Klappohrkatze auf Reisen
(oder petits chiens , wenn Sie es ganz genau nehmen) und dort unten lebten. Wir gingen jeden Tag ins Templiers, wenn wir mit dem Schreiben fertig waren, auf einen Cognac oder pastis oder einfach nur auf ein kaltes Bier, und als der achtzigjährige Inhaber des Templiers sich eines Tages, als wir hereinkamen, tatsächlich dazu durchrang, uns die Hand zu schütteln – das ultimative Signal, dass wir jetzt als Stammkunden galten und von der Stadt akzeptiert wurden –, wussten wir, dass das Leben tatsächlich eine sehr, sehr gute Sache war.
Wir waren jung, und obwohl uns nach ein paar Monaten das Geld ausging und wir nach New York zurückkehren mussten – mein Roman hatte tatsächlich einen Verleger gefunden, aber ich musste mich der beinharten Wahrheit stellen, dass einem ein Vorschuss für den ersten Roman tatsächlich gestattet, ab und zu Fleisch zu kaufen, man davon aber kein Leben à la Scott Fitzgerald führen kann –, hatte ich doch den Eindruck, dass mein Leben nun ewig so weitergehen würde. Mir war nicht bewusst, dass die tägliche Begrüßung per Handschlag im Templiers und der märchenhafte Schleier der Vollkommenheit, in dem Collioure lag, nicht zu den Dingen gehörten, die jedem, der sie zu verdienen glaubt, permanent zustanden. Es war der Höhepunkt, das Ziel, nach dem man sein ganzes Leben lang strebt. Es war in gewissem Sinne ein Traum, aber es war ein Traum, den ich tatsächlich erlebt hatte – und den ich weder vergessen wollte noch konnte.
Offensichtlich, denn jetzt, sechzehn Jahre danach, tat ich mein Bestes, um ihn zu wiederholen.
Ich hatte sogar meinen alten Kumpel Dave dazu gebracht, ihn mit mir zu wiederholen. Und wie könnten wir das besser tun als durch die Rückkehr in unsere alten Gefilde? Und das noch dazu mit Janis und Norton.
***
Janis hatte sich unsere romantischen Erinnerungen angehört und im Lauf der Jahre etliche Millionen Fotos von Collioure gesehen. Außerdem kannte sie mich und David zu gut und wusste, dass wir, sobald wir für ein Wochenende in die Stadt zurückkehrten, uns über unerklärliche Dinge kaputtlachen würden und Orte sehen wollten, die niemanden interessierten, der nicht persönlich in die Besichtigungstour involviert war. Also verkündete sie, Collioure dürfe nicht unser einziges Ziel sein. Nach kurzer Diskussion einigten wir uns alle darauf, den Freitagabend in Collioure zu verbringen, uns am Samstag ein bisschen dort herumzutreiben und dann fürs restliche Wochenende nach Spanien weiterzufahren. Als Ziel einigten wir uns auf Barcelona, da weder Janis noch David oder Norton jemals dort gewesen waren.
Frankreich hat sich etwas verändert, seit David und ich entdeckten, wie es war, dort zu leben. Die Franzosen verwenden jetzt englische Wörter wie parking (wie in »die erste Strase reschts und dann zum parkiiing«), und fax hat sogar ein Geschlecht bekommen (es ist männlich, falls es Sie interessiert – le fax ). Zahlreiche McDonald’s verteilen sich nun in der Landschaft, und französische Politiker sind mittlerweile genauso korrupt wie ihre amerikanischen Amtskollegen. (Wahrscheinlich waren sie schon immer korrupt, aber damals ging es bei der Korruption anscheinend immer um Sex und Essen. Heutzutage ist die französische Korruption washingtonisiert, und die Skandale drehen sich um Finanzielles.) Trotzdem waren wir nicht gefasst auf unseren ersten Blick auf die neue Version von Collioure.
Es sah fast aus wie Miami Beach.
Als wir dort lebten, war es ein verschlafenes Dörfchen. Es war ein Ferienort, galt aber nicht als schick oder hip und war eigentlich nur Franzosen bekannt, die im Südwesten des Landes lebten. Wir wohnten in einem der wenigen neuen Wohnhäuser; es lag am südlichen Ortsrand und war eines von vielleicht fünf oder sechs Häusern in diesem Komplex. Als wir jetzt mit unserem Citroën vorfuhren, konnte man das Dorf kaum sehen, das völlig hinter einer Skyline von gigantischen Wohnblöcken verschwand. Nichts war wie vorher, es war einfach nicht wiederzuerkennen. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber ein Schock war es schon. Alles war neu, und alles war hässlich. Janis hatte diesen gewissen Gesichtsausdruck, der besagte: » Das ist der Ort, von dem ihr mir die ganze Zeit erzählt habt?!«
Ich geriet jedoch nicht in Panik, und meine Geduld wurde belohnt, sobald wir in den alten Teil des Ortes vordrangen. Die Franzosen mögen zwar wirklich hässliche neue Bauten errichten, aber wenigstens reißen sie dabei nicht die schönen alten ab. Das
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