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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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essen könne. Wie immer erklärte ich, wenn Norton käme, müsste ich auch mitkommen. Bill zögerte, sagte aber, das ginge wohl in Ordnung (Helen fragte er erst gar nicht – er lud sich die schwere Verantwortung ganz allein auf die Schultern).
    Als wir uns alle zum Essen setzten – Norton natürlich auf seinem eigenen Stuhl –, kam als Erstes unser Kellner zu uns und sagte: »Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, aber ich habe Sie bei Nortons Buchpräsentation bedient. Ich hatte gerade angefangen, und das war mein erstes Promi-Event.« Dann sah er auf Norton hinunter und sagte: »Es freut mich sehr, dich wiederzusehen.«
    Während des Dinners bestellten wir alle diverse Delikatessen von der Karte, und der Kellner brachte, ohne überhaupt zu fragen, einen Teller gegrilltes Huhn für Norton. Alles war absolut köstlich, aber man merkte ziemlich schnell, dass Suzanne nicht ganz glücklich war. Sie sah immer wieder zu Norton hinüber – ich dachte, vielleicht ist sie allergisch, oder es stört sie, so nahe bei einem vierbeinigen Pelztier zu essen. Aber nein. Was Suzanne verstörte, wie sie Bill später gestand, war, dass Nortons Essen besser aussah als ihres. Sie hätte so gern gegrilltes Hühnchen gegessen – aber es stand nicht auf der Karte. Und Norton war offensichtlich der Einzige von uns, der genug Einfluss besaß, um ein speziell zubereitetes Essen zu bekommen.
    Von L.A. fuhren mein kleiner Kumpel und ich nach San Diego. Wir hatten mal wieder eine Lesung in Warwick’s Bookstore, bei dem Norton sehr beliebt war. Der Auftritt lief ab wie immer – die Leute ließen meine Nummer kichernd über sich ergehen und drängten sich dann bewundernd um Norton. Danach aßen wir bei einer Freundin, einer Literaturagentin namens Margaret McBride. Margaret ist ziemlich erfolgreich und äußerst beliebt, und sie und ihr Mann sind die perfekten Gastgeber. An diesem Abend hatte sie zur Feier von Nortons Auftritt eine bunt gemischte Gruppe bekannter San Diegoaner (San Diegiter? San-Diego-Menschen?) eingeladen. Eine von ihnen war Audrey Geisel alias Mrs. Dr. Seuss. Audrey war ganz bezaubert von Norton und ziemlich geschockt, wie wohlerzogen er war, was wohl nicht weiter erstaunlich ist, handelt das berühmteste Werk ihres Gatten doch von einem anarchischen Kater, der alles Katzenmögliche tut, um Haus und Heim in Schutt und Asche zu legen. Ich muss zugeben, ich spürte eine Art telepathische Verbindung zwischen meiner ziemlich berühmten echten Katze und der Frau des Schöpfers des berühmtesten fiktiven Katzentiers der Welt. Um meine erstaunliche Reife zu zeigen, verzichtete ich während des Essens komplett darauf, in Reimen zu sprechen, und auch darauf, beim Herumreichen der Vorspeisen Dinge zu sagen wie: »He, haben Sie zufällig grüne Eier und Schinken?« Ich bin mir sicher, dass Margaret meine Zurückhaltung zu würdigen wusste. Ich weiß , dass Norton es würdigte. Es kann für eine Katze nichts Schlimmeres geben, als sich vor der Seuss-Familie zu blamieren.
    Ebenfalls Gast des Abends war Alexander Butterfield. Als ich den Namen hörte, kam er mir bekannt vor, aber ich wusste nicht genau, woher. Dann, als er ein paar Anekdoten erzählte – ein paar berühmte Namen erwähnte, ein paar historische Ereignisse erörterte –, fiel es mir plötzlich ein. Meine erstaunliche Reife und Zurückhaltung fielen auf der Stelle von mir ab, und ich platzte heraus: »Sie sind der Typ, der Nixon verpfiffen hat!«
    Es war tatsächlich der Mann, der, vor das Watergate-Komitee berufen, eins der bis dahin größten Geheimnisse der Geschichte gelüftet hatte – dass Richard Nixon während seiner Präsidentschaft jedes Gespräch aufgenommen hatte, das er im Oval Office führte. Es waren natürlich diese Tonbänder, die zu Nixons Sturz führten, und wenn der Mann, der jetzt gerade meine Katze betüterte, diese Sache nicht an die Öffentlichkeit gebracht hätte, wer weiß, wie anders die Geschichte dann verlaufen wäre. Obwohl Butterfield ein Nixon-Anhänger und strammer Republikaner war, wurde er nach dieser Enthüllung vom Nixon-Lager und seinen Parteifreunden schief angesehen. Er wurde geschmäht oder verehrt, je nach Standpunkt, und das ist nicht immer eine angenehme Lage. Für mich aber war das Seltsamste, dass er lediglich deshalb berühmt war, weil er etwas getan hatte, das jeder eigentlich täglich und ständig tun sollte – er sagte die Wahrheit, unparteiisch und ohne Hintergedanken. Einfach weil es das Richtige war. Auch während

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