Klassentreffen (German Edition)
für Meike; Franzi war kein Lückenfüller für sie. Oder . . .?
~*~*~*~
E ndlich hatte Meike ein paar Minuten für sich. Die Schüler forderten sie ganz schön. Sie setzte sich auf ihr Bett. Die Zeit in Norddeich war wie im Flug vergangen. Heute war schon der letzte Abend; morgen würde sie wieder bei Franzi sein. Endlich. Sie hatte Franzi schrecklich vermisst, in jeder freien Sekunde an sie gedacht. So eine Sehnsucht hatte sie schon lange nicht mehr gespürt. Bei Thomas war sie am Schluss stets froh gewesen, ein paar Tage entfliehen zu können, ihre Ruhe vor ihm zu haben.
Meike wählte Franzis Nummer. Wie jeden Abend freute sie sich darauf, Franzis Stimme zu hören. Aber noch viel lieber hätte sie Franzi persönlich in die Arme geschlossen.
»Guten Abend, mein Sonnenschein«, begrüßte Franzi sie. »Ich wollte gerade zum Schwimmen. Du hast Glück, dass du mich erwischst.«
Meike schloss die Augen und lehnte sich zurück. »Das ist wirklich Glück. Wie hätte ich den Abend ohne deine Stimme überstehen sollen?« Sie lächelte.
»Weißt du schon, wann ihr morgen zurückkommt?«, fragte Franzi.
»Wenn alles gutgeht, so gegen achtzehn Uhr.«
»Du kannst dich ja mal von unterwegs melden.«
»Mach ich.«
»Was hast du heute Schönes unternommen?«, fragte Franzi.
»Heute Morgen waren wir am Meer.« Meike seufzte. »Das war richtig schön.«
»Das glaube ich dir sofort.« Auch Franzi seufzte.
»Und dann hatten die Kinder ein bisschen Freizeit. Gleich ist noch der Abschlussabend. Musik und Tanz.« Meike kicherte. »Und Saft. Jedenfalls offiziell.«
»Wahrscheinlich werden sich die Schüler genauso gewissenhaft daran halten, wie wir das immer getan haben«, bemerkte Franzi, und ihr Grinsen war deutlich zu hören. »Was macht eigentlich dein Kollege? Verhält er sich anständig? Du hast gar nichts mehr von ihm erzählt.«
»Na ja«, druckste Meike herum. Sie hatte Franzi nicht berichtet, was am ersten Abend passiert war. Sie wollte Franzi nicht beunruhigen. Und außerdem . . . Ihr Gewissen zwickte sie. Es hätte Franzi verletzt, wenn sie erfahren hätte, dass Meike sie verleugnet hatte.
»Sag ihm, dass er es mit mir zu tun bekommt, wenn er sich dir gegenüber nicht benimmt.« Franzi lachte.
Aber Meike war nicht nach Lachen zumute, auch wenn es nur ein Scherz hatte sein sollen. »Du musst dir keine Sorgen machen.«
»Du fehlst mir. Ich freue mich, wenn du morgen wieder bei mir bist.«
»Ich mich auch. Mach dir noch einen schönen Abend. Bis morgen«, beendete Meike das Gespräch und legte auf. Sie atmete noch einmal tief durch, ehe sie sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum machte.
Karsten und einige Schüler hatten sich bereit erklärt, die Vorbereitungen zu treffen. So kam Meike in einen geschmückten Raum. Die Musik spielte schon – ein Lied, das Meike aus dem Radio kannte.
»Frau Jakobs, da sind Sie ja endlich«, begrüßte Julian sie.
»Das sieht gut aus, was ihr hier gemacht habt.« Meike lächelte ihrem Schüler zu und sah sich bewundernd um.
»Danke schön«, mischte sich Christian ein. Er klopfte Julian auf die Schulter. »Haben Sie einen speziellen Musikwunsch?«
Meike schmunzelte. »Nein, wirklich nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass das, was eure alte Lehrerin hört, euch gefallen würde.«
»So alt sind Sie doch gar nicht«, schäkerte Julian mit ihr.
Meike nahm sich ein Glas Cola und setzte sich in eine Ecke. Von hier aus konnte sie gut die Tanzfläche beobachten, auch wenn es ziemlich dunkel in dem Raum war. Die Deckenbeleuchtung war gedimmt – die einzige Möglichkeit, eine Atmosphäre zu schaffen, die wenigstens ein bisschen an eine Disko erinnerte.
Christian saß neben dem CD-Player und kümmerte sich um die Musik. Er war der geborene Unterhalter, das hatte Meike schon mehrfach in der Schule bemerkt – wenn auch eher zu ihrem Leidwesen. Julian tanzte ziemlich eng mit Daniela. Verliebt lächelten sich die beiden an. Offensichtlich waren sie sich im Laufe der Klassenfahrt nähergekommen.
Unweigerlich musste Meike an Franzi denken. Daran, wie Franzi sie ansah. Das Strahlen in ihren Augen. Ihr Lächeln.
»Na, wovon träumst du? Von mir?« Karsten stand vor ihr und grinste sie anzüglich an.
Meike verdrehte die Augen. »Ganz bestimmt nicht.«
»Hast du dir mein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen?« Er zwinkerte ihr zu. Das sollte wohl verführerisch wirken, verfehlte diesen Effekt aber völlig – es sah einfach nur lächerlich aus. Meike musste sich
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