Klappohrkatze auf Reisen
Gaudi-Bauten einschließlich der immer noch im Bau befindlichen Kathedrale Sagrada Familia, er aß zum Dinner eine spezielle katalanische Paella im Restaurant La Cuineta. Und dann, als Krönung des Ganzen, sah er – und wir – eins der großartigsten Schauspiele der westlichen Welt.
Vor der Kathedrale, die den Platz im Zentrum des majestätischen gotischen Viertels überragt, wurden wir Zeugen, wie hundert Barceloner den Nationaltanz Barcelonas tanzten – die nahezu unbeschreibbare »sardana«.
Es war gerade Nacht geworden, auf den Tischen der Straßencafés flackerten Kerzen, Geheimnis und Romantik lauerten in der Dunkelheit und im Schatten. Plötzlich bildeten sich zehn Kreise, Ringe von je zehn Menschen. Die Menschen in den Kreisen hielten sich an den Händen, die Hände dabei triumphierend über den Köpfen erhoben, und alle hatten statt ihrer normalen Schuhe weiße Espadrilles angezogen. Das Ritual hatte begonnen. So standen sie bewegungslos vielleicht dreißig Sekunden lang, dann begann ein Orchester, verborgen in einer Ecke des weitläufigen Platzes, lebhafte, sinnliche, exquisite spanische Musik zu spielen – und dann fingen hundert Erwachsene an, sich zu drehen und zu tanzen und mit den Armen zu fuchteln. Es war das Gruseligste und Blödsinnigste, was ich jemals gesehen habe. Wenn das hundert Leute in New York machten, würden sie garantiert zu Brei geschlagen und dann verhaftet – und völlig zu Recht. Vergessen Sie die ritualisierte Schönheit und Kraft, von der alle reden. Vergessen Sie all das leidenschaftliche Blut, das durch spanische Adern fließt. Ich sage Ihnen, es war schlimmer als die Holzschuhtänzer auf der Fernseh-Spendengala am Labor Day.
Damit endete mehr oder weniger Nortons erster Besuch in Spanien. Ich glaube, irgendwann nach unserem Wochenendtrip wurde eine Statue aufgestellt zur Erinnerung an die exakte Stelle auf dem Platz, an der ein amerikanischer Tourist so heftig lachte, dass er beinahe in Ohnmacht fiel.
Auf dem Rückweg machten wir einen Zwischenstopp zum Lunch in einem winzigen Café an der Küste. Die Sonne schien, daher saßen wir draußen und tranken Sangria, während Norton nach Herzenslust gegrillte Shrimps von einem riesigen Teller schmauste.
Irgendwann kam der Kellner vorbei; er stand an unserem Tisch, ohne irgendetwas zu sagen, und beobachtete die Katze. Schließlich wandte er sich an mich und sagte: »Ihr gato . Er ist Spanier?«
»Nein«, sagte ich. »Amerikaner. Eigentlich Schotte.«
Der Kellner blieb noch ein paar Minuten an unserem Tisch und sah zu, wie Norton seine gambas mümmelte. Bevor er wieder in die Küche ging, tippte der Kellner mir auf die Schulter und zeigte dann auf Norton.
»Er ist hübsch genug, um Spanier zu sein«, verkündete er.
Wir tranken unsere Sangria aus, sammelten die Katze ein und machten uns auf den Weg zum Wagen und nach Frankreich.
»Du bist hübsch genug«, sagte ich zu meinem kleinen grauen Kumpel. »Versuch bloß nicht, diese Espadrilles anzuziehen. Selbst für mich gibt es Grenzen.«
Fünfundvierzig Minuten später waren wir wieder auf französischem Boden, wo die Zollbeamten nicht nach Nortons Papieren verlangten, sondern ihn nur im Land willkommen hießen mit einem sehr höflichen »Bonjour, Monsieur le chat. Ça va?«.
Es fühlte sich an, als kämen wir nach Hause.
8. Kapitel
Eine Katze in Italien
B evor wir uns schließlich für die Provence entschieden, standen die Chancen nicht schlecht, dass Norton Italienisch lernen müsste.
Ich glaube, er hätte sich ohne große Bedenken eingewöhnt. Zum einen ist er ausgesprochen zufrieden mit dem italienischen Katzenfutter. Zwar frisst er Thunfisch mit Reis von Petreet immer noch nicht (ich dagegen würde es definitiv essen, wenn es sein müsste; es sieht lecker aus), aber Gioie di Miaos Variante Fürstliches Mahl mit Garnelen kann es, so begeistert, wie sich Norton darüber hermacht, mit fast allem aufnehmen, was ihm in den feinsten Restaurants vorgesetzt wird. Er genießt sogar, wenn ihm danach ist, das italienische Trockenfutter, die Brekkies mit Huhn und mit Rind . Und dabei hält Norton von Trockenfutter in der Regel so viel wie ich von Filmen, in denen Barbra Streisand das Sexobjekt spielt.
Norton hat im Lauf der Jahre viel Zeit in Italien verbracht, genau wie Janis und ich. Da Goult so nahe an der Grenze liegt und da uns allen dreien das Reisen im Blut liegt, hielten wir uns in unserem Auslandsjahr ziemlich oft im Pastaland auf.
Unseren ersten Ausflug
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