Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
sie recht. Nicht nur an diesem Abend, sondern auf meiner ganzen Tour durch die USA . Und sogar noch mehr überraschte mich, dass die Menschen nicht nur begeistert waren, die witzigen und warmherzigen Anekdoten zu hören, sondern auch unbedingt darüber reden wollten, was für mich der Kernpunkt des ganzen Buches war: dass es in The Cat Who’ll Live Forever im Grunde nicht um Tod und Verlust geht, sondern um das Leben und darum, es angesichts seiner Endlichkeit voll auszukosten. Wie trivial der Kontext auch scheinen mag, dies war eine Botschaft, mit der die Leute etwas anfangen konnten und die sie wahnsinnig gern hören wollten. In gewisser Weise konnten sie mit dem Buch, weil es so persönlich war und sich um etwas so Normales wie den Verlust eines Haustieres drehte, letzten Endes sehr viel mehr anfangen als mit dem überwältigenden Ausmaß der Tragödie von 9/11.
Wie immer gelang es Norton, die Dinge ins rechte Maß zu rücken.
Seitdem das Buch auf dem Markt war, begannen Briefe einzutreffen (Katzennarren teilen ihre Gefühle gern mit, das habe ich in diesen vielen Jahren der Katzenschreiberei gelernt). Die meisten Briefe waren ganz wunderbar: aufmunternd und anrührend und freundlich. Viele berichteten von eigenen Verlusten, und in vielen hieß es, das Buch habe ihnen geholfen, mit Verlusten fertig zu werden – sowohl beim Verlust von Zwei- wie bei Vierbeinern.
Ein Thema kam häufiger zur Sprache als alle anderen. Eigentlich eher eine Frage: Ob ich schon eine neue Katze habe?
In diesem Moment lautet die Antwort immer noch Nein. Und aus all den Gründen, die ich bereits im Buch erläutert habe.
Aber …
Jetzt erst denke ich ernsthaft darüber nach. Die Sache ist die, zum ersten Mal seit Nortons Tod weiß ich, dass ich wieder ein kleines Wesen in mein Leben holen werde.
Ich verspüre diesen Drang nun schon seit einiger Zeit, aber vor ein paar Tagen fiel endgültig die Entscheidung. Ich hatte ein Gespräch mit einem Freund, das mich wirklich verstörte. Der Freund sprach davon, dass er wegen all der schrecklichen Dinge, die auf der Welt passierten, nicht nach Europa reisen würde – der Alptraum im Mittleren Osten, die Bedrohung durch den Terrorismus, die Instabilität diverser Regierungen, sogar die Tatsache, dass man Chevy Chase wieder eine TV -Serie gegeben hatte. Er hatte Angst, seine Heimat zu verlassen. Angst, sich vorübergehend von seiner Frau und den Kindern zu trennen. Das gab mir wirklich zu denken. Es deprimierte mich, dass die Leute nach allen unseren Jahren auf dieser Erde immer noch nicht gelernt haben, dass wir uns nicht erlauben können, in Angst zu leben. Wir können nicht aufhören zu leben, weil wir Angst vorm Sterben haben. Oder vor sonst irgendetwas. Wenn das erst geschieht, haben die Bösen tatsächlich gesiegt. Flugzeuge stürzen ab – heißt das, wir müssen Angst vorm Fliegen haben? Autos verunglücken – sollen wir nie wieder fahren? Leute überqueren eine Straße und kommen ums Leben – sollen wir aufhören zu gehen? Mancherorts laufen Terroristen herum, die sich Dynamit umgeschnallt haben. Menschen verlassen ihre Partner, und wir entdecken, dass nicht jedes Ende glücklich ist und dass sogar Liebe bisweilen wehtun kann. Riesenfirmen, die doch eigentlich ihre Mitarbeiter schützen sollten, gehen pleite, und die Großen scheffeln haufenweise Geld, und die Kleinen gehen leer aus. Wissen Sie was? In vielerlei Hinsicht ist das Leben zum Kotzen. Was sollen wir also tun? Aufhören zu leben?
Je mehr ich über das ganze Thema nachgrübelte, desto klarer wurde mir, dass es dabei nicht nur um die großen Fragen geht – Familie und Tod und Verlust. Es geht auch um die kleineren, trivialeren Lebensbereiche. Es geht darum, wie wir mit unseren Jobs umgehen und wen wir wählen und wofür wir stehen. Es geht auf jeden Fall auch um unsere täglichen Beziehungen zu Menschen und, wenn ich das sagen darf, zu Tieren.
Ich habe meine gut sechzehn Jahre mit Norton geliebt. Ich habe Norton geliebt.
Wird meine nächste Katze ebenso brillant und wunderbar sein? Wahrscheinlich nicht. Werde ich zu der nächsten eine ebenso enge Beziehung haben wie zu Norton? Wahrscheinlich nicht. Wird mein nächster Kumpel in der Lage sein, in jenem Norton’schen Stil für meinen Lebensunterhalt zu sorgen, an den ich mich leider gewöhnt habe? Wahrscheinlich nicht. Aber heißt das, dass ich mich davon abschrecken lassen sollte, wieder eine langfristige Beziehung zu einer Katze einzugehen?
Definitiv nicht.
Es wird
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