Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Dummköpfe sie alle waren.
Karen brachte die Maschine noch näher heran. Wilder ließ die MP-5 fallen, so dass sie an ihrer Schlinge baumelte, während sie sich im Zeitlupentempo dem Auto näherten. Als sich der Helikopter etwa vier Meter über dem Wagen befand, schätzte Wilder die Distanz zum Heck des Wagens ab.
Was für ein Dummkopf ich bin, dachte er und warf sich in die Luft hinaus.
Lucy saß hinter den Monitoren, den Blick fest auf Wilder geheftet, der auf der Kufe stand. Er hat mich Lucy genannt .
Was ist schon dabei? Außer, dass er auf der Kufe einfach gut aussah. Niemand würde ihn mit Bryce verwechseln, denn sein Körper wirkte anders, kraftvoller und entspannt. Er hat nicht die geringste Angst , dachte sie. Scheint wohl dauernd aus Helikoptern zu springen. Seine Freundin macht nachts sicher kein Auge zu. Vielleicht hatte er gar keine Freundin. Nicht, dass das irgendetwas änderte. Sie schüttelte den Kopf und dachte: Konzentriere dich, du dumme Kuh , und Daisy schrie über den Rotorlärm hinweg: »Ist was nicht in Ordnung?«
»Macho-Trottel«, schrie sie zurück und behielt den Blick auf Wilder geheftet.
Er hat mich Lucy genannt .
So eine dumme Nebensächlichkeit, dass er sie über das Mikrofon Lucy genannt hatte, nicht Armstrong. Was vollkommen unwichtig sein sollte, denn jeder nannte sie Lucy, es war eine Nichtigkeit …
Sie sah ihn das Gewehr mühelos schwenken und mit effektiven, sparsamen Bewegungen auf das Auto feuern. Dann brachte Karen den Helikopter noch tiefer heran, und er ließ das Gewehr fallen und sprang dann, wie geplant, nur dass …
»Da ist kein Seil!« Lucy sprang auf, als er auf dem Heck des Wagens aufkam. Althea schrie, als er von dem alten Cadillac rutschte, auf der Fahrbahn landete und sich abrollte, während Rick begeistert weitere Platzpatronen auf ihn abfeuerte. Lucy schob Daisy und Pepper beiseite und rannte zu ihm hin.
»Schnitt«, schrie Gloom hinter ihr, und der Cadillac hielt an. Wilder kam auf die Füße und zuckte ein wenig zusammen, als Althea schrie: »J. T.? Sind Sie in Ordnung?«
»Wo ist das Seil?« , fragte Lucy atemlos, als sie ihn erreicht hatte. »Was ist passiert? Wieso …«
»Hören Sie mit dem Geschrei auf«, schnitt er ihr das Wort ab, während er sich den Staub von der Kleidung klopfte, dann winkte er Althea beruhigend zu. »Alles in Ordnung. Ich habe das Seil nicht benützt.«
Lucy erschrak, und ihr Herz klopfte wild. »Was meinen Sie damit, Sie haben das Seil nicht benützt?«
»Das Tageslicht war schon am Schwinden«, erklärte Wilder, als sei das, was er getan hatte, das Selbstverständlichste von der Welt. »Und so haben wir alles mit einem einzigen Dreh im Kasten.«
»Sie haben das Seil nicht benützt«, wiederholte Lucy.
»Ich habe Ihnen auch Helikopterzeit eingespart.« Wilder blickte sie stirnrunzelnd an. »Wo liegt das Problem?«
Na ja, ich dachte, dass jemand versucht hätte, dich zu killen, du Dumpfbacke. Aber jetzt stellt sich heraus, dass du selbst dein ärgster Feind bist .
»Außerdem«, fuhr Wilder mit einem Lächeln fort, »ist es schon Teezeit.«
Lucy wandte sich stumm ab und ging zu den Monitoren zurück, damit er nicht sah, dass sie am ganzen Körper zitterte, aber nach einigen Schritten dachte sie: Oh nein , und ging wieder zu ihm zurück und hieb ihm, so fest sie konnte, auf die Schulter.
»Autsch« , rief Wilder aus und legte sich die Hand auf die schmerzende Stelle.
»Sie haben das verfluchte Seil nicht benützt« , schrie Lucy. »Sind Sie blöd ? Sie hätten dabei draufgehen können! «
»Also nein, wirklich.« Wilder blickte beleidigt drein. »Ich weiß schon, was ich tue. Wenn wir noch langsamer geflogen wären, wäre ich glatt da oben eingeschlafen.«
»Ich weiß schon, was ich tue«, äffte Lucy ihn nach. »Jemand hat zweimal versucht, Sie umzubringen, aber Sie wissen, was Sie tun. Das glaube ich weniger .«
Wieder ging sie ein paar Schritte davon und kehrte dann wieder um. Er hielt seine Stellung, aber sein Blick war wachsam und die Hände an den Seiten zu allem bereit.
Sie ging auf ihn zu, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten, doch er wich nicht von der Stelle. »Sie haben mir einen höllischen Schrecken eingejagt«, fauchte sie ihn leise an. »Ich dachte, Sie seien verletzt. Als ich das Sicherungsseil nicht sah, dachte ich …«
Sie brach ab, zwischen Wut und Erleichterung hin- und hergerissen, und sah, wie sein Gesicht weich wurde.
»Lucy, ich habe nur versucht zu helfen … «
»Nein«
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