Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Einige von Leuten, die die Nachricht gerade erst gehört haben und geschockt ihr Beileid aussprechen. Einige von Leuten – Leuten, denen ich nie begegnet bin –, die sich melden, um mir zu sagen, dass sie immer noch an mich und Norton denken und sich fragen, wie es mir geht und ob ich mir schon eine neue Katze angeschafft habe.
Mein Lieblingsbrief nach der Beerdigung kam von einem Typen aus Nordkalifornien, der ein paar Fanbriefe geschrieben hatte, nachdem er die ersten beiden Bücher gelesen hatte. Als ich den Umschlag aufmachte, flatterte mir ein Zwanzig-Dollar-Schein entgegen. Ich angelte den Brief heraus, und darin stand, Norton sei nun auf den Tag genau drei Monate tot, und ich solle den Zwanziger dafür verwenden, auszugehen und mich zu betrinken.
Ich bedankte mich mit einem Brief und schickte dem Herrn sein Geld zurück. Aber ich befolgte seinen Rat und kippte mehr als nur ein paar Drinks, um des traurigen Anlasses zu gedenken.
Ich habe mir noch keine andere Katze angeschafft. Ich bin mir nicht völlig sicher, warum. Ich glaube, es liegt zum Teil daran, dass ich Angst habe. Norton war ein so erstaunliches Tier, und wir hatten eine so außergewöhnliche Beziehung; ich weiß nicht, wie ich mich mit einer Katze fühlen würde, die nicht ganz so erstaunlich ist oder mit der ich keine ganz so starke Beziehung hätte. Ein wenig befürchte ich, dass es mir so ergehen könnte, wie Woody Allen in Der Stadtneurotiker , der einen Hummer zubereiten möchte und sich darüber wundert, dass dieser vor dem Kochen noch zappelt. Ich würde meinen neuen Kater mit auf Reisen nehmen und erwarten, dass er so reist wie Norton, aber er würde im Flugzeug vielleicht ausflippen und sich wie eine dieser Katzen verhalten, von denen man ständig liest, die drei Wochen im Gepäckabteil verschwunden waren, bevor sie wiedergefunden wurden. Außerdem ist es auch irgendwie befreiend, keine Katze zu haben. Keine Verantwortung. Kein Herumschleppen von transportablen Katzenklos. Kein Nach-Hause-Hetzen am Abend, damit er keine Angst haben muss, dass ich von einem Raubtier verschlungen wurde. Bestimmt schaffe ich mir eines Tages wieder eine Katze an. Wenn die Zeit reif ist.
Wenn ich bereit bin.
Was meiner Katze passiert ist – ein langes, glückliches Leben, gefolgt von einem schnellen und einigermaßen schmerzlosen Tod –, ist keine Tragödie. Es ist etwas, das jedem Lebewesen auf die eine oder andere Art, früher oder später, passiert. Der Tod definiert das Leben, und er ist natürlich, und es gibt nichts, was wir dagegen tun können, aber ich schätze, ich trauere immer noch. Was einen am Tod eines geliebten Menschen schließlich trifft, das ist die Endgültigkeit. Wenn das geschieht, stellt sich ein überwältigendes Gefühl von Einsamkeit und Verlassensein ein. Diese Wunden bleiben nicht offen, nicht für immer, aber sie bleiben.
Im vergangenen Winter war ich wieder in Gangivecchio, verbrachte einen Monat bei meinen Freunden in Sizilien und schrieb ein neues Buch. Es war wunderbar, aber es war seltsam und traurig, ohne Norton dort zu sein. Ich wurde wie ein König verwöhnt, lernte ein paar exzentrische Sizilianer kennen und hörte ein paar tolle Geschichten. Es war eine produktive, heitere und, ja, ich spreche es aus, beinahe spirituelle Erfahrung. Aber jedes Mal, wenn ich zur Tür meines Häuschens kam, erwartete ich einen Moment lang, dass mein Kater dort saß und ärgerlich maunzte, weil ich vergessen hatte, ihn vor dem Ausgehen hereinzulassen. Solche Sachen passieren häufig. Kurz nachdem er gestorben war, verging kaum eine Stunde, in der ich nicht ein Geräusch hörte und mich umdrehte und erwartete zu sehen, wie sich Norton an einem Bettpfosten schubberte oder den Schrank aufzumachen versuchte, um sich ein Katzenleckerli zu holen. Wenn ich zum Schreiben am Computer saß, machte ich automatisch einen Platz für ihn frei. Dann erst begriff ich, dass er nicht mehr da war und der Platz leer blieb. Ab und an mache ich das immer noch. Nicht jedes Mal. Es sind zu viele Monate vergangen. Aber dann und wann.
Noch lange nachdem Norton gestorben war, kam seine kleine schwarze Freundin immer wieder in den Garten und suchte ihren Kumpel. Als er nicht zum Spielen herauskam, hing sie vor unserer Hintertür herum und schlich sich manchmal ins Haus, um zu sehen, ob er sich versteckte. Sie schaut immer noch in unserem Garten vorbei, aber ich glaube, sie sucht nun nichts mehr dort. Sie kommt einfach, weil es für eine Katze ein schöner Ort
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