Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Frühlingsreise. Wir suchen uns ein Ziel, meist in Amerika, das die meisten von uns noch nicht kennen, und fahren über ein langes Wochenende dorthin, machen Besichtigungen, essen und trinken gut und genießen unser Beisammensein. Also das ist meine Vorstellung von einem sinnvollen Ritual.
Besonders in Begleitung meines allerliebsten Reisebegleiters.
Unsere erste Frühlingsreise führte uns nach New Orleans. Wir wussten damals noch nicht, dass dieser ganze Gruppenausflug zum Ritual werden sollte, es sollte eigentlich eine einmalige Sache bleiben. Janis und ich organisierten in diesem Jahr fast alles, weil es darum ging, meinen Geburtstag zu feiern (seitdem ist jedes Mal ein anderer für die Organisation verantwortlich). Wir mieteten das ganze LaMothe House, ein kleines, schäbig-elegantes Hotel im French Quarter. Und ungefähr eine Woche vor der Abreise begründete ich ein weiteres alljährliches Ritual, nämlich ein langes Telefongespräch mit der Hotelmanagerin, in dem ich sie zu überreden versuchte, eine Katze als Gast in ihr Hotel aufzunehmen. In den folgenden Jahren sagte die Hotelmitarbeiterin am anderen Ende der Leitung manchmal: »Ja klar, wir lieben Katzen. Kein Problem.« Häufiger aber hieß es: »Absolut nein. Wir nehmen keine Tiere auf, das kommt gar nicht in Frage.« Dann versicherte ich immer, dass ich für alle etwaigen Schäden oder Reinigungskosten aufkommen würde (obwohl es nie welche gab; Norton war nicht nur ordentlich, sondern achtete auch fremder Leute Eigentum). Außerdem bot ich immer an, für den zusätzlichen Gast zu zahlen (obwohl Norton kein eigenes Zimmer, Bett, Handtuch oder Essen brauchte; er benötigte höchstens zwei kleine Näpfe, einen für Wasser, einen für Futter, die man ins Bad stellen konnte). Falls nichts davon wirkte, fuhr ich schwerere Munition auf: Ich erwähnte Nortons Namen. In neunundneunzig Prozent der Fälle funktionierte das, und ich hörte die Stimme am anderen Ende der Leitung sagen: »Oh, Norton – ja, Norton ist etwas anderes .«
In New Orleans, bei dieser ersten Reise, gestattete das Hotel meiner Katze widerwillig zu kommen, allerdings machten sie eindeutig klar, dass es ihnen nicht recht war. Aber nach nur einem Wochenende in seiner Gesellschaft waren sie anderer Meinung – ganz anderer. So anders, dass, als Janis und ich ein paar Jahre danach wieder nach New Orleans fahren wollten und anriefen, um im selben Hotel ein Zimmer zu reservieren, die Managerin mich bat, Norton mitzubringen. »Wir reden immer noch von ihm«, sagte sie. »Und wir würden uns sehr freuen, wenn er uns mit seiner Anwesenheit beglücken würde.«
Alle, die mit uns nach New Orleans fuhren, empfanden dasselbe für Norton. Wir hatten an diesem Wochenende einen unglaublichen Spaß, umso mehr, als fast überall, wo wir hingingen, auch mein schnurrender Kumpel mitkam. Weil wir solche Freude daran hatten, uns die Bäuche vollzuschlagen (besonders bei Emeril’s, wo ich schon dachte, Norton könnte vor Ekstase in Ohnmacht fallen, als er den Lachs-Käsekuchen aß), alte Plantagen zu besuchen, Kaffee mit Chicoreearoma zu trinken und das Voodoo-Museum zu besuchen, beschlossen wir, dieses Erlebnis im nächsten Jahr zu wiederholen und vielleicht nach Charleston, South Carolina, zu fahren.
Vor der Abreise hatte ich mal wieder eine lange Diskussion mit jemandem in dem kleinen Hotel, in dem wir übernachten wollten. Dieser Mensch war sogar noch strikter dagegen, dass Norton zu Besuch kam. Schließlich kriegte ich ihn herum, aber als wir ankamen, waren die Leute im Hotel so misstrauisch und abweisend, dass sie es sich beim Einchecken nicht nehmen ließen, uns einen gestrengen Vortrag darüber zu halten, dass Norton die ganze Zeit in seinem Zimmer bleiben müsste. Also, ich kann nur sagen, wir alle liebten Charleston – wir besichtigten Häuser und Gärten, aßen gut und genossen es, einfach nur in einer der wahrhaft hinreißendsten Städte dieser Welt herumzulaufen –, aber das Allerschönste war, zu beobachten, was im Hotel geschah. Bei unserem ersten Frühstück dort schlich sich Norton nach unten und versuchte, mit uns zusammen die morgendliche Mahlzeit einzunehmen. Der Manager kam herein, um ihn hinauszuscheuchen, sah, wie ruhig er auf seinem Stuhl saß, und es endete damit, dass er ihn streichelte und ihn nun für einen absolut akzeptablen Frühstücksgast hielt. Bevor wir an diesem Abend zum Dinner ausgingen, trafen sich alle Reisenden – einschließlich des Katzentiers – auf einen
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