, mit denen sie beim Eintreten von allen Seiten bedacht wurden. Er wollte Bryce zu einer
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