Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
dachte Lucy.
Dann blickte sie zu J. T., der am Rande der versammelten Mannschaft neben einem jubelnden Bryce stand. Er brachte einen auf die Palme, er bevormundete einen, und er war zu verdammt dumm, um ein Sicherungsseil zu benützen.
Den kannst du nicht haben , dachte sie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Wilder entfernte sich von Bryce und den anderen, die ihn bewundernd umringten, blieb dann am Rande der Straßenböschung stehen und starrte im verlöschenden Tageslicht in das Sumpfgelände. Nun hatte er endlich Zeit zum Nachdenken, aber es waren keine erfreulichen Gedanken. Lucy hatte gesagt, dass jemand zweimal versucht hätte, ihn umzubringen. Er war sich nicht sicher, ob er das glauben sollte, aber wenn er die Kneipenschlägerei und die gebrochene Kufe und Finnegan und die russische Mafia addierte … Er seufzte und zog sein Handy hervor.
Es klingelte viermal, dann: »Sumpfratten-Abschleppdienst. Anruf genügt, wir schleppen alles und jede ab.«
»Hey, Sumpfratte. Hier spricht J. T.«
»Ach herrjeee, Mann. Wie steht’s? Noch ein Helikopter kaputt?«
»Ich muss mit dir reden. Nicht am Telefon.«
»Dachte ich mir schon. Treffen wir uns im Maraschino’s . Da kann ich dir meine Investitionen zeigen.«
»Das Striptease-Lokal im Einkaufszentrum?«, fragte Wilder, doch er wusste bereits, dass das genau die Art von Lokal war, in dem LaFavre sich gern verabreden würde. In dem Lokal gab es wahrscheinlich einen Stuhl, in den LaFavres Name eingraviert war. »Also dann dort in fünfzehn Minuten.«
»Roger.«
Wilder machte Lucy ein Zeichen, das sie aber nicht wahrnahm, weil sie mit Gloom hinter den Monitoren in ein Gespräch vertieft war. Dann ging er die Staubstraße hinunter zu seinem Jeep und warf den Motor an. Auf dem Weg zum Striptease-Lokal resümierte er, was er bereits wusste, und kam zu dem Ergebnis, dass es sehr wenig war.
Vor dem Maraschino’s waren viele Wagen geparkt. Wilder fuhr einmal um den Parkplatz herum und parkte dann mit der Schnauze zur Straße hin blitzstartbereit unter einem alten Eichenbaum. LaFavres Wagen bemerkte er nicht, und so ging er zum Vordereingang. Die Glasscheibe war mit Sprühfarbe geschwärzt, abgesehen von einigen schmalen, durchsichtigen Streifen, wahrscheinlich Kratzern von Fingernägeln derer, die von den Rausschmeißern an die Luft gesetzt worden waren, vermutete Wilder. Große Klasse.
Wilder zog die Tür auf und stieß sofort auf einen bulligen Mann, der den schmalen Eingang fast vollständig ausfüllte. »Zehn Kröten.« Die muskelbepackten, nackten Arme des Mannes waren voller Tätowierungen.
Wilder zog einen Geldschein hervor und überreichte ihn, aber der Mann gab den Weg noch nicht frei. »Bewaffnet?« Er hob einen Metalldetektor in die Höhe.
Kein gutes Zeichen , dachte Wilder. »Jaa.«
Der Tätowierte runzelte die Stirn. »Was tragen Sie? Lassen Sie mal sehen.«
Der Mann war eine echte Nervensäge, dachte Wilder und zog die Glock hervor. Dann zog er den Gürtel mit der Garrotte darin aus. Dann den Dolch, der an seiner linken Wade steckte. Der Tätowierte betrachtete den anwachsenden Haufen Waffen mit hochgezogener Augenbraue. »Erwarten Sie Ärger?«
»Scheint mir immer hinterherzulaufen«, erwiderte Wilder.
»Sicher, dass es nicht andersherum ist?«
Wilder musste lächeln.
»Sie können das alles bei mir lassen oder in Ihrem Wagen verstauen, aber hier herein gehen Sie damit nicht.«
Tja, seine zehn Kröten hatte er schon bezahlt. Mist. »Ich bringe es in meinen Wagen zurück«, erklärte Wilder und sammelte seine Waffen ein. »Bin gleich zurück.«
»Aber sicher.«
Als er durch die schwarze Glastür ins Freie trat, stieß er mit LaFavre zusammen, der noch immer seine Pilotensonnenbrille trug, obwohl die Sonne schon vor einer Weile untergegangen war. Ein Tick. Jeder Pilot, den Wilder kannte, hatte irgendeinen Tick.
»Es ist schon dunkel, Sumpfratte«, sagte er und deutete auf die Brille.
»Ich trainiere meine Nachtsicht.« LaFavre zeigte auf die Ansammlung von Waffen. »Denkst du, eins der Mädchen könnte dich wegen deines schönen Körpers attackieren?«
Ist alles schon vorgekommen , dachte Wilder. »Ich bring’s zurück in den Jeep. Warte hier auf mich.«
Wilder ging zum Jeep zurück und brachte seine Ausrüstung in seiner Feldkiste sicher unter, dann kehrte er zu LaFavre zurück, der ein Schwätzchen mit dem Rausschmeißer hielt. Offensichtlich standen sie auf gutem Fuße miteinander. Wilder wurde mit dem Detektor überprüft,
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