Klappohrkatze auf Reisen
zweiten Hauses auf der linken Seite klopfen. Wir folgten der Wegbeschreibung – schon ein Wunder für sich, fast gleichzusetzen mit Jeanne d’Arc und dem Dauphin – und fanden uns in einer Küche wieder. Die Mutter der Familie, eine recht pummelige Dame in den Siebzigern, machte einen riesigen Topf Suppe. Wir sprachen über ihre diversen Weine, während sie umrührte; dann nippten wir an verschiedenen Jahrgängen, während sie umrührte. Wir redeten und nippten weiter, sie rührte weiter, und schließlich kauften wir mehrere Kisten und verstauten sie im Kofferraum. Ich glaube nicht, dass sie auch nur ein einziges Mal den Löffel losließ.
Nortons Lieblingswinzerei aber hieß Cave Fouassier und lag außerhalb der Stadt an der Route de Bourges. Norton probierte zwar nicht direkt den Wein, war aber sehr beeindruckt vom Hund des Winzers, der sich, wenn er raus wollte, auf die Hinterbeine stellte, seine Vorderpfoten auf den Türknauf legte, den Knauf drehte, die Tür aufmachte und nach draußen flitzte. Wir brauchten so lange zum Probieren und zu der Entscheidung, was wir kaufen sollten, dass, als wir aufbrechen wollten, der Hund wieder hineinkommen wollte. Also stellte er sich wieder auf die Hinterbeine, packte den Türknauf mit den Vorderpfoten und kam wieder rein.
Es braucht schon einiges, um Norton zu verunsichern. Aber ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass ihn diese Nummer doch etwas einschüchterte.
»Hey«, sagte ich, »Übung macht den Meister. Daran kannst du arbeiten, während wir hier sind.«
»Du sprichst schon wieder mit deiner Katze«, sagte Janis.
Norton sagte zu keinem von uns etwas. Er zog einfach den Kopf in die Tasche und dachte darüber nach, was er gesehen hatte und was er nun tun sollte.
Wir luden den Wein hinten in den Wagen – es war jetzt kaum noch Platz, auch nur Benzin einzuladen –, fanden den großen Highway, den péage , auf der Landkarte und machten uns, gesättigt von Geschichte, Schönheit, Alkohol und genialen Hunden, auf den Weg zu unserem neuen Zuhause.
5. Kapitel
Eine Katze in der Provence
D as Haus war perfekt. Und unsere neue Heimatstadt auch.
Die Fotos, die wir gesehen hatten, waren zwar überzeugend gewesen, wurden aber keinem von beiden gerecht. Das Haus war tatsächlich dreihundert Jahre alt. Es lag versteckt in einer winzigen Seitenstraße (da die ganze Stadt im Prinzip aus einer einzigen Straße bestand, fiel es den Seitenstraßen nicht schwer, winzig zu sein), die Fassade war zur Straße hin roh und rosig verputzt und zeigte nach hinten den ursprünglichen Stein. Unten gab es ein kleines Wohnzimmer (das sehr gemütlich möbliert war), eine Wohnküche mit Kamin (und ohne Pfannkuchenwender), eine kleine toilette und ein separates Bad mit Wanne und Dusche. Im zweiten Stock (den die Franzosen aus unerfindlichen Gründen den ersten Stock nennen) lagen drei Schlafzimmer – ein ziemlich großes und zwei kleinere, die eine Art Mini-Suite bildeten –, noch eine toilette und ein weiteres Bad mit Wanne. Im dritten Stock (den die Franzosen den zweiten Stock nennen – falls Sie jetzt verwirrt sind, versuchen Sie sich mal mit einem Franzosen darüber zu verständigen, irgendetwas auf diesen Etagen zu finden!) gab es ein großes, verwinkeltes Büro, sparsam möbliert mit ein paar Stühlen und einem langen Glastisch, und noch ein großes Schlafzimmer mit eigenem Waschbecken. Außerdem gab es Schränke und Wandschränke, so weit das Auge reichte, alle voll von provenzalischen Servietten, Tischdecken, Bettwäsche und Handtüchern, außerdem Geschirr und lebenswichtigen Dingen wie Bügeleisen, Staubsauger und Glühbirnen. Das Mobiliar war alt, bequem und einladend; die Küche war großartig ausgerüstet. Das Beste von allem aber war für meinen Geschmack die weitläufige cave unter dem Haus. Man öffnete die dicke alte Holztür zur Straße mit einem alten Schlüssel und betrat ein steinernes Verlies. In dieser Höhle war nicht nur die moderne Grundausrüstung mit Waschtrockner und Boiler untergebracht, dort wurde auch der Wintervorrat Holz und Eingemachtes gelagert. Außerdem gab es einen Weinkeller, geschützt durch ein Eisentor, das sich nur mit einem weiteren altmodischen Schlüssel öffnen ließ. Jedes Mal, wenn ich den Weinkeller betrat, erwartete ich ernstlich, von einem weißhaarigen, zum Skelett abgemagerten Typen angesprungen zu werden, der mich bat, beim Kapitän der Königlichen Garde ein gutes Wort für ihn einzulegen.
Alles in allem war das Haus wie für mich
Weitere Kostenlose Bücher