Klappohrkatze auf Reisen
petits pains au chocolat«.
»Sehr gern, Monsieur«, sagte die Frau hinter der Theke in Goult, »wie viele hätten Sie denn gern?«
Zerknirscht und erniedrigt rannte ich zu Danie, um mich trösten zu lassen. Sie erklärte mir, wie ich dieses Problem in alle Ewigkeit vermeiden konnte: Ich solle von jetzt an und einfach immer trois petits pains au chocolat verlangen!
Wir gingen hinaus zum alten steinernen Leuchtturm und durchstreiften die Gassen und kopfsteingepflasterten Wege der Stadt. In diesen Gebieten hatte sich überhaupt nichts verändert, und diese Kontinuität war für mich bemerkenswert beruhigend und erfreulich.
Nachdem wir Janis und Norton durch die ganze Stadt geführt hatten, fuhren wir zu unserem alten Wohnquartier. Dies war die schlimmste Veränderung von allen. Es war nicht mehr ein kleines, hässliches Gebäude, umgeben von vier oder fünf anderen kleinen, hässlichen Gebäuden. Es hatte sich in einen gigantischen, grässlichen Apartmentkomplex verwandelt. Es waren bestimmt hundertfünfzig abscheuliche Ferienwohnungen auf einem Fleck. Wir freuten uns trotzdem, es zu sehen – Janis konnte allerdings nicht verstehen, warum wir uns freuten, den hässlichsten Ort zu besuchen, den sie in ganz Frankreich gesehen hatte.
Am späten Samstagvormittag hatten wir mit der Vergangenheit abgeschlossen und waren jetzt bereit, nach Spanien aufzubrechen.
Collioure liegt nur wenige Meilen nördlich der Grenze. Wir fuhren durch Port Vendres, das noch genauso schön war wie in unserer Erinnerung, durch Banyul und Corbère, dann waren wir in Spanien. Oder fast in Spanien.
Mit einer Katze von Frankreich nach Italien zu fahren ist kein Problem. Tatsächlich gucken die italienischen Grenzbeamten Norton nicht einmal an, wenn wir dorthin fahren. Das Gleiche gilt für die Schweiz. Zum Glück hatte ich Nortons Papiere mitgenommen, denn wie sich herausstellte, sind die Spanier sehr streng, was die Mitnahme von Haustieren in ihr Land angeht.
»Sie haben eine Katze«, sagte einer der sechs Grenzbeamten zu mir.
»Si« , sagte ich. (Spanisch gehört zu den zahlreichen Sprachen, die ich auch nicht spreche. Ich versuchte es mit Französisch und Englisch und sogar ein oder zwei Worten Italienisch in der Hoffnung, irgendetwas davon würde funktionieren. Es funktionierte nicht.)
»Er hat eine Katze«, sagte der Beamte nun zu einem anderen Beamten.
Warum sie sechs Grenzbeamte brauchten, wo unser Wagen doch offensichtlich der einzige war, der an diesem Tag durchfuhr, weiß ich wirklich nicht. Aber ich wollte lieber nicht fragen. Ich saß ohnehin schon genug in der Klemme.
»Si, si« , mischte sich einer der Beamten nun ein. »Uno gato!«
»Haben Sie die Papiere für die Katze?«, wurde ich dann gefragt.
Wie sich herausstellte, hatte ich nicht die Papiere für die Katze. Ich hatte Papiere, aber nicht die richtigen Papiere. In Spanien braucht man irgendeine Spezialgenehmigung von der Botschaft oder irgend so etwas. Zum Glück aber hatten die Beamten auch keine wirkliche Ahnung, welches die richtigen Papiere waren.
»Er hat Papiere«, verkündete einer von ihnen.
»Sind es die richtigen Papiere?«, fragte ein anderer.
»Ich weiß nicht. Sie sind auf Englisch.«
»Frag ihn, ob es die richtigen Papiere sind.«
»Señor« , fragte der erste Beamte mich nun. »Sind das die richtigen Papiere für die Katze?«
»Ja«, log ich und nickte sehr überzeugend.
Die Beamten entspannten sich und lächelten – alle sechs – und winkten uns durch.
Nun waren wir in Spanien.
Unsere erste Station war Cadeques, ehemaliges Zuhause von Salvador Dalí und ein wunderschöner im Norden gelegener Badeort. Die Fahrt dorthin verlief relativ ereignislos, außer dass die Straße ganz besonders gewunden und kurvenreich war und Janis und David ein bisschen schummrig wurde. Schließlich saßen sie beide auf der Rückbank und bemitleideten sich selbst. Norton, der perfekte Beifahrer, saß glücklich neben mir.
Nach dem Lunch in Cadeques fuhren wir auf der péage – der gebührenpflichtigen Schnellstraße – nach Barcelona.
Barcelona ist vielleicht die perfekte europäische Stadt. Es ist klein, umwerfend schön und sehr kultiviert. Die Menschen sind freundlich, und das Essen ist köstlich. Und sie mögen Katzen. Wie gesagt: perfekt.
Norton besichtigte von morgens bis nachts die Stadt mit uns. Er sah die Stelle, an der Kolumbus nach Amerika aufbrach, er machte einen Rundgang durch das Barri Gòtic (das gotische Viertel), er besuchte mehrere
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