Klassenfahrt ins Gruselschloss - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 7
rollte mit den Augen.
»Jungs«, konterte Charlotte lachend und tat so, als würde sie sich den Finger in den Hals stecken.
Wütend guckte Frau Schimmsel hinter dem Bus hervor. Sie war gerade dabei, das »Hommelsdorfer Gymnasium on Tour«-Plakat an die Rückseite des Reise-Riesen zu kleben.
»Schluss mit dem Geschwätz!«, keifte sie. »Abfahrt in einer Minute!«
Mit einem dumpfen Knall wurde der Motor gestartet. Aus dem Auspuff schoss eine dicke schwarze Rauchwolke. Direkt unter das Kleid der Direktorin. Kurz wurde es angehoben, und ihre behaarten Beine kamen zum Vorschein. Schreiend vor gespieltem Entsetzen rannten Charlotte und Fips in den Bus. Gerda Schimmsel wurde grün im Gesicht und bekam einen mittelschweren Hustenanfall. Es sah aus, als würden die Reste der Abgase aus ihrem Kragen qualmen.
Diesen Moment nutzte Merlin. Er stieg auf die erste Stufe der Bustür. Seinen Rucksack hatte er dabei fest an die Brust gedrückt. Er konnte Hugo unmöglich unten ins Gepäckfach stecken. Charlottes Sorge, Hugo könnte entdeckt werden, verdrängte er.
»Moment, junger Mann«. Jemand versperrte ihm den Weg. »Was haben wir denn da?«
Blinder Passagier
Blinder Passagier
Roland Riese wurde seinem Namen nicht wirklich gerecht. Vor Merlin baute sich ein schmächtiger, älterer Herr mit buschigen Augenbrauen und Halbglatze auf. Obwohl er eine Stufe über Merlin stand, waren sie auf gleicher Höhe. Herr Riese war winzig.
»Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste«, sagte Riese. Seine Stimme war rau wie ein Reibeisen. »Aber in meinen Bus hat bisher noch nie jemand was unbemerkt reinschmuggeln können.«
Merlin schluckte. Seine Knie fingen leicht an zu zittern. Hatte Herr Riese etwa vorhin gesehen, wie Hugo seinen Kopf aus der Tasche gestreckt hatte?
Grob riss der Busfahrer Merlin den grauen Rucksack aus den Händen. Er zwängte sich an ihm vorbei und stieg aus dem Bus. Merlin wollte hinterher. Doch Frau Schimmsel stand plötzlich vor ihm und drängte ihn die Stufen nach oben.
»Sofort alle hinsetzen!«, befahl sie und schob Merlin durch den Mittelgang. Eine aufdringliche Abgas-Benzin-Duftwolke ging von ihr aus. Durch das Seitenfenster konnte er sehen, wie Herr Riese seinen Rucksack in das Gepäckfach warf und die Klappe zuschlug. Erschrocken blieb Merlin stehen. Die Schimmsel gab ihm von hinten einen Stoß, und Merlin landete auf dem freien Sitzplatz neben der Toilette.
»Und jetzt Ruhe!«, brüllte die Direktorin.
Fips saß in der Reihe direkt hinter Merlin. »Sei doch froh, dass der Busfahrer Hugo nicht bemerkt hat«, flüsterte er durch den Spalt zwischen den Lehnen nach vorne.
»Ruuuuheeee!« Frau Schimmsel war mal wieder auf hundertachtzig.
»Aber der Arme kann doch nicht eingesperrt im Laderaum mitfahren«, erwiderte Merlin so leise wie möglich.
»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn sein Freund. »Die Fahrt dauert nur eine Stunde. Das hält Hugo locker durch. Bestimmt pennt unser blinder Passagier schon ganz gemütlich.«
›Na, hoffentlich hat er recht‹, dachte Merlin.
Mit einem lauten Zischen schloss sich die Bustür. Herr Riese schwang sich auf den Fahrersessel und schnallte sich an. Von hinten sah es aus, als würde ein Kind am Steuer sitzen. Als der Bus sich ruckelnd in Bewegung setzte, brach fröhlicher Jubel bei den Schülern aus.
Nur Charlotte warf Merlin aus der ersten Reihe einen vorwurfsvollen Blick zu. Dass er Hugo mitgenommen hatte, war ihrer Meinung nach einfach viel zu riskant.
»Die kriegt sich schon wieder ein.« Fips hatte Charlottes Blick auch bemerkt. »Ich finde es cool, dass du ihn eingepackt hast. So ist die Schwarze Pfote wenigstens komplett.«
Neben Charlotte sah Merlin die blonden Locken von Marie Perschke über die Sitzlehne ragen. Im Kindergarten waren sie unzertrennliche Freundinnen gewesen. Doch während Charlotte irgendwann keine Lust mehr auf Puppen und Kleider hatte, entwickelte sich Marie zu einem richtigen Mädchen. Für sie war das Klassenzimmer der Laufsteg, um aller Welt ihre neuesten Outfits zu präsentieren. Natürlich nie ohne das passende Make-up. Merlin fand sie meistens ziemlich zickig.
Eine Reihe dahinter saßen Anna und Hannah van Duwen. Die beiden hatten glatte schwarze Haare, die ihnen bis zur Schulter reichten. Über der Stirn waren sie zu einem geraden Pony geschnitten. Als die Schwestern merkten, dass Merlin zu ihnen guckte, winkten sie ihm schüchtern zu.
»Hallo, Merlin«, grüßten sie gleichzeitig. Es war nichts Ungewöhnliches, dass
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