Klassenfahrt ins Gruselschloss - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 7
sie genau im gleichen Moment dasselbe sagten. Charlotte hatte mal im Internet recherchiert und herausgefunden, dass dieses Phänomen bei eineiigen Zwillingen häufig zu beobachten war. »Eineiiger als Anna und Hannah geht gar nicht«, sagte Fips immer. Tatsächlich waren die beiden so gut wie nicht auseinanderzuhalten. Sogar ihre eigene Mutter tat sich manchmal schwer damit. Zu allem Überfluss waren sie auch immer haargenau gleich angezogen.
Der Großteil der Klasse saß im hinteren Teil des Busses. Merlin drehte sich um und guckte in die letzte Reihe.
›War ja klar, wer sich da breit macht‹, dachte er.
Die Hommelsdorfer Höllenhunde
Die Hommelsdorfer Höllenhunde
Breitbeinig hockte der fiese Frederik in der Mitte der letzten Reihe und kaute mit offenem Mund Kaugummi.
»Angeber«, murmelte Merlin.
Neben Penkwitz saß dessen bester Freund. Mike Renner himmelte den fiesen Frederik regelrecht an. Vor Kurzem hatten die beiden eine »Motorradbande« gegründet. Sie nannten sich »Die Höllenhunde«. Seitdem trugen sie blaue Lederjacken mit ihrem Bandenlogo auf dem Rücken: einer dicken Bulldogge mit Stachelhalsband und Sonnenbrille. Drumherum prangte der Schriftzug »Hommelsdorfer Höllenhunde«. Dass sie weder Motorräder besaßen noch überhaupt welche fahren durften, schien sie nicht zu stören. Mikes Vater war in den Umweltskandal um die vergiftete Hommel verwickelt gewesen. Weil die Schwarze Pfote den Textilfabrikanten Renner als den Übeltäter hatte überführen können, war Mike alles andere als gut auf Merlin und seine Freunde zu sprechen.
Als sich Mikes und Merlins Blicke trafen, versuchte der Höllenhund so gefährlich wie möglich zu gucken. Er zog am Strohhalm und schlürfte den Rest seines Orangensaftes. Dann hielt er die Trinktüte auf Höhe seines Gesichtes und zerknüllte sie in der Faust. Damit wollte er Merlin andeuten, dass er ihn genauso zerquetschen würde, wenn er könnte.
Frederik war begeistert von der Gefährlichkeit seines Bandenmitglieds. »Ha, Ha, Höllenhund«, rief er und hob die Hand, um mit Mike abzuklatschen.
›Was für ein blöder Schlachtruf‹, dachte Merlin.
Genau in dem Moment, als sie ihre Handflächen aufeinanderschlagen wollten, stieg Herr Riese unerwartet auf die Bremse. Mikes Oberkörper wurde nach vorne geworfen und Frederiks Hand traf ihn laut klatschend mitten im Gesicht.
Grinsend drehte Merlin sich wieder um. Aus den Lautsprechern ertönte ein unangenehmes Knistern. Wobei das noch gar nichts war im Vergleich zu der darauffolgenden Stimme.
»Achtung, Achtung«, hörte man die Direktorin krächzen. »Sobald wir das Schloss erreicht haben, gelten folgende Regeln. Erstens: Es wird nichts angefasst. Zweitens: Punkt neun Uhr abends ist das Licht aus. Drittens: Alle hören auf mein Kommando.«
Durch den schmalen Spalt zwischen den Sitzen sah Merlin, wie Fips sich einen Schokoriegel zwischen die Zähne schob.
»Wie lange noch?«, flüsterte Merlin.
Sein Freund biss fast die Hälfte des Riegels auf einmal ab und beugte sich nach vorne.
»Empf empfen empf emepf«, brabbelte er.
»Mann, Fips!« Merlin hatte nicht die geringste Chance, auch nur ein Wort zu verstehen. »Für dich braucht man echt mal ein Spezialwörterbuch: ›Mit vollem Mund – deutsch, deutsch – mit vollem Mund‹.«
Fips schluckte den Großteil der süßen Schoko-Karamell-Masse hinunter und grinste breit. »Moment, ich übersetze«, sagte er. »Empf empfen empf emepf heißt: Wir müssten gleich da sein.«
»Meinst du, Hugo ist okay?«, fragte Merlin besorgt.
Um ihn zu beruhigen, legte Fips ihm von hinten eine Hand auf die Schulter.
»Tausendpro«, versicherte er. »Bedeutet in ›mit vollem Mund‹ so viel wie …«, schnell schob er sich die zweite Hälfte des Riegels zwischen die Zähne und nuschelte »hmpfenhmpf«.
Nachdem der Rübenfelder Reise-Riese die Stadtgrenze von Hommelsdorf hinter sich gelassen hatte, war es in Richtung Norden gegangen. Man hatte zwei kleine Ortschaften passiert und fuhr nun durch ein riesiges Waldgebiet. Merlin guckte nach draußen. Hunderte Baumstämme flogen an seinem Auge vorbei. Dazwischen fiel immer wieder das Sonnenlicht hindurch und blendete ihn. Es flackerte, als würde er ganz schnell die Augen auf- und zumachen.
Wegen der schwierigen Sichtverhältnisse hätte Roland Riese fast die Abzweigung verpasst. Im letzten Moment erkannte er den wackeligen Holzpfeil mit der Aufschrift »Schloss Böselfeld« am rechten Straßenrand. Er riss das Lenkrad herum
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