Klappohrkatze auf Reisen
darüber gesprochen, die steinerne Mauer hinten im Garten neu zu mauern. Sie hatte ihn gebeten, ihr ein Angebot zu machen. Das hatte er nie gemacht. Aber eines Tages wachte er auf, erinnerte sich, dass sie ihre Mauer repariert haben wollte, und dachte sich, fangen wir doch mal an. Und das sah so aus, dass er alle Steine, die er dafür brauchte, in den Garten kippte und sie dort liegen ließ.
Nachdem Elisabeth darauf gekommen war, dass er der Schuldige sein musste, rief sie ihn an, um ihm zu sagen, dass wir diese Geste nicht zu würdigen wussten. Am nächsten Tag kam er und sammelte alle Steine wieder ein, wahrscheinlich, um sie jemand anderem in den Garten zu kippen.
Etwas abzukippen war offenbar eine verbreitete Aktivität in unserer neuen Nachbarschaft (oder voisinage , wie ich nun gelernt hatte zu sagen).
Als sich der Winter langsam breitmachte, wurde uns klar, dass wir unsere Holzvorräte für den Kamin auffüllen sollten. Wir hatten alle möglichen Horrorgeschichten über den Wind und die Kälte in der Provence gehört. Es hieß, wenn der mistral durch die Bäume pfiff, verstehe man den Ausdruck »wenn die Hölle zufriert« erst richtig.
Wir folgten einer Reihe grober, handgemachter Schilder – HOLZ ZU VERKAUFEN : simple, eindeutige und effektive Werbung –, die uns vielleicht eine Meile aus Goult heraus und zu einem kleinen Bauernhaus führten. Der Besitzer schlurfte heraus, eine Zigarette im Mund, die Baskenmütze denkbar verwegen schräg auf dem Kopf, und mir wurde ein ziemlich verstörender Umstand bewusst: Alle Kleinstadtfranzosen über fünfundsechzig erinnerten mich an William Demarest.
An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass es so etwas gibt wie einen provenzalischen Akzent. Tatsächlich ist er so stark, dass normales Französisch dadurch völlig unverständlich wird, bis man sich an das Näseln und Quäken und die diversen Nasallaute gewöhnt hat. Beim provenzalischen Akzent endet praktisch jede Silbe mit einem »g«. Morgen heißt auf Französisch demain . Mit einem provenzalischen Akzent gesprochen hört es sich an wie demaing . Das Wort für Hand heißt main . Mit dem Akzent des Südens wird daraus maing . Als Beispiel nehme man einen Satz aus dem Englischen: »When did the man ban guns, John?« Ein einfacher Satz, oder? Also, tun Sie einfach so, als ob Sie ihn zum ersten Mal hören, aber mit provenzalischem Akzent. Dann wird daraus: »Wheng did the mang bang gungs, Jong?« Es klingt eher nach Chinesisch als nach Englisch. Und so ungefähr klang das Provenzalische für uns, als wir neu waren: wie irgendeine fremde Sprache, die nur in Gegenden gesprochen wird, in denen man Sherpas nach dem Weg fragt.
Der Mann, der das Holz verkaufte, hatte den dicksten, unverständlichsten Akzent, der mir je begegnet war. Das Einzige, was ich deutlich verstehen konnte, war, als er Norton ansah, der im Garten des Mannes umherstöberte, und sagte: »Votre chat. Il est très sage.« Etliche Franzosen sagten so etwas über Norton, als wir mit ihm reisten. Die meisten Amerikaner sagten, wenn sie dem kleinen Kerl begegneten:
»Oh, he’s so cute« oder »Oh, he’s so calm.«
Süß oder ruhig, mir ist die französische Art lieber, und ich finde, darin zeigt sich ihr wahrer Respekt gegenüber Katzen wie auch dem Leben selbst:
»Oh, er ist so klug.« Il est très sage , tatsächlich.
Abgesehen von der Schmeichelei über Nortons Klugheit hatte ich nach etwa einer halben Stunde Konversation über die Wintersituation Folgendes erfahren: Wir konnten Holz bei ihm kaufen oder nicht kaufen. Entweder sein Sohn oder seine Tochter würden uns besuchen oder wir würden sie besuchen, allerdings schienen sie in Spanien zu leben. Falls wir überhaupt Holz bekommen konnten, würde es entweder in der Nacht kommen, in der nächsten Woche oder nie. Und es würde entweder eine Million Dollar kosten oder umsonst sein. Als wir schließlich abfuhren, brummte mir der Schädel, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich eine kleine Menge Holz zu einem recht günstigen Preis bestellt hatte.
Was das Preisgünstige anging, sollte ich recht behalten; mit der kleinen Menge lag ich falsch. Drei Tage nach unserem Gespräch hielt ein Kipplaster vor unserem Haus, was schon ein Kunststück für sich war, weil der Laster mit vielleicht einem guten Zentimeter Spielraum an jeder Seite so gerade in unsere schmale Straße passte. Als er parkte, bediente der Sohn des Mannes, mit dem ich gesprochen hatte, einen Hebel im Laster, die Ladefläche
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