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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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Ventimiglia.
    Meine Mutter kam aus Los Angeles zu Besuch und blieb eine Zeit lang. Wir entschlossen uns halb spontan, ein paar Tage freizunehmen und in die Toskana zu fahren, die, für uns ganz unglaublich, nur fünf Fahrtstunden entfernt lag. Dort hinzufahren ist, als würde man von New York nach Boston fahren, außer dass man sich bei der Ankunft nicht anhören muss, wie die Fans der Red Sox in Selbstmitleid ertrinken. Außerdem ist das Essen sehr viel besser.
    Unser erster Stopp waren die Stadt Levanto in der Provinz Ligurien und das Hotel Stella Maris. Das Hotel ist eigentlich nicht mehr als ein Bed & Breakfast, etwas heruntergekommen, aber sehr gemütlich und nur einen Block vom Strand entfernt, was in der Saison sehr nett ist. Aber das eigentlich Besondere daran ist, dass an allen Decken riesige, spektakuläre Fresken aus dem 16. Jahrhundert prangten und die Leute, die das Hotel führen, einem das Gefühl geben, zur Familie zu gehören. Norton war die erste Katze, die dort je übernachtete, und erst wussten sie nicht so recht, was sie für ihn tun sollten. Sie klopften dauernd an unsere Tür und boten ihm Futter an, dann Milch, und dann klopften sie, nur um zu sehen, ob er zufrieden war und sich wohlfühlte.
    Wir hatten gewisse Probleme, das Stella Maris zu finden, als wir am Abend in die Stadt hineinfuhren. Nachdem wir ein paar Minuten ziellos herumgeirrt waren, beschlossen wir, an einem Café zu halten und zu sehen, ob wir es hinkriegten, nach dem Weg zu fragen. In dem Café, an dem wir hielten, standen nur italienische Männer herum, die Bier und Anisette kippten. Norton und ich gingen hinein, um uns zu erkundigen. Zunächst starrten die Typen in dem Café mich an, als ob ich vom Mars käme. Nicht weil eine Katze auf meiner Schulter saß, sondern weil ich nach einer Straße mit Namen Via Marc o ni fragte. Nach einer Weile kam einer der ergrauten Stammgäste herüber und sagte:
    »Via Mar coni?«
    »Si, si«, sagte ich, »Via Mar coni.«
    Sie mussten fürchterlich darüber lachen, dass ich dachte, solch eine Straße könne man Via Marc o ni aussprechen, und dann fing das Gelächter erst richtig an, als sie mir den Weg zu erklären versuchten. Irgendwann packte derselbe Grauhaarige mich am Arm, legte Norton die Hand auf den Kopf und zog mich aus der Bar und in meinen Wagen. Dann schubste er Janis zur Seite, stieg ein und begann Anweisungen zu bellen, die wir, manchmal korrekt, manchmal nicht, als »Los!« und »Rechts!« und »Links!« übersetzten. Nach fünfzehn Minuten sagte er etwas, von dem wir ziemlich sicher waren, dass es »Stopp!« hieß, und als ich stoppte, sprang er aus dem Wagen, verschwand um die Ecke, und wir sahen, dass wir direkt vor dem Hotel Stella Maris parkten.
    Unsere zweite Nacht in Italien verbrachten wir in der wirklich unglaublichen Stadt Lucca und in dem sogar noch unglaublicheren Hotel (eine irreführende Bezeichnung; in Wirklichkeit ist es ein Schloss) Villa S. Michele.
    Die Villa S. Michele stammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert, wurde im 17. Jahrhundert erweitert und dann großartig von ihrem Besitzer restauriert, einem gewissen Giuseppe, einem italienischen Charmeur von Ende fünfzig oder Anfang sechzig.
    Wir verbrachten den Tag mit der Besichtigung von Lucca, einer alten, von Mauern umschlossenen Stadt, die man einfach gesehen haben muss. Nach etlichen Monaten in der kleinen und relativ rustikalen Umgebung von Goult waren wir überrascht, wie kultiviert und stilvoll die italienische Variante des Lubéron war. Das Schickste, was man auf dem Markt von L’Isle-sur-la-Sorgue kaufen konnte, war eine verspieltere Schürze. In Lucca gab es, eingebaut in die alten Steine und Felsen, reihenweise Geschäfte mit Designerkleidung. Selbst Norton schien es einen gewissen Auftrieb zu geben, sich unter so vielen hinreißenden und gut gekleideten Menschen zu bewegen.
    Beim Lunch in einem weiteren süperben Restaurant, Bucadisantantonio, bekam Norton das höchste Kompliment von allen. Wir vier stöhnten leise Oohs und Ahhs über unserer Pasta (beziehungsweise, je nachdem, von wem die Rede ist, über unserem kleinen Aschenbecher voller Grillhähnchenwürfel), als mir ein Mann an einem Nebentisch auffiel, der nichts anderes tat, als Norton anzustarren, der wie gewohnt neben mir auf einem eigenen Stuhl saß, aß und sich um seinen eigenen Kram kümmerte. Ich lächelte dem Mann zu, aber er lächelte nicht zurück – er starrte einfach weiter. Schließlich, nachdem er und seine Frau gezahlt

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