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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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eingezogen. Sollte ein Franzose je einen ungedeckten Scheck ausstellen, verliert er für ein Jahr alle Bankprivilegien – was im Grunde heißt, dass er nicht leben kann. Ich glaube, Monsieur Rebattu sagte auch irgendetwas davon, er könne nie wieder Wein trinken oder Jerry-Lewis-Filme angucken oder tarte tatin essen, aber, um es noch einmal zu sagen, mein Französisch war immer noch ziemlich eingerostet.
    Sobald man uns all das erklärt hatte, zahlten wir genügend Geld ein, um sicher zu sein, niemals unsere Bankprivilegien zu verlieren. Wir bekamen unsere vorläufigen Schecks direkt ausgehändigt – Monsieur Rebattu war so vernünftig zu fragen, ob Norton ein eigenes Scheckheft brauchte; die Antwort war ein entschiedenes Nein –, und damit war alles erledigt. Aber als wir unserem neuem Geschäftsführer dankten und uns zum Gehen erhoben, legte mir Monsieur Rebattu seine Hand auf den Arm und sagte mit sehr leiser Stimme:
    »Entschuldigen Sie bitte, monsieur . Aber warum haben Sie sich für unsere Bank entschieden?«
    Ich erklärte, das sei ganz einfach. Man hatte uns gesagt, Crédit Lyonnais sei als Bank am praktischsten, weil es überall im Land Filialen gab. Außerdem hatte man uns erzählt, Crédit Lyonnais in Cavaillon sei die unserem Ort am nächsten gelegene Filiale. Mehr war dazu nicht zu sagen: die größte, die beste, die nächste. Voilà .
    Monsieur Rebattu nickte unglücklich. Das Lächeln, das auf seinem Gesicht gelegen hatte, verschwand. Er war ohnehin kein körperlich imposanter Mann, und nun schien er vor unseren Augen zu schrumpfen.
    »Ja, ich dachte mir, dass es so etwas ist«, seufzte er.
    »Gibt es ein Problem?«, wollte ich wissen. Ich wollte es nicht wirklich wissen, aber ich spürte, dass dies eine Frage war, die gestellt werden musste. Ich hatte recht.
    »Dies ist nicht Crédit Lyonnais, monsieur .«
    »Nicht? Aber das Schild da draußen …«
    »Dies ist Lyonnaise de Banque.«
    Ich sah Janis an. Sie sah mich an. Norton weigerte sich, einen von uns anzusehen.
    »Das ist nicht dasselbe?«, fragte ich und bemühte mich, nicht so hundeelend auszusehen, wie ich mich fühlte.
    Monsieur Rebattu nickte zustimmend und wehmütig, dann zuckte er die Schultern, wobei er viel unglücklicher aussah, als ich es jemals sein könnte, und sagte sanft:
    »Es ist nicht zu spät zu wechseln. Ich verstehe das.«
    Mittlerweile war Janis den Tränen nahe und halb verliebt in Monsieur Rebattu, weil er so gütig und verständnisvoll war, also schüttelten wir beide den Kopf – nach einem ganz kurzen Zögern – und erklärten tollkühn:
    »Absolut nicht. Lyonnaise de Banque ist unsere Bank!«
    Sie ließen keine Band auftreten und keinen Festumzug veranstalten, aber viel hätte nicht gefehlt. Ich weiß nicht, wann sie ihren letzten neuen Kunden gehabt hatten, aber dies war ganz eindeutig ein Ereignis ersten Ranges für die Leute von Lyonnaise de Banque. Monsieur Rebattu schüttelte uns die Hände (und streichelte Norton) und dankte uns ausgiebig. Dann zeigte er uns stolz den Rest der Bank, was ganze vierzehn Sekunden dauerte, stellte uns alle anderen Mitarbeiter vor, die uns ansahen, als könnten sie nicht begreifen, dass wir tatsächlich Geld in ihrem, sagen wir, »bescheidenen« Geschäft deponierten.
    Es erwies sich als großartiger Schachzug. (Außer als unser Freund Norm aus New York zu Besuch kam und Geld umtauschen wollte. Das stürzte wirklich die gesamte Bank in Verwirrung. Sie kannten den Wechselkurs nicht – ich schwöre es! Ich fragte drei Mal nach, um sicher zu sein, dass ich meinen Ohren trauen konnte – und mussten in der Zeitung nachgucken. Dann sah Norm verblüfft zu, wie sie herumwuselten und versuchten, fünfhundert Dollar aufzutreiben. Sie suchten in Schubladen, in Schränken, unter Papierstapeln. Endlich hatten sie genügend Geld zusammengekratzt und überreichten es ihm stolz.) Während unserer gesamten Zeit in Frankreich kam jedes Mal, wenn wir unsere Bank betraten, Monsieur Rebattu aus seinem Büro marschiert, lächelte breit, schüttelte uns die Hand, erkundigte sich nach unserer Gesundheit und schenkte uns meist einen Kalender oder einen Kuli (falls irgendjemand sechs oder sieben Lyonnaise de Banque-Wandkalender braucht, bitte melden). Wir ernteten jede Menge komische Blicke, wenn wir erzählten, bei welcher Bank wir ein Konto hatten, aber davon abgesehen hatten wir nie Probleme. Tatsächlich habe ich nie irgendwo eine bessere Bank oder einen persönlicheren Service erlebt, was nur

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