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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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nicht Manuela. Meike war anders.
    Franzi seufzte. War sie das wirklich? Sie betrat das kleine Café, vor dem sie stand, und setzte sich an einen Tisch. Ganz sicher würde Meike Franzi nicht für einen Mann verlassen.
    Aber hatte Cori ihr das nicht auch ständig über Manuela gesagt? Sie hatte es nicht wahrhaben wollen – und am Ende umso mehr gelitten.
    Franzi bestellte einen Kaffee. Dann suchte sie ihr Handy und wählte Meikes Nummer. Sie musste kurz mit Meike reden, um sich zu beruhigen. Franzi ließ lange klingeln, aber niemand nahm ab. Sie spürte ein Brennen in der Magengegend. Was, wenn Meike doch . . . Aber sie schob den Gedanken beiseite. Meike war auf Klassenfahrt. Das war alles. Da konnte sie nicht ständig ans Telefon.
    Die Kellnerin brachte Franzis Kaffee.
    Franzi musste mit jemandem über diese Begegnung reden. Und wen würde es mehr interessieren als Cori?
    »Hallo, Süße, was verschafft mir denn die Ehre eines Anrufes von dir? Und das mitten am Tag?«, schallte Cori gutgelaunt durch den Hörer.
    »Och«, druckste Franzi herum. »Nichts Besonderes.« Durch Coris fröhliche Stimme war ihr klargeworden, was für eine bescheuerte Idee es war, ausgerechnet Cori von Manuela zu erzählen. Es würde sie nur an die schlimme Zeit erinnern und ihr die Laune verderben.
    »Das kann ich ja kaum glauben«, lachte Cori. »Du rufst doch nicht nur so an. Wo bist du?«
    Franzis Finger klammerten sich um den Henkel ihrer Kaffeetasse. »In Braunschweig.«
    »Und das sagst du erst jetzt? Wir hätten uns in meiner Mittagspause treffen können.«
    »Besser als das, was mir passiert ist«, rutschte es Franzi heraus.
    »Aha. Ich wusste, du verschweigst mir irgendwas.« Die Genugtuung war Cori anzuhören. »Was genau ist dir passiert?«, bohrte sie nach.
    Franzi atmete schwer aus. »Ich habe Manuela getroffen«, ließ sie nun doch die Bombe platzen.
    »Meine Manuela?« Die Fröhlichkeit war augenblicklich aus Coris Stimme gewichen.
    »Genau die.«
    »Und? Wie . . . Was . . .« Cori brach ab.
    »Sie lässt dich schön grüßen.«
    »Geht es ihr gut?«
    Franzi zögerte. »Also . . .«
    »Du musst mich nicht verschonen.«
    »Ihr und ihrem Verlobten schien es blendend zu gehen. Jedenfalls haben sie um die Wette gestrahlt, während sie dabei waren, nach Eheringen zu suchen.«
    Von Cori kam keine Reaktion. Nur Schweigen in der Leitung.
    »Bist du noch da?«, fragte Franzi besorgt. Sie war jetzt sicher, dass sie Cori die Wahrheit besser hätte verschweigen sollen.
    »Ja«, antwortete Cori. »Sie hat den Frauen also abgeschworen. Ich war wirklich nur ein Ausrutscher. Ein Abenteuer. Was auch immer.« Die Bitterkeit war nicht zu überhören. »Ich habe auch nichts anderes erwartet.«
    »Es tut mir leid«, murmelte Franzi.
    »Ach, ist ja nicht deine Schuld. Hetero-Frauen. Denen sollte man verbieten, uns Lesben den Kopf zu verdrehen«, sagte Cori verächtlich. »Apropos: Was macht deine Auserwählte?«
    Franzi spürte einen Stich in der Brust. »Meike ist gerade auf Klassenfahrt.«
    »Und gibt es sonst etwas Neues? Fortschritte in Bezug auf ihr Outing?«
    »Na ja«, grummelte Franzi.
    »Ich möchte doch nur nicht, dass Meike dir so das Herz bricht, wie Manuela es bei mir getan hat«, erklärte Cori in mitfühlendem Tonfall.
    Franzi nahm einen Schluck Kaffee. »Ich weiß, aber . . .« Sie brach ab.
    »Was?«
    »Meike ist anders. Sie beteuert mir immer wieder, wie schön es mit mir ist. Wie wundervoll.« Ein verträumtes Lächeln stahl sich in Franzis Gesicht.
    »Süße. Ich will deine Illusionen nicht zerstören, aber glaub mir, das tun sie alle. Wenn es noch neu und aufregend ist. Es ist so anders mit einer Frau. Dass es aber vielleicht doch nicht das ist, was sie auf Dauer wollen, das verdrängen sie.« Cori seufzte. »Ich möchte doch nur nicht, dass du verletzt wirst.«
    »Ich pass schon auf mich auf.«
    »Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, lachte Cori. »Und nächstes Mal, wenn du in Braunschweig bist, sag mir rechtzeitig Bescheid.«
    »Ja, mach ich. Das hat sich heute ganz spontan ergeben. Meine Batterie war kaputt, ich brauchte dringend eine neue.« Franzi sah auf ihre Uhr. »Und ich glaube, so langsam kann ich mich auch auf den Weg machen, mein Auto abzuholen.«
    »Mach das. Wir sehen uns zum Billard«, verabschiedete sich Cori.
    Franzi legte auf und starrte in den schwarzen See in ihrer Kaffeetasse. Meike würde ihr nicht das Herz brechen. Sie liebten sich. Es war nicht bloß ein Abenteuer

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