Klassenfahrt ins Gruselschloss - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 7
Manche Wörter waren einfach noch zu schwer für sie. Merlin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er beugte sich zu ihr und tippte mit dem Zeigefinger auf ihre kleine Nasenspitze. Ida begann heftig zu schielen.
»Sag mal ›Desoxyribonukleinsäure‹«, forderte Merlin sie lachend auf.
Für einen Moment hielt Ida inne, als hätte jemand auf »Pause« gedrückt. Mit weit geöffneten Augen starrte sie ihren Bruder ungläubig an. Langsam fing ihre Unterlippe an zu zittern. Sie rümpfte die Nase und kniff die Augen zusammen. Die Gesichtsfarbe wechselte von Rosa zu Knallrot. Ihr Mund öffnete sich so weit, dass Merlin sehen konnte, wie ihr Gaumenzäpfchen hin und her wackelte. Für weitere drei Sekunden war es mucksmäuschenstill. Und erst jetzt entfaltete sich Idas gesamte Stimmgewalt.
Merlin war baff. ›Im Fernsehen lief doch neulich dieser Film über Brüllaffen‹, erinnerte er sich. ›Bis auf das fehlende Fell ist meine Schwester diesen Urwaldbewohnern erschreckend ähnlich.‹
»Ach, Merlin. Ärger sie doch nicht immer.« Doris Feldmann nahm ihre Tochter auf den Arm und versuchte, sie zu beruhigen.
»AberdamussdiekleinePupsiedochnichweiniweini«, zwitscherte sie mit dem typischen ›Mama-beruhigt-Baby-Singsang‹. »DashatdochderMerlimerlinichsogemeint.«
Um gegen den Lärm anzukommen, musste Merlin sich große Mühe geben. »Mama!«, rief er. »Der Merlimerli muss jetzt los!«
»Viel Spaß, mein Schatz«, übertönte seine Mutter die auf Hochtouren laufende Ida. »Und vergiss nicht, Hugo bei Herrn Krawinkel abzuliefern!«
»Bin schon zu ihm unterwegs!« Merlin hatte bereits die Haustür erreicht. »Tschau, ihr zwei Brülläffchen.«
Mit einem ordentlichen Rums ließ er die Haustür ins Schloss fallen.
›Wenn Mama wüsste‹, dachte er verschmitzt und schulterte seinen Rucksack.
Der Rübenfelder Reise-Riese
Der Rübenfelder Reise-Riese
Natürlich war es verboten, auf eine Klassenfahrt sein Haustier mitzunehmen. Und da Hugo zweifelsfrei tierischer Abstammung war, galt dies auch für ihn. Mit seinen Eltern hatte Merlin ausgemacht, dass Hugo bei Dirk Krawinkel bleiben durfte, solange er weg war. Krawinkel, besser bekannt als der Dreckige Dirk, und die Mitglieder der Schwarzen Pfote waren seit ihrem Fall um die vergiftete Hommel eng befreundet. Sein tapsiger Rottweiler Hasso und Hugo hatten sich auf Anhieb verstanden.
Merlin zog sein BMX-Rad aus dem Fahrradständer und stieg auf. Mit der flachen Hand klopfte er zweimal auf das Brett, das sein Vater an den Fahrradrahmen montiert hatte. Sofort sprang Hugo auf. Bevor es losging, zupfte Merlin seinem Vierbeiner noch zwei Styroporkügelchen aus dem Fell. Dann trat er gut gelaunt in die Pedale.
Merlin freute sich über die morgendlichen Sonnenstrahlen, die einen herrlichen Tag ankündigten. Und Hugo genoss es, seine Schnauze in den Fahrtwind zu strecken und die verschiedenen Gerüche der Stadt zu erschnuppern. Als sie an der Metzgerei von Herrn Hammel vorbeifuhren, wäre Hugo um ein Haar vom Rad gefallen. Er hatte sich zu weit zur Seite gelehnt, um möglichst lange den Duft von frischen Bratwürsten und Leberwurst in der Nase zu haben.
»Mensch, Hugo!« Merlin schaffte es gerade noch, ihn mit einer Hand festzuhalten. »Du bist ja schlimmer als Fips.«
Der Name von Merlins bestem Freund löste bei Hugo pure Begeisterung aus. Schwanzwedelnd drehte er seinen Kopf nach hinten und guckte sein Herrchen mit großen Augen an. Dabei wurde sein linkes Ohr vom Wind erfasst und die Spitze flatterte direkt vor sein Auge. Verzweifelt versuchte er immer wieder, sie mit einer Pfote nach hinten zu schieben.
»Wie soll ich es denn bitte drei Tage ohne dich aushalten?«, sagte Merlin grinsend.
An der großen Kreuzung hinter dem Rathaus hätte er eigentlich nach links abbiegen müssen, um zu Dirks Schrottplatz zu kommen. Doch Merlin fuhr unbeirrt geradeaus weiter.
»Ich hab Dirk gesagt, dass er doch nicht auf dich aufpassen muss. Er denkt also, dass du zu Hause bleibst. Mama denkt aber immer noch, dass du bei Dirk bist. So denkt keiner, dass du bei mir sein könntest. Und ich denke, dass es das Beste ist, wenn du mitkommst«, erklärte er Hugo schmunzelnd. Die Frage war nur, wie Hugos Teilnahme an der Klassenfahrt unbemerkt bleiben sollte. Aber darüber wollte Merlin sich Gedanken machen, wenn es so weit war. Bevor sie die Schule erreichten, verstaute Merlin seinen Vierbeiner im bisher nur halb gefüllten Rucksack.
Ein knallroter Omnibus mit grüner
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