Klappohrkatze auf Reisen
auf sie stießen).
Als wir seine Flasche Wein geleert hatten – für die er jede Bezahlung ablehnte –, war es Zeit, zu unserer Trüffelorgie aufzubrechen. Wie sich herausstellte, war es weit mehr als alles, womit wir gerechnet hatten.
Das Restaurant Solferino vor den Toren von Lucca war nicht besonders schick. Ganz im Gegenteil. Es war ein Familienbetrieb, verteilt über sieben oder acht kleine Räume. Die Bar war, wie so häufig in italienischen Lokalen, voll von Einheimischen, die Karten spielten und sich über dies oder jenes stritten. Aber wir bekamen dort tatsächlich das beste Dinner, das ich in meinem ganzen Leben gegessen hatte.
Keiner im Restaurant sprach auch nur ein einziges Wort Englisch oder auch Französisch. Also waren wir ihnen hilflos ausgeliefert. Einer der Kellner erkannte in uns die Amerikaner, von denen man ihnen erzählt hatte, also führte er uns an einen Tisch und begann einfach Essen aufzutischen. Da unser Freund aus dem Hotel ihnen gesagt hatte, dass wir Trüffel mochten, bekamen wir Trüffel serviert. Der erste Gang bestand aus dünn geschnittenem rohen Rindfleisch mit dünn gehobelten Trüffeln und Olivenöl. Dann kam ein Pastagang – mit Trüffeln gefüllte Ravioli, mit Trüffelcreme angerichtet. Dann kam ein weiterer Pastagang – Gnocchi in Trüffelsauce mit rotem Pfeffer. Dann noch eine Pasta – Ravioli gefüllt mit gebratenem Fasan und, erraten, Trüffeln.
Bevor wir das Restaurant betraten, hatte Janis darauf bestanden, dieses Mal das Essen zu bezahlen; sie hatte bislang auf der Reise noch nichts bezahlen dürfen. Meine Mutter und ich willigten ein, die Finger von der Rechnung zu lassen (Nortons einziger Fehler ist, dass er sich nie um die Rechnung reißt, also machten wir uns nicht die Mühe, das mit ihm abzuklären). In diesem Stadium der Mahlzeit aber, als uns klar wurde, dass noch mehr Essen kommen würde, machte ich Janis darauf aufmerksam, dass bei all den Trüffeln, die man uns auftischte, dieses Essen wahrscheinlich mehrere Millionen Dollar kosten würde. Das hinderte uns aber natürlich nicht am Weiteressen. Nun setzte man uns ein mit Trüffeln geschmortes Perlhuhn vor – für mich das Highlight des Abends –, und dann, ob Sie es glauben oder nicht, servierte man jedem von uns ein kleines Rindersteak, gekrönt mit Trüffeln und frisch gehobeltem Parmesan. Zu diesem Zeitpunkt bestand meiner Einschätzung nach eine Fifty-Fifty-Chance, dass ich explodieren würde.
Selbst Norton hatte mittlerweile genug. Er war immer noch erschöpft von der Tour durch Lucca und entschloss sich sogar, von seinem Stuhl aufzustehen und sich eine Weile auf meinen Schoß zu kuscheln. Er dachte sich wohl, er verdiene einen weichen Schoß und ein paar Streicheleinheiten, während wir aufs Dessert warteten.
Während des gesamten Dinners saß am Tisch hinter uns ein Mann. Er hatte eine laute, raue Stimme; er klang, als hätte ihm jemand vor ein paar Jahren mit einer Gabel die Stimmbänder entfernt. In der ganzen Zeit, als wir dort waren, zeigte er immer wieder auf Norton, schlug auf den Tisch, lachte unglaublich laut und schrie durchs ganze Restaurant:
»Il gato! Incredibile!« Das ging stundenlang so.
Der unglaubliche gato schlief mittlerweile tief und fest auf meinem Schoß, aber die Menschen machten immer noch weiter. Der Kellner brachte uns schokoladenüberzogene Trauben und drei runde, mit Creme gefüllte Gebäckstücke, in denen kleine amerikanische Flaggen steckten.
Schließlich, als wir mit dem Vollstopfen fertig waren, trat der Restaurantinhaber in Erscheinung. Er setzte sich zu uns, und wir gaben uns alle Mühe, uns mit ihm zu unterhalten, obwohl es eine wirklich ernsthafte Sprachbarriere gab. Wir machten ihm begreiflich, dass meine Mutter drüben in Los Angeles mit einigen berühmtem Köchen zusammenarbeitete, und er wurde ganz aufgeregt, lief in irgendeinen anderen Raum und kam mit seinem Sammelalbum zurück. Als wir darin blätterten und seine diversen Zeitungsausschnitte und Referenzen bewunderten, stellten wir fest, dass viele der Meisterköche, mit denen meine Mutter befreundet war, bei diesem Typen gelernt oder gearbeitet hatten. Plötzlich sah sie Bilder von ihren Kochkumpels aus L.A., die alle ihre Arme um Mr. Trüffel gelegt hatten. Unnötig zu sagen, dass sich daraufhin die Aufregung ins Unermessliche steigerte. Alle begannen laut zu reden und mit den Händen zu gestikulieren, obwohl keiner eine Ahnung hatte, was der andere sagte. Nachdem wir alle Zeitungsausschnitte
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