Klappohrkatze auf Reisen
französische Freunde zu uns zum Champagner ein – keine champagnoise an diesem Abend! – und fuhren dann zu fünft in die Auberge de la Loube zum speziellen Silvesterdinner.
Die köstlichen Vorspeisen in der Auberge habe ich bereits beschrieben, aber am Silvesterabend tischte Maurice ein spezielles Angebot auf. Es begann mit einem Trüffelomelett – zwei oder drei Eier verquirlt mit feinen Scheiben der wilden, schwarzen französischen Trüffel, die so kräftig und köstlich sind, dass sie als eine der größten Delikatessen der Welt gelten (und den entsprechenden Preis haben, allerdings berechnet Maurice dieses Gericht nicht – es ist sein Geschenk an seine Stammkunden). Ich glaube, Maurice war nicht so begeistert, als ich Norton probieren ließ, er wurde aber weich, als er sah, wie gut es Norton schmeckte.
Der Rest des Dinners war den truffes ebenbürtig, und dann, exakt um Mitternacht, schenkte Maurice Champagner für alle aus, und wir stießen an, umarmten uns und miauten angemessen, um das neue Jahr zu begrüßen.
Am Donnerstag war Esthers und Norms letzter Abend in der Provence, also mussten wir natürlich noch mehr essen, um sie gebührend zu verabschieden.
Ich hatte eine Wette gegen Esther verloren, bevor ich nach Frankreich abreiste und meine Wettschuld beglich, indem ich mit ihr ins Oustau de Baumanière fuhr, das legendäre Restaurant, das das beste und berühmteste der Provence ist.
Janis und ich waren schon dort gewesen. Der Inhaber und Koch, Jean André Charial, ist ein Freund von Wolfgang Puck, und deshalb hatte ich schon vor Jahren von diesem Lokal gehört. Im Grunde ist es dem Baumanière zu verdanken, dass Janis und ich in Goult landeten. Vor einigen Jahren hatten wir in dem Hotel gewohnt (es ist nicht nur ein Restaurant, es ist auch eins der tollsten Hotels der Welt). Als wären die Federbetten und Daunendecken nicht schon Verlockung genug, liegt die Stadt Le Baux auch noch spektakulär in den weißen Bauxit-Bergen. Wenn man die Stadt und das Hotel am Stadtrand zum ersten Mal erblickt, fühlt man sich, als hätte man Shangri-La gefunden. Im Lauf der Jahre hatten wir dort mehrmals gewohnt und/oder gegessen. Seit wir in Goult waren, hatten wir die fünfundvierzigminütige Fahrt ein paarmal gemacht, um dem Zwei-Sterne-Koch zu huldigen. Wichtiger noch, Baumanière war, gar keine Frage, Nortons Lieblingsrestaurant. Das Personal liebte und begrüßte ihn meist voller Zuneigung und etwas Staunen. Wenn wir uns zu Tisch setzten, bekam er automatisch seinen eigenen Stuhl, und häufig wurde ihm ein spezielles Dinner zubereitet.
An diesem Abend übertraf das Restaurant sich selbst, sowohl für die Menschen wie für die Katze. Esther gab zu, noch nie ein solches Essen genossen zu haben, nicht mal in ihren Träumen. Norm brachte kaum über die Lippen, dass er eine »Nice time« hatte. Janis bewahrte wie üblich ihre Würde, bis der gewaltige Käsewagen kam, dann verlor sie jeden Sinn für Anstand und schrie eigentlich nur noch den Kellner an:
»Mehr! Mehr! Mehr!«
Norton bekam einen kleinen Teller mit drei verschiedenen Spezialitäten vorgesetzt – Ente, Muscheln und Fisch. Bei Baumanière isst Norton sogar den Fisch.
Die pièce de résistance war, wie immer, das Dessert. Jeder von uns Menschen hatte eine Spezialität des Hauses bestellt – ein heißes Soufflé mit crème fraîche und der passenden Sauce (bei Himbeersoufflé Himbeersauce, bei Schokoladensoufflé Schokoladensauce, bei Lebkuchensoufflé ihre neueste und vermutlich großartigste Kreation, Lebkuchensauce). Jedes der Soufflés wird auf einem zugedeckten Silberteller serviert. Das Soufflé wird dem Esser gebracht, auf den Tisch gestellt, dann wird mit einer schwungvollen, aber flotten Bewegung der Deckel abgehoben, und der Gast sagt in der Regel etwas wie:
»O mein Gott!«, oder »Oooooooohhhhhhhh!«, oder, falls es unser Freund Dominick ist, »Ist das alles?«
Viermal wurden wir Zeugen dieses Rituals, erst für Janis und dann für Esther, Norm und mich. Dann merkten wir, dass es einen fünften Silberteller gab und dieser direkt vor Norton hingestellt wurde.
Bevor ich noch richtig Zeit hatte zu überlegen, was sie wohl für meine Katze gemacht hatten – ein Pounce-Soufflé oder ein Whiskas-Hühnerhäppchen-Käse-Soufflé oder –, hob der Kellner den Silberdeckel ab und enthüllte eine kleine, graue Marzipanmaus, komplett mit Schwanz, rosa Augen, grauem Schnurrbart und schwarzer Marzipannase.
Die Kreation erntete ihren
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