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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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Drink in der Lobby. Als es Zeit war, zum Restaurant zu gehen, wollte ich Norton wieder auf unser Zimmer bringen (er war fix und fertig, und das Restaurant war von der Aussicht auf einen dort speisenden Kater wenig begeistert). Als ich meinen Fuß noch nicht einmal auf der ersten Stufe hatte, hielt der Mann an der Rezeption mich an, druckste ein bisschen herum und sagte schließlich, wenn ich meine Katze unten lassen wolle, werde es ihm ein Vergnügen sein, ihr ein Weilchen Gesellschaft zu leisten. Aus dem Weilchen wurde ein ganzer Abend. Als wir vom Dinner zurückkehrten, saß Norton auf der Rezeptionstheke und wurde vom Empfangschef sowie weiteren Hotelmitarbeitern und Gästen beschmust. Der Empfangschef erklärte, Norton sei eine so angenehme Gesellschaft gewesen, dass es ein Jammer schien, ihn oben einzusperren, also einigte sich das Personal, ihn dazubehalten bis wir zurückkamen. Am dritten und letzten Tag unseres Aufenthalts kam Norton gar nicht erst mit uns auf Besichtigungstour. Er verbrachte den Tag an der Rezeption, begrüßte neue Gäste und leistete dem Hotelpersonal Gesellschaft. Ich hege den Verdacht, dass einige Tränen kullerten, als wir unsere Taschen packten und wieder gen Norden reisten.
    In den folgenden Jahren reiste dieselbe Gruppe, mit ein paar Neuzugängen und Abgängen – einige Leute blieben weg, andere heirateten und gingen der Gruppe verloren, manche hatten einfach keinen Platz für noch ein Ritual in ihrem Leben – nach San Francisco und ins Weinanbaugebiet im Napa Valley, ins Brandywine County in Pennsylvania, an die Ostküste von Maryland, nach Savannah in Georgia und nach Key West. Norton fuhr fast überallhin mit, und überall machte er die Reise nicht nur erfreulicher für uns alle, sondern übertrug diese Freude auch auf die Leute, die wir unterwegs trafen und kennenlernten.
    Eins der besten Wochenenden – für Menschen und Katze – erlebten wir in einem wunderbaren Farmhaus mit Bed and Breakfast namens Sweetwater Farm im Brandywine County von Pennsylvania.
    Janis und ich beschlossen, mit dem Wagen hinzufahren, da das B&B nur rund anderthalb Stunden von New York entfernt lag. Wir waren zu fünft im Wagen: ich, Janis, meine Mom und ihre ältere Schwester Belle (die beide zu meinem Geburtstag nach New Orleans gekommen und von da an sehr beliebte Stammgäste auf diesen Reisen geworden waren) und Norton.
    Belle, die damals achtzig Jahre zählte, war ein interessanter und außergewöhnlicher Mensch, klug, witzig, mit beißendem Humor, außerordentlich großzügig, sehr, sehr zäh und erschreckend aufrichtig. (Wir sprachen einmal über eine Bekannte meiner Mutter, und ich versuchte, höflich zu sein und sagte, sie sei nett. Belle sagte: »Oh ja, wenn man es zufällig dumm, faul und hässlich mag.« Ich starrte sie an, ziemlich sprachlos, obwohl ihre Beschreibung hundertprozentig zutraf, und sie setzte noch einen drauf: »Ich bin zu alt, um mich mit Schönfärberei aufzuhalten.«) Sie rauchte wie ein Schlot und hatte diese tiefe, kehlige Raucherstimme, als hätte sie eine Tonne Kieselsteine im Hals, und weil sie sich keine Namen merken konnte, begrüßte sie alle mit einem heiseren »Hiya, Darling«. Ich glaube, ich mache aus ihr gerade eine Art William Demarest – dieser Schauspieler, dessen Spezialität grantige und leicht erregbare Figuren waren – mit Perücke, und wenn ich es mir recht überlege, liege ich mit dieser Beschreibung gar nicht so sehr daneben. In jenem ersten Jahr in New Orleans, beim Samstagabenddinner bei Emeril’s, ging eine Stoffserviette herum, auf die jeder irgendeine witzige Geburtstagsgratulation schrieb. Belle schrieb: »Glücklich, hier zu sein. In meinem Alter: glücklich, überhaupt da zu sein.« Das wurde sofort zum Slogan für diese und alle zukünftigen Reisen. Für den Ausflug im nächsten Jahr ließen wir uns sogar Buttons mit Belles Foto und diesem Satz machen.
    Nach dem Wochenende in New Orleans fuhr meine Mutter zurück in ihr Haus nach Los Angeles. Belle lebte in New York, fuhr aber mit ihr und verlängerte so ihren Urlaub. Ich rief meine Mutter einen oder zwei Tage nach ihrer Rückkehr an, um zu berichten, dass alle meine Freunde – von denen die meisten Belle erst auf diesem Trip kennengelernt hatten – begeistert waren, dass die beiden mitgekommen waren. Besonders beeindruckt waren sie alle davon, dass Belle genauso lange aufgeblieben war wie wir, überall mit uns hingegangen war, alles gemacht hatte, was wir machten, und, ganz besonders

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