Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
dann wurden sie mit einem Nicken eingeladen einzutreten. Drinnen ließ dröhnende Musik den Boden unter ihren Füßen erzittern.
Wilder folgte LaFavre, der sich einen Weg zwischen den Tischen hindurchbahnte und hin und wieder anhielt, um jemanden zu begrüßen. Eine spärlich bekleidete Kellnerin tänzelte heran und legte LaFavre einen Arm um die Hüfte, während sie mit der anderen ein Tablett mit mehreren Flaschen Bier balancierte.
LaFavre kniff sie in die Wange. »Candy, das ist J. T., J. T., das ist Candy. Ein süßer Schatz.«
»Na, da bin ich sicher«, meinte Wilder. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Candy.«
Candy war eine Fünfundzwanzigjährige mit hartem Blick, die ihn von oben bis unten taxierte und offensichtlich zu dem Schluss kam, dass er einiges zu wünschen übrig ließ. Das war es, warum Wilder diese Striptease-Clubs nicht mochte: Hier ging es nicht um Sex und Spaß, sondern nur um Geld. Candy entzog LaFavre ihren Arm und machte sich auf die Suche nach einem wertvolleren Opfer.
»Du musst dich besser kleiden, mein Freund, wenn du Interesse wecken willst.«
Wilder starrte LaFavre erstaunt an. Der Pilot trug seine abgetragene, alte lederne Fliegerjacke, ausgeblichene Jeans und Stiefel aus Krokodilhaut, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Auf dem Kopf saß seine Fliegerkappe, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammte.
»Die Jacke«, erklärte LaFavre, »bedeutet, dass ich ein Pilotengehalt kriege. Da kennen die Mädels sich aus. Das ist viel mehr, als Fallschirmspringer verdienen.«
Wilder nickte. Sie setzten sich an einen Tisch direkt vor der Bühne. LaFavre hob zwei Finger, und sofort schwebte eine andere Kellnerin herbei und stellte zwei Flaschen Bier ab, ohne auch nur »Hey, wie geht’s?« zu sagen.
»Das da is’ Chantelle. Die mag mich nicht«, erklärte LaFavre und wies mit dem Kinn auf den Rücken der Kellnerin, die schon wieder davonrannte.
»Kann mir gar nicht vorstellen, warum nicht.« Wilder hob seine Flasche. »Auf alle, die nicht mehr zurückgekommen sind.«
LaFavre stieß leicht mit der Flasche an. »Amen, Bruder.«
Wilder, der mit dem Rücken zur Eingangstür saß, rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
»Worüber wolltest du sprechen?«, fragte LaFavre, und seine Sonnenbrille fixierte ein Mädchen, das hinter dem Vorhang hervorkam und dann an einer sechs Meter langen, blitzblanken Stahlstange emporkletterte, indem sie nur ihre Oberschenkelmuskeln einsetzte. Wilder musste zugeben, dass er beeindruckt war.
»Ich arbeite kurzzeitig für die Agency .«
LaFavre wandte sich von der Tänzerin ab, senkte seine Sonnenbrille und warf Wilder einen Blick unverhüllten Mitleids zu. »Scheiße.«
»Du sagst es.«
»Hier? Im Land selbst?«
Wilder nickte. »Tja, ich weiß. Das ist garantiert ein Fall von ›Ich war’s nicht‹ seitens der CIA. Ich – und die Armee – müssen dafür geradestehen, wenn da etwas auffliegt, denn theoretisch darf die Agency innerhalb des Landes nicht operieren.«
»Theoretisch dürft du und die Armee auch nicht innerhalb des Landes operieren«, meinte LaFavre, rückte die Brille wieder zurecht und wandte sich erneut der Bühne zu, wo das Mädchen jetzt kopfüber an der Stange hing, wobei die Erdanziehung ihren weiblichen Attributen nichts anhaben konnte. »Kannst du mir was über die Geschichte erzählen?«
Theoretisch darf ich nicht , überlegte Wilder, da LaFavre keinen »Informationsbedarf« hatte, wie es offiziell ausgedrückt wurde, auch wenn er die Top-Secret-Berechtigung besaß. Aber offensichtlich war man sich bereits klar darüber, dass diese Operation ein vollkommenes Durcheinander von Verantwortlichkeiten und Geheimhaltung war, ohne dass das laut ausgesprochen wurde. Das Bürschchen Crawford tat wahrscheinlich sein Bestes, aber er war eben nichts als ein Bürschchen.
Wilder nickte. »Die CIA glaubt, dass über den Film Geld gewaschen wird. Der Geldgeber ist irgendein obskurer Geschäftsmann, hinter dem eine Menge Geheimdienste her sind. Heißt Finnegan. Er schuldet einem Kerl von der russischen Mafia namens Letsky Geld, und …«
»Warte mal.« LaFavre schüttelte den Kopf, wobei er noch immer auf die Bühne blickte. »Wie war der Name? Ein Russe?«
»Simon Letsky.« Wilder hatte das Gefühl, dass LaFavres Denkapparat im Augenblick nicht im besten Zustand war, deswegen wünschte er, sie hätten sich an einem anderen Ort getroffen, wo sich sein Freund etwas besser auf das Problem konzentrieren konnte.
LaFavre stieß einen
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