Klappohrkatze auf Reisen
auch. Er machte es sich nicht nur in jedem Zimmer, in dem wir übernachteten, gemütlich, er kam auch mit uns zum Essen hinunter und war meist schnell der Star im Saal.
In diesen wenigen Tagen zeigten wir Norton einige der schönsten Orte Frankreichs. Wir fuhren zum château in Blois. (Zwei interessante Fakten über Blois: Erstens, der Name der Stadt ist keltisch und bedeutet Wolf – wie übrigens fast alles andere auch in Frankreich; wo auch immer wir aßen, fragten wir, was der Name des Restaurants bedeutete, und in mindestens fünfzig Prozent aller Fälle war es Wolf in irgendeiner alten Sprache. Zweitens, die gesamte Stadt riecht nach Schokolade. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich nehme einfach an, dass es entweder in der Nähe eine große Schokoladenfabrik gibt oder dass dort ein sehr, sehr dicker Mensch ohne die geringste Willenskraft lebt.)
Norton besichtigte das château in Chambord, das mir ziemlich englisch aussieht, vielleicht, weil es im 16. Jahrhundert ein berühmtes Jagdschloss war, das Schloss in Cheverny, in dem noch ein Großteil des ursprünglichen Mobiliars steht, und er war definitiv die erste Katze seit der Zeit Heinrichs II ., die die beiden erstaunlichsten Loire-Schlösser besichtigte, Chinon und Chenonceau.
Chinon, für diejenigen unter Ihnen, die Geschichte eher aus dem Kino als aus der Wirklichkeit kennen, ist der Ort, an dem Peter O’Toole in Der Löwe im Winter Katharine Hepburn gefangen setzte. Es ist fast völlig zerfallen, aber mehr als vielleicht jedes andere Gebäude in Frankreich verschlägt es mir absolut die Sprache. Es jagt mir kalte Schauer über den Rücken. Daran ist zum Teil bestimmt meine allzu lebhafte Fantasie schuld. Trotzdem regen die Ruinen und die Geschichte von Chinon meine Träume und Fantasien mehr an als jeder andere Ort, den ich je gesehen habe.
Chinon ist der Ort, wo Jeanne d’Arc sich mit dem Dauphin traf – und sie erkannte wunderbarerweise den Thronerben, obwohl er eher angezogen war wie der Komiker Red Skelton als Freddie Freeloader . Es war ein windiger Wintertag, als Janis, Norton und ich am Schlossgraben von Chinon standen, wo wir Jeannes Schlafzimmer gesehen hatten und das Gefängnis, in dem Eleonore von Aquitanien gesessen hatte. Es waren kaum Touristen dort, noch weniger Autos, und es fiel uns bemerkenswert leicht, uns das Leben vor fünfhundert Jahren vorzustellen. Es war nicht schwer, sich selbst in einer Rüstung zu sehen, ein zweiter Richard Löwenherz, der gegen moslemische Ungläubige kämpft (etwas, was ich immer schon mal machen wollte) und für das Überleben der Zivilisation. Außer dass es in meinem Fall natürlich Peter Katzenherz wäre.
Ich ließ Norton eine Weile aus seinem Rucksack, und nachdem er die Ruinen zu seiner Zufriedenheit beschnuppert hatte, saßen wir drei im zerfallensten der Höfe, bibberten leicht und stellten uns die Vergangenheit vor.
Die Gegenwart war aber auch nicht übel. An diesem Abend nahmen wir ein wundervolles Dinner im Château de Marcay nahe Chinon ein. Das Hotel ist in Wirklichkeit eine Festung aus dem 15. Jahrhundert, umgeben von eigenen Weingärten, mit vierzig Zimmern, die voller Antiquitäten sind, aber auch über Whirlpools verfügen. Dort blickte man skeptisch, als ich um einen Napf Wasser für Norton bat – man bestand darauf, ihm stattdessen Milch zu bringen – und absolut verstört, als ich den Wein meiner Wahl bestellte. Der Sommelier, eine Frau, was dort drüben selten ist, schüttelte still und taktvoll den Kopf und schlug uns einen anderen vor, der uns vielleicht besser schmecken würde. Obwohl weder Janis noch ich Ignoranten sind, was Wein angeht, beugten wir uns ihrem überlegenen Urteil, und wir wurden nicht enttäuscht. Sie brachte uns den vielleicht köstlichsten Wein, den ich je genossen habe, einen Anjou, einen Château d’Epire, produziert von M. et Mme. Bizard. Ich habe ihn nie zuvor oder danach gesehen, aber an den Geschmack werde ich mich mein Leben lang erinnern. Natürlich schadete es auch nicht, dass wir ihn auf gigantischen Eichenstühlen vor einem prasselnden, sechs Meter breiten Kamin tranken. Ich schätze, die Atmosphäre trug dazu bei, dass auch Norton sich an den Geschmack jener Milch erinnern wird, eine Château Borden, produziert von Mme. Elsie.
Der einheimische Chinon-Wein war ebenfalls ziemlich genießbar, wie wir am nächsten Tag entdeckten (und falls Sie dorthin kommen, probieren Sie den Roten, der selten nach Amerika importiert wird – er ist süperb).
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