Klappohrkatze auf Reisen
chat zu fühlen.
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Das einzig Unangenehme, worum wir uns nach unserer Ankunft in der Provence möglichst schnell kümmern mussten, war der Umstand, dass Janis kein Auto mit Gangschaltung fahren konnte. Bevor wir herkamen, hatte ich ihr versichert, das sei keine große Sache, und ich könne es ihr ganz leicht beibringen. Sie war eine gute Fahrerin, ich war ein guter Lehrer, was könnte einfacher sein? Wie sich herausstellte, wäre es einfacher gewesen, nackt auf den Mount Everest zu steigen, umschwärmt von einer Wolke von Killerbienen. Viel einfacher. Es gab da ein paar Elemente in der Gleichung, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Zunächst einmal ist es nie eine gute Idee, seiner Partnerin das Fahren beizubringen. Das ist eine Lektion, die ich schon durch das lebenslange Angucken von Sitcoms hätte lernen müssen, die ich aber gezielt ignorierte. Das zweite Warnsignal, das ich ignoriert hatte, war, dass ich nicht gerade der geduldigste Mensch der Welt bin. Wenn ich jemandem sage, was er tun soll, erwarte ich, dass er es perfekt macht. Ich weiß, dass das eine ausgesprochen unvernünftige Erwartung ist, aber es hält mich nicht davon ab, es trotzdem zu erwarten. Der dritte Umstand, der unsere Fahrstunden so schwierig machte, war der, dass mir nie zuvor aufgefallen war, dass Janis total verrückt ist.
Norton und ich stiegen mit ihr in unseren gemieteten Citroën. Norton sprang auf seinen gewohnten Platz und kauerte sich auf die Hutablage vor der Heckscheibe. Er streckte sich aus und erwartete, wieder in ein tolles Lokal chauffiert zu werden. Stattdessen wurde er zum Fußballplatz unterhalb des Ortes gebracht, der einzigen ebenen Fläche in fünfzig Kilometer Umkreis, die keine Autobahn war.
Es war schon lange her, dass ich jemandem versucht hatte beizubringen, wie man schaltet und eine Kupplung bedient, aber ich erklärte es deutlich, simpel und ruhig. Nachdem ich es erklärt hatte, sah Janis, die zu einer etwas negativen Lebenseinstellung neigt, mich an und sagte:
»Das werde ich nie lernen.«
Ich nahm diese Worte als Herausforderung und sagte ihr, in fünfzehn Minuten werde sie über die Autobahn brausen und sich völlig sicher fühlen.
Zwei Stunden später, nachdem wir über den Fußballplatz geschlingert waren, an einer Kreuzung beinahe von einem Lastwagen zerquetscht worden und fast über eine Klippe gefahren wären, hätte ich Janis sagen können, dass sie recht gehabt hatte, sie würde es nie schaffen, mit Gangschaltung zu fahren; allerdings konnte ich es ihr nicht sagen, weil wir nicht mehr miteinander sprachen.
Norton blieb unparteiisch. Einmal, als sie auf die Autobahn einzubiegen versuchte und es aussah, als stünden die Chancen fifty-fifty, dass wir sterben würden, miaute Norton ein ziemlich entschiedenes Miau. Janis drehte sich um und warf ihm einen strafenden Blick zu, und er entschied rasch, dass Miauen hier nicht angebracht war. Als ich sie aber zum dritten Mal zum Weinen gebracht hatte und etwas sagte wie:
»Selbst Norton hätte mittlerweile gelernt, wie man diesen Hügel hochfährt!«, wollte Norton auch mit mir nichts mehr zu tun haben. Entweder hatte ich ihn beleidigt, als ich sagte, selbst er hätte es kapiert, oder er hatte ganz einfach genug von dem ganzen Herumgeschlingere und wollte irgendwohin, wo Ruhe und Frieden herrschten.
Die Sache war die, Janis musste fahren lernen. Ich konnte nicht das ganze Jahr lang ihr Chauffeur sein, und trotz meiner Behauptung war Norton viel zu klein, um an die Pedale des Wagens zu kommen.
Sie schaffte es natürlich mit Bravour. Als wir dann doch wieder miteinander sprachen, versicherte ich ihr, niemand könne all das tatsächlich in fünfzehn Minuten lernen. Es würde ein paar Tage dauern, vielleicht eine Woche, aber sie würde es definitiv lernen. Janis ist der Typ, der nicht gerne lernt: Sie will gleich perfekt sein. Da Lernen oder zumindest der Lern prozess mit kurzfristiger Perfektion unvereinbar ist, wurde sie immer ziemlich mürrisch, wenn sie zum Beispiel mitten auf einer großen Kreuzung stehen blieb oder oben auf einem Hügel anhielt und dann einen Kilometer rückwärts rollte, bevor es ihr gelang, den Wagen wieder vorwärts zu bewegen. Dasselbe Problem hatte sie auch mit dem Französischlernen. Sie wollte die Sprache nicht sprechen, bevor sie sie tatsächlich konnte . Das war keine sonderlich praktische Einstellung, wenn sie jemals irgendwohin kommen oder irgendetwas machen wollte. Also biss sie die Zähne zusammen und lernte, nicht
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