Klappohrkatze auf Reisen
hatte, seit ich als Einundzwanzigjähriger in St. Tropez war und eine umwerfende Blondine den Strand entlanglaufen sah, bekleidet mit nichts als einer Sonnenbrille, einer String-Bikinihose und weißen Cowboystiefeln. Während des gesamten restlichen Ausflugs – als es so aussah, als würden wir ihn vermutlich auf der gar nicht mal so attraktiven Straße nach San Remo verbringen – war ich ganz besessen von dem Spiel.
Schließlich schafften wir es doch noch hinaus aus San Remo, worauf Esther die Zügel in die Hand nahm. Wir hielten bei einem nicht gerade schick aussehenden Hotel, denn wir brauchten dringend ein Nachtquartier. Es war nicht schmuddelig, aber es war auch nicht das Ritz. Esther marschierte hinein und fragte, ob sie irgendwo in der Nähe ein nettes Hotel kannten, in dem Zimmer frei waren. Man fragte sie, ob sie bei ihnen ein Zimmer wollte, und sie sagte Nein: Sie wollte ein nettes (nice) Hotel. (Okay: Hier ging es los mit der Aussprache von »Nice«. Genauso wie ich es mit den Thanksgiving-Scherzen übertrieb, als Janis und ich einmal in der Türkei waren [turkey = Truthahn, Turkey = Türkei], vertauschte ich jetzt ein bisschen zu begeistert Nice, also die Stadt Nizza, mit dem Adjektiv nice. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft einer von uns sagte:
»Das sieht nach einem netten [nice] Restaurant aus«, worauf ich erwiderte: »Meinst du ein nice Restaurant oder ein Nice-Restaurant?« Ich kann mich diesbezüglich nicht rausreden, aber ich fand es jedes Mal witzig, wenn es zur Sprache kam, bis Janis mir androhte, wenn ich noch ein einziges Mal »Nice« statt »nice« sagte, würde sie mich umbringen.) Jedenfalls, obwohl Esther in dem schäbigen Hotel so unhöflich war, erfuhr sie zumindest, dass wir in dieser Woche niemals an der italienischen Küste unterkommen würden. Wie sich herausstellte, hat das gesamte Land in der Weihnachtswoche Urlaub, und offenbar kommen alle aus dem gesamten Land an die Küste. Der Stau wurde dadurch verursacht, dass es genau eine Küstenstraße gibt. Wirklich wahr. Wenn Sie an irgendeinen Ort der italienischen (oder auch der französischen) Riviera wollen und nicht über die Autobahn fahren, gibt es eine einzige schmale, kurvenreiche Straße, und das war’s dann.
Wir brauchten nicht lange, um unsere Pläne zu ändern. Wir wendeten auf der Stelle und fuhren zurück nach Nice (denn das erschien uns nice). Dort beschlossen wir, uns einen großartigen Abend zu gönnen, nachdem unser Tag so rundum abscheulich gewesen war. Statt uns in dem netten (nice; sorry! Ich kann nicht anders), aber kleinen und preisgünstigen Hotel einzuquartieren, in dem Janis, Norton und ich normalerweise übernachteten, checkten wir im Negresco ein. Und nicht nur das – wir mieteten die teuerste, luxuriöseste, protzigste Zwei-Schlafzimmer-Suite, die es gab. Für die Schüchternen unter den Lesern, keine Sorge; Esther nahm sich ein drittes Zimmer am anderen Ende des Korridors. Sie wollte uns auf keinen Fall zu nahe sein.
Wir gingen in ein wunderbares Restaurant, Coco Beach, direkt am Wasser, und bestellten ein perfektes Fischgericht. Der Wirt – ich weiß, Sie denken, das erfinde ich, aber er erinnerte mich wirklich an einen französischen William Demarest – bereitete für Norton ein paar gegrillte Shrimps zu, als er erfuhr, dass die Katze nicht wild auf normalen Fisch war. Die Shrimps schienen ihn zu überzeugen. Jedenfalls ist Norton seit Coco Beach gewillt, jede Art Schalentiere zu verschlingen und ab und zu ein Häppchen Lachs. Thunfisch kommt allerdings weiterhin nicht infrage und Sardinen auch nicht.
Nach dem Dinner gingen wir ins Casino von Nice. (Keine Angst: Meine Lippen sind versiegelt. Ich werde keinen Kommentar dazu abgeben, ob das Kasino … äh … angenehm war oder nicht.) Norm war der große Gewinner. Er sackte mehrere Hundert Dollar ein.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Heimweg und fuhren am herrlichen Mittelmeer entlang. Wir machten einen Zwischenstopp in Eze, dem vermutlich touristischsten Dorf seiner Art, aber dennoch einer spektakulären mittelalterlichen Stadt, die man nicht versäumen sollte. Wir aßen im Grill du Château ganz oben in der Stadt, wo der Kellner über Norton ausflippte.
»Votre chat« , sagte er zu mir, »Il est superb!«
Noch nie zuvor habe er eine Katze gesehen, schwärmte der Kellner, die sich wie ein menschliches Wesen benahm.
Es war der Silvesterabend, und wir verbrachten ihn zu Hause im Lubéron im besten Stil. Wir luden ein paar
Weitere Kostenlose Bücher