Klappohrkatze auf Reisen
gemacht.
Noch wichtiger, Norton gefiel es auf Anhieb.
Bevor wir irgendetwas anderes taten, zeigte ich ihm das weiche Sofa und die beiden Sessel im Wohnzimmer und erklärte ihm, diese Möbel gehörten uns nicht, und er dürfe nicht daran kratzen. Niemals. Janis glaubte wie üblich, ich hätte den Verstand verloren und diese komplizierten Anweisungen würden im Katzenhirn keinerlei Eindruck hinterlassen, aber ich muss sagen – und Sie können gern jederzeit unsere Vermieterin anrufen, um sich davon zu überzeugen –, dass am Ende unseres Jahres kein Sessel und kein Sofa in diesem Haus auch nur einen einzigen Kratzer hatten.
Sobald die Regeln festgelegt waren, ging Norton auf Erkundungstour. Er schnupperte sich durch das Wohnzimmer und entdeckte sofort seinen Lieblingsausgang aus dem Haus. Die altmodischen Fenster ließen sich nach außen öffnen, mit Blick in den Garten – und über das ganze Lubéron-Tal. Rechts unterhalb des Fensters ragte ein Dach vor, das einen Patio überspannte. Norton sprang sofort aufs Fensterbrett, guckte sich beklagend nach mir um, bis ich herausbekam, wie sich das Fenster öffnen ließ (was ich erst mühelos beherrschte, als unser Jahr praktisch um war), dann sprang er hinaus aufs Dach, reckte sich genüsslich, legte sich auf der Stelle mitten in einen Sonnenstrahl und begann sein Leben als provenzalische Katze. Ihm fehlten nur noch ein Baguette und eine Baskenmütze, dann hätten ihn die Leute garantiert angesprochen und ihn gefragt, wie sein Leben in der résistance war.
Ein weiteres Fenster ließ sich über dem Küchentisch öffnen, und auch aus diesem hüpfte Norton gerne hinaus. Ebenso glücklich war er über die Platzierung seines Katzenklos auf dem Steinfußboden direkt neben der Hintertür. Es wurde während unseres Aufenthalts zur Standardprozedur, dass Norton sein Klo aufsuchte, sich dann neben der Hintertür aufbaute und darauf wartete, hinausgelassen zu werden. Sobald er draußen war, sprang er auf die Steinmauer, die neben der Hintertreppe zum Haus verlief, nahm eine sphinxhafte Position ein und hielt sich dort so lange auf, wie die Mauer in der Sonne lag.
Der Garten war ein Katzenparadies (aber auch Janis’ größtes Vergnügen, denn es gibt nichts, was ihr mehr Freude macht, als mit den Händen in der Erde zu wühlen und entweder eine geliebte Staude zu pflanzen oder ein abscheuliches Unkraut auszurupfen). Unser provenzalischer Garten hatte in etwa die Größe eines Footballfeldes und bestand aus vier separaten quadratischen, durch uralte Steinmauern abgetrennten Ebenen und Abteilungen. In der Mitte des ersten Quadrats direkt vor der Hintertür stand eine riesige Fichte und daneben ein kleiner Feigenbaum. An den Rändern wuchsen Rosen, Stiefmütterchen, Tulpen, Glyzinen und Unmengen Kräuter – darunter riesige Rosmarinhecken. Direkt am Haus, eigentlich als Ausläufer dieses Gartenteils, lag ein gepflasterter Patio, auf dem mehrere Stühle und ein kleiner Esstisch standen. Das Wetter war so schön, dass wir bis Mitte Dezember fast jeden Tag draußen aßen.
Wenn man aus der Hintertür nach rechts ging, zehn Schritte machte und dann ein paar Steinstufen hinunterschritt, erreichte man das zweite Gartenquadrat. In diesem befand sich ein großer Lavendelgarten. Das klar abgegrenzte Lavendelbeet war bestimmt vier Meter breit und fünf Meter lang. Hinter dem Lavendel und an der Grundstücksgrenze lag ein weiterer Patio, ebenfalls mit einem kleinen Tisch und Stühlen ausgestattet. In die Mauer war eine steinerne Feuerstelle eingebaut, komplett mit Grill.
Ging man geradeaus, immer noch auf der rechten Gartenseite, gelangte man über ein paar steinerne Stufen in den dritten Teil des Gartens. Dort standen ein üppiger Kirschbaum und ein runder Steintisch; der perfekte Platz, um dort am Spätnachmittag einen Kir zu schlürfen.
Zur Linken und noch einmal sechs oder sieben Stufen tiefer lag der letzte Teil des Gartens, der eher spartanisch ausgestattet war. Rechts standen ein Oliven- und ein Lorbeerbaum, und links war die Grundstücksgrenze von Himbeersträuchern gesäumt (wir aßen zum Frühstück reife, köstliche Himbeeren bis in die erste Dezemberwoche).
Norton verbrachte Stunde um Stunde damit, alle Ecken und Winkel dieses Gartens zu erkunden. Er liebte es dort draußen. Zum einen gab es, anders als in Sag Harbor, keine gemeinen Spottdrosseln, die ihn ärgerten, nur einen Haufen einigermaßen netter schwarz-weißer Elstern. Außerdem schmeckten die Mäuse bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher