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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Reisepläne sorge, sondern um meine Katze, die vielleicht überfahren werden könnte. Ich versicherte ihr, dass es Norton gut ging, dass er das auf Fire Island die ganze Zeit so gemacht hätte, und dachte nicht mehr daran.
    Ich begann mit meiner ersten Sitzung, einer Kritik von etwas, das ein Roman sein sollte, aber offensichtlich nichts weiter als ein kaum verhohlener Tatsachenbericht über eine wilde Liebesaffäre zwischen einer jungen Jüdin und einem älteren Italiener in den 1930er-Jahren war. Das Buch trug den poetischen Titel Matzen und Spaghetti , und die Autorin war eine siebzigjährige Frau namens Naomi Weinblatt. Meine hilfreichen Kommentare (»Die Dialoge sind wirklich stark, aber sind Sie sicher, dass die Geschichte noch in die Zeit passt?«) wurden von der besorgten Lektorin unterbrochen, die vorbeikam, um mir zu sagen, dass sie gerade nach meiner Katze gesucht hätte und dass sie ganz offensichtlich nicht mehr da sei. Sie hatte versucht, Norton zu rufen, aber er war nicht gekommen. Noch einmal erklärte ich ihr, dass sie sich entspannen sollte, und wandte mich wieder der Autorin zu, die ihren Roman mit den Worten verteidigte: »Aber das ist alles wirklich passiert!«
    Während ich das nächste Manuskript kommentierte, einen im amerikanischen Bürgerkrieg spielenden Roman über eine wunderschöne, leidenschaftliche Frau namens Scarlett, die sich in einen attraktiven, zwielichtigen Schurken verliebte (»Sie schildern die Epoche sehr schön, aber die Idee ist nicht ganz neu«), hörte ich die Stimme der Lektorin rufen: »Norton … Norton …« Ich blickte zu ihr hinüber, und tatsächlich kämpfte sie sich durch die Büsche nahe der Stelle, an der er verschwunden war, und versuchte, ihn herauszulocken. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich meinem nächsten eifrigen Autoren zu.
    Eine Stunde und mehrere Manuskripte später (ein Science-Fiction-Roman, in dem Computer, die eigentlich Menschen sind, Menschen erschaffen, die eigentlich Computer sind; eine Serie von erbaulichen Essays, in denen es um die einfachen Freuden des Lebens ging und die den Titel »Hey, es macht nichts, wenn du fett bist« trug; eine Kurzgeschichte von einer extrem adretten Frau namens Joy über eine extrem adrette Frau namens Jill, die in einem extrem schlammigen Straßengraben vergewaltigt wird, dann kilometerweit kriecht, bis sie eine Müllhalde erreicht, in die sie hineintaumelt, sich selbst mit Dreck bedeckt und dann mit dem Gedanken stirbt, dass sie gerne den Namen ihres Vergewaltigers kennen würde, damit sie ihm vergeben kann – mein extrem hilfreicher Kommentar: »Schreiben Sie über etwas, das Sie kennen«) hatte meine Lektoren-Kollegin einen kleinen Suchtrupp zusammengestellt. Jetzt krochen vier oder fünf Teilnehmer über die Wiese, riefen Nortons Namen und flehten ihn an, nach Hause zu kommen.
    Nach einer weiteren Stunde (ein Drehbuch, in dem die gedrehte Zeit der echten Zeit entsprach – mit anderen Worten: nichts passierte; ein Dutzend Gedichte über den Alltag, bei denen ich mich nur noch erinnere, dass der Autor tatsächlich einen Reim aus »Pantoffel« und »Löffel« gebildet hatte; ein Thriller, der mit folgendem Satz anfing: »Die Kugel drang in seine Stirn, und er fühlte sich schwach, brachte kaum noch die Energie auf, die Sicherung der Handgranate zu ziehen, die in seiner Uniform versteckt war, und sie den herannahenden deutschen Sauerkrautfressern entgegenzuschleudern, um sie alle zur Hölle zu schicken, wie sie es verdient hatten.« Mein einziger Kommentar dazu war: »Hat er die Granate oder die Uniform auf die Sauerkrautfresser geworfen?«), konnte ich das, was inzwischen zu einer Großfahndung nach Norton geworden war, nicht länger mit ansehen. Es sah so aus, als würden inzwischen alle Einwohner von San Diego nach meiner verschwundenen Katze suchen. Ich muss gestehen, dass ich nach außen hin zwar ruhig und gefasst blieb, mir innerlich jedoch große Sorgen machte. Was, wenn Südkalifornien nicht wie Fire Island war? Was, wenn Norton beschlossen hatte, Fire Island zu suchen und die Schnellstraße für den besten und schnellsten Weg dahin hielt? Was, wenn …
    Ich beschloss, dass diese Überlegungen zu nichts führten, obwohl ich ziemlich sicher war, dass einige der Teilnehmer ein schlechtes Gedicht über die Situation hätten schreiben können. Ich beschloss, selbst herauszufinden, ob mein Vertrauen in Norton fehl am Platz gewesen war.
    Ohne meine Angst zu zeigen, ging ich zu der Stelle, an der ich ihn

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