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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nach der Uhr zu sehen, zwang er sich, auf die Geräusche an Bord zu achten, auf den altbekannten Lärm einer wimmelnden Gemeinschaft, die in einem einzigen mächtigen Schiffsrumpf zusammengepfercht war. Er brauchte seine Einbildungskraft kaum zu bemühen, um Kapitän Pears' schneidende Stimme tadeln zu hören: »Mr. Bolitho, sehen Sie denn nicht, daß die Luv-Fockbrasse so lose ist wie ein Sauschwanz? Bei meiner Seele, Sir, Sie werden sich mehr anstrengen müssen, wenn Sie weiterkommen wollen.«
    Er lächelte wehmütig, als der Leutnant endlich zurückkehrte und ihn ohne weitere Umstände nach achtern in die große Heckkajüte führte. Sir Evelyn Christie, Konteradmiral und Kommandeur des Küstengeschwaders, fächelte sein Gesicht mit einer Serviette, und nach einem prüfenden Blick auf Bolitho sagte er kurz: »Ein Glas Bordeaux, Kommandant?«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern winkte seinem Diener, einem prächtig aussehenden Mann in roter Jacke und leuchtendgelben Hosen.
    »Ich war ein wenig überrascht, den Bericht mit Ihrem Namen unterzeichnet zu sehen.«
    Die Augen des Admirals waren auf den Bordeaux gerichtet, als ob er den Diener warnen wollte, nur ja keinen Tropfen zu verschütten.
    »Sie schreiben, daß Ransome am Fieber gestorben ist.« Er nahm sein Glas und prüfte es kritisch.
    »Eine verdammt faule Sache. Wenn Sie mich fragen, war er ein junger Fatzke, zuviel Geld und verdammt keine Ehrlichkeit.«
    Nachdem er Ransome so mit ein paar Worten abgetan hatte, fuhr er ruhig fort: »Ich nehme an, daß Sie sich über die Änderung der Pläne Gedanken gemacht haben, eh?«
    Bolitho fühlte, wie ein Stuhl hinter seine Beine geschoben wurde, und bemerkte, daß es der schweigende Diener irgendwie fertiggebracht hatte, geräuschlos und fast ohne sich zu bewegen, ein Glas Bordeaux auf einem kleinen Tischchen abzustellen und einen Stuhl zu holen.
    Der Admiral runzelte die Stirn. »Beachten Sie ihn nicht. Der Kerl ist ein Narr.« Mit Schärfe fügte er hinzu: »Nun?« Bolitho war ein wenig aus der Fassung gebracht.
    »Ich erwartete, daß . . .«
    Konteradmiral Christie unterbrach ihn: »Ja, natürlich, das kann ich mir denken.«
    Er machte eine Pause und hielt seinen Kopf schief wie ein gereizter Vogel. »Der Bordeaux, ist er gut?«
    »Sehr gut, Sir Evelyn!«
    »Hmm.« Der Admiral ließ sich vorsichtig in einem vergoldeten Sessel nieder. »Hab' ihn im vergangenen Monat einem Blockadebrecher abgenommen. Schmeckt angenehm.«
    Über ihm krachte irgendein Metallgegenstand auf das Deck.
    Der Admiral fuhr hoch und zischte seinen Diener böse an: »Gehen Sie und melden Sie dem Wachoffizier mit meiner freundlichen Empfehlung, daß ich ihn persönlich zur Verantwortung ziehen werde, wenn ich während dieser Unterredung noch einen einzigen unpassenden Laut höre.«
    Der Diener stürzte aus der Kajüte, und in den Zügen des Admirals erschien ein leichtes Grinsen.
    »Man muß sie in Trab halten, das ist meine Antwort. Man darf ihnen nicht zuviel Zeit zum Nachdenken geben.«
    Im nächsten Augenblick ging er wieder auf anderen Kurs.
    »Tatsache, Bolitho, die Dinge stehen nicht sehr gut für uns. Gott sei Dank sind wenigstens Sie ein Mann, der seine Befehle zu befolgen weiß. Vielleicht hätte ich an Ihrer Stelle gesagt, zum Teufel, wegen so einem verdammten Patrouillenboot herumzulungern. Am Ende wäre ich gar so weit gegangen, die Transportschiffe direkt der Armee zu übergeben.«
    Bolitho horchte auf. Es klang zwar ziemlich echt, aber vielleicht wollte der Admiral eine gewisse Kritik durchblicken lassen. Vielleicht meinte er, daß er selbst die Initiative hätte ergreifen und seine ursprünglichen Befehle befolgen sollen, anstatt so zu handeln, wie er es getan hatte.
    Aber die nächsten Worte des Admirals nahmen diese Besorgnis wieder von ihm.
    »Sie konnten das natürlich nicht wissen, aber die Armee ist im Begriff, Philadelphia zu räumen. Rückzug!« Er betrachtete sein leeres Glas. »Klingt besser als Flucht, aber es bedeutet letztlich dasselbe.«
    Bolitho war wie betäubt. Gelegentliche Rückschläge konnte er verstehen. Dieser Krieg war so ausgedehnt, die Gebiete so weit und unbekannt, daß man einen Kriegsplan im alten Stil nicht erwarten konnte. Aber es war undenkbar, Philadelphia, die wichtigste Garnison am Delaware, zu räumen. Trotz seiner Vorsicht fuhr es ihm heraus: »Aber das war doch sicher unnötig, Sir? Ich dachte, wir hätten alle amerikanischen Forts und Vorposten am Delaware im vergangenen Jahr

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